Gladbeck. Der nächste Sommer mit Rekordtemperaturen kommt bestimmt. Wie sehen Hitzeschutzpläne für Gladbeck aus? Was wurde bereits umgesetzt?
Beim Blick nach draußen vermag wohl kaum jemand an eine Hitzewelle zu denken. Zwar lässt sich die Sonne dann und wann blicken, aber meistens ballen sich in diesen Tagen dicke, dunkle Wolken, die mehr Regen herunterprasseln lassen, als vielen lieb ist. Doch eines ist gewiss, die Temperaturen werden unaufhaltsam steigen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist fest davon überzeugt: „Der Klimawandel wird Hitzeschutz zu einem Dauerproblem machen.“ Das bedeutet: Deutschland muss sich darauf vorbereiten. Was tut Gladbeck, um die Bevölkerung vor extremen Temperaturen zu schützen? Auf welche Instrumente gegen den Klimawandel setzen die Fachleute im Rathaus?
Auch interessant
Allerorts stehen Kommunen vor einer Riesenaufgabe. Da kann es helfen, wenn sie sich zusammentun und gemeinsam an einem Strang ziehen. Das Wetter macht schließlich keinen Halt an Ortsgrenzen. „Die Stadt Gladbeck ist assoziierte Partnerin im Programm HAP.regio: Hitzeaktionsplanung für die Emscherregion“, berichtet Anna Langhof, Sprecherin in der Stadtverwaltung. Gemeinsam wollen die Mitglieder der Initiative Verantwortung übernehmen für die Hitzereduktion im öffentlichen Raum.
Was planen die Fachleute für Gladbeck?
In Zusammenarbeit mit dem Kreis Recklinghausen und dem dort ansässigen Gesundheitsamt wird ein Hitzeaktionsplan für Gladbeck erstellt, der kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen einschließt. „Darüber hinaus ist der Hitzeschutz ein zentraler Baustein im Klimafolgenanpassungskonzept, das sich derzeit in Bearbeitung befindet“, sagt Anna Langhof.
Wie können sich Gladbecker einbringen?
Die Öffentlichkeit soll beteiligt werden, zum Beispiel in Form einer Klimamap. Hier können die Menschen in Gladbeck unter anderem kühle oder hitzeanfällige Orte eintragen. Die Rathaussprecherin ergänzt: „Zudem werden weitere Bausteine wie Hitzespaziergänge, zielgruppenspezifische Vorträge, Poster-Aktionen oder die Einrichtung eines Hitzeportals auf der Homepage geprüft.“
Sind auch kostenlose Trinkwasserbrunnen in der Innenstadt ein Element des Plans?
„Die Planung von Trinkbrunnen zur kostenfreien Nutzung ist Teil des Klimaanpassungsmanagements und wird in diesem Zusammenhang angegangen“, heißt es aus der Gladbecker Stadtverwaltung. Insbesondere sollen im innenstädtischen Bereich weitere Refill-Stationen entstehen, „bei denen Bürgerinnen und Bürger einen mitgebrachten Getränkebehälter kostenlos mit Leitungswasser auffüllen lassen können“.
Wo befinden sich in der Innenstadt Refill-Stationen?
Im Fritz-Lange-Haus an der Friedrichstraße 7 gibt es bereits einen frei zugänglichen Trinkwasserspender. Außerdem besteht an mehreren Stellen die Möglichkeit, sich ein mitgebrachtes Gefäß kostenlos mit Leitungswasser füllen zu lassen. Diese Orte sind: das DRK-Beratungs- und Servicecenter (Bottroper Straße 4-6), das DRK-Zentrum an der Europastraße 26, der Kotten Nie (Bülser Straße 57), das Seniorenzentrum Nord (Feldhauser Straße 243) und das Seniorenzentrum Süd (Horster Straße 349).
Welche Rolle spielen Pflanzen in dem Hitzeschutzkonzept?
Es dürfte mittlerweile zu einer Mehrheit in der Bevölkerung durchgedrungen sein, dass sich bebaute und versiegelte Flächen aufheizen. Daher könnten die Bestrebungen im Kampf gegen Rekordhitze auf die vereinfachte Formel gebracht werden: Grün kontra Asphalt.
Was gibt‘s Neues in punkto Begrünung?
Das Förderprogramm „Naturnahe Gestaltung von Vorgärten“ ermöglicht Privatleuten, sich die Umgestaltung von strukturarmen in naturnahe Vorgärten fördern zu lassen. Anna Langhof kündigt an: „Neu in diesem Jahr ist, dass im Bereich von Hitzeinseln auch straßenabgewandte Flächen gefördert werden können. Auf diese Weise soll der Ausbildung von Hitzeinseln vorgebeugt und eine höhere Lebensqualität ermöglicht werden.“
Welche Elememte umfasst das Programm „Gladbeck goes Green“?
Weitere Begrünungsmaßnahmen, die das Programm „Gladbeck Goes Green“ umfasst, sind Wanderbäume, Gießpatenschaften für Stadtbäume, die Auslosung weiterer Social-Gardening-Hochbeete und die Verteilung kostenlosen Saatguts. Außerdem können Eigentümer, deren Immobilie in der Zone der Emschergenossenschaft liegt, einen Zuschuss für die Begrünung der Dachfläche beantragen. „Im Zuge der Innenstadtentwicklung wurden weitere Begrünungsmaßnahmen wie mobile Hochbeete für Geschäftsleute sowie neue Pflanzkübel auf dem Marktplatz und an der Goethestraße angestoßen“, so die Verwaltungssprecherin.
+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! +++
Eine geplante Großmaßnahme ist die Umgestaltung des Willy-Brandt-Platzes. Anna Langhof erläutert: „Neben einer besseren Verkehrsführung und Barrierefreiheit soll unter Berücksichtigung der aktuellen Klimaziele durch Reduzierung der Versieglung und Erhöhung des Grünanteils durch mehr Bäume das Stadtklima verbessert werden.“
Welche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt?
Das Thema Klimawandel ist nicht neu. Die Stadtverwaltung will die Bevölkerung mit Hilfen und Informationen unterstützen. Anna Langhof: „Im Jahr 2023 wurde eine auf Gladbecker Gegebenheiten angepasste Hitzebroschüre mit wertvollen Tipps für heiße Tage herausgegeben.“
Was erwarten Fachleute für die kommenden Jahre?
Wie Bundesminister Lauterbach betont, wird der Klimawandel wohl nicht mehr aus der Welt zu schaffen sein. „Das Thema Hitze ist eine globale Herausforderung. Die Eindämmung durch Klimaschutzmaßnahmen und die Anpassung an die veränderten Umweltbedingungen werden eine dauerhafte Aufgabe für alle gesellschaftlichen Gruppen sein“, stimmen die Spezialisten in der Gladbecker Stadtverwaltung zu.
Mit der Erstellung und der Umsetzung des Klimaanpassungskonzeptes sollen Kriterien für den Erfolg von Maßnahmen definiert werden; „auch wenn die Aufgaben nicht nur in den Kommunalverwaltungen bewältigt werden können.“
Wo bestehen voraussichtlich weiterhin Probleme?
Aber selbst wenn die zukünftigen Maßnahmen greifen sollten, dürfte wohl kaum eitel Sonnenschein in Gladbeck herrschen. Das räumen die städtischen Fachleute ein. „Die 2017 veröffentlichte Klimaanalyse zeigt bereits, dass in Gladbeck mit einer Zunahme an heißen Tagen mit Temperaturen von über 30°C zu rechnen ist. Zudem werden sich die Bereiche, in denen sich Hitzeinseln ausbilden können, räumlich ausdehnen.“
Davon betroffen seien insbesondere die Stadtteile Mitte I und II, in denen sich gleichzeitig eine hohe Anzahl an vulnerablen Personen aufhalten, die während Hitzetagen besonders anfällig sind: beispielsweise alte Menschen. Aber auch andere Stadtteile wie Brauck und Zweckel seien von den Auswirkungen der Klimaerwärmung betroffen. „Aus diesem Grund werden die Herausforderungen für Gladbeck im Klimafolgenanpassungskonzept systematisch analysiert und Maßnahmen entwickelt, um die Auswirkungen von Hitze und Extremwetterereignissen abzumildern.“
- Pflege. Neue Pflege begleitet Menschen bis in den Tod
- Unter Denkmalschutz. So lebt es sich in einem Gladbecker Denkmal
- Jubiläum. 125 Jahre Emschergenossenschaft haben Gladbeck verändert
- Erster Beigeordneter. Aufstieg: Volker Kreuzer vertritt Gladbecks Bürgermeisterin
- Handel. Mehr Leben in der Innenstadt: Einige Leerstände verschwinden
- Markt in Gladbeck. Entdeckungen am Marktstand: Kräuter, Gewürze und vieles mehr
- Mit Fotostrecke.EM-Rausch: So fiebern deutsche Fans in Gladbeck mit
- Zugewucherter Gehweg.Kein Durchkommen an der Wielandstraße: Stadt schafft Abhilfe
- Mit Fotostrecke.Party, Musik und Action: Die schönsten Bilder des Kidzivals
Doch Pläne und Ideen sind nur ein Teil des Zukunftsprojektes. „Die personellen und finanziellen Bedarfe zur Umsetzung baulicher Maßnahmen, wie beispielsweise die Einrichtung von Trinkwasserbrunnen, stellen eine Herausforderung dar“, gibt die Stadtverwaltung zu.