Schach ist eine Sportart mit einem schier unendlichen Fachjargon. Über allem steht die Göttin Caissa, deren Liebe am Spieltisch gewonnen wurde.
Springer, Turm oder Läufer: Selbst Laien können diese Begriffe dem Schachsport zuordnen. Interessant ist im schier unendlichen Schach-Jargon, dass sich fast alle Begriffe dem Spielablauf widmen. Fast alle.
Denn da gibt es noch die Schachgöttin Caissa. Dabei ist Caissa keine wirkliche Göttin aus dem Jenseits, sondern wurde im Diesseits des 18. Jahrhunderts durch ein Gedicht zu einer gemacht. Darin verliebt sich der Kriegsgott Mars in die Nymphe Caissa. Doch weil Caissa die Liebe nicht erwidert, erfindet Mars das Schachspiel, um ihre Liebe zu gewinnen. Inmitten von Logik und Mathematik spielen plötzlich Glaube und Liebe eine Rolle.
Gott Mars spielt mit hinterlistigen Tricks
Christoph Thee, 2. Vorsitzender des Schachvereins Bad Laasphe, stellt aber klar, dass wohl niemand beim Spielen auf Glaube setzt. Selbst Aberglaube, der in anderen Sportarten zum Teil weit verbreitet ist, hat hier kaum Platz. Doch gibt es auf psychologischer Ebene ein paar Dinge, die laut Thee Vorteile bringen können: „Es gibt gewisse Eröffnungen, die man dem Gegner versucht aufzuzwingen, da muss man höllisch aufpassen. Deshalb beginnt man zum Beispiel lieber mit den weißen Figuren.“ In puncto Psycho-Spielchen sei es „nicht mehr so, wie vor dreißig Jahren, wo noch am Tisch geraucht und der Qualm dem Gegner ins Gesicht geblasen wurde.“ Heute herrschen andere Sitten. Wenn zum Beispiel der Gegner an der Reihe ist, darf mit dem Kugelschreiber nicht geklickt werden. Solche hinterlistigen Tricks wendet schließlich nur Mars an, wenn seine Liebe unerwidert bleibt.
In der Rubrik „Sprache des Sports“ erläutert unser Kolumnist Heiko Rothenpieler spezifische Begriffe aus verschiedenen Sportarten
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