Gladbeck. Wie weit ist das Projekt Innovationcity in Gladbeck gediehen? Fachleute bewerten die Situation positiv, sehen aber auch noch Potenzial.

Ein Investitionsvolumen von mehr als einer Million Euro, 28 Anträge mit 42 Maßnahmen umgesetzt und abgerechnet, weitere 29 mit 64 Arbeiten „in der Mache“ – der städtische Sanierungsmanager Jörg Piontek-Möller zeigte sich in der gemeinsamen Sitzung von Umwelt- sowie Wirtschaftsförderungs- und Grundstücksausschuss zufrieden mit der aktuellen Situation im Projekt „Innovationcity“. Und personelle Aufstockung gibt’s für ihn und seine Kollegin Sophia Sprang auch: Carolin Reich verstärkt das Team.

Gladbeck: Innovationcity „ist ein Labor für die Kooperation mit dem Handwerk“

Das Trio agiert als Sanierungsmanager in den Quartieren Rentfort-Nord und Stadtmitte. Sinn des Projektes sei nicht nur der Klimaschutz, eben die Vermeidung von C02, sondern auch die Wirtschaftsförderung, stellte Piontek-Möller heraus. Er untermauerte diese Aussage mit Zahlen. „Vom bereits umgesetzten und abgerechneten Investitionsvolumen gingen 65 Prozent an Gladbecker Unternehmen“, meldete der Sanierungsmanager. Wenn diese Quote bei allen bereits bewilligten Maßnahmen beibehalten werde, ergebe sich für heimische Betriebe ein Gesamtumsatz von mehr als 620.000 Euro.

Auch interessant

Der Runde Tisch und das Awo-Quartiersmanagement Rentfort-Nord hatten zu einem Spaziergang durch den Stadtteil einladen, Sanierungsmanagerin Sophia Sprang aus der Umweltabteilung der Stadt Gladbeck erläuterte unter anderem Möglichkeiten der Dämmung.
Der Runde Tisch und das Awo-Quartiersmanagement Rentfort-Nord hatten zu einem Spaziergang durch den Stadtteil einladen, Sanierungsmanagerin Sophia Sprang aus der Umweltabteilung der Stadt Gladbeck erläuterte unter anderem Möglichkeiten der Dämmung. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Aber auch Unternehmen in Gladbecks (direkter) Nachbarschaft profitierten von den Aufträgen. 31 Prozent bekamen Betriebe in Städten wie Bottrop und Gelsenkirchen. Etwa 95 Prozent des Investitionsvolumens seien durch regionale Betriebe erbracht worden, das ergebe einen Gesamtumsatz von rund 499.430 Euro. Der Fachmann nannte Innovationcity „ein Labor für die Kooperation mit dem Handwerk“, das stärke Firmen vor Ort: „Die Bürger wollen lokale Unternehmen“. Als „Türöffner“ erwies sich neben Fördergeldern des Bundes auch der städtische Sanierungszuschuss: Er erhöhe nach Einschätzung der Experten die Bereitschaft, Geld in energetische Maßnahmen zu stecken.

Auch interessant

Als wichtigsten Baustein im Gladbecker Innovationcity-Projekt erachtet Piontek-Möller die Vor-Ort-Beratung. Bei Haus-zu-Haus-Kampagnen erreichten die Sanierungsmanager mindestens – je nach Straße – 20 Prozent der Haushalte, im Schnitt jedoch rund 40 Prozent. Spitzenwert: 65 Prozent erfolgreiche Beratungen. Neben diesen Tür-Aktionen boten die Fachleute individuelle Beratung und Auskünfte an, zum Beispiel bei Eigentümer-Versammlungen. Spezielle Aspekte wurden an Informationsabenden behandelt: Förderrichtlinien, Heizungssanierung, Energiesparen, Fassadenbegrünung, um nur einige Themen zu nennen.

Auch interessant

Kooperation mit Unternehmen

Bei „Innovationcity Ruhr“ handelt es sich um ein Projekt, mit dem Stadtquartiere umfassend energetisch saniert werden sollen. Durch einen klimagerechten Umbau sollen die Kohlenstoffdioxid-Emissionen um die Hälfte verringert und die Lebensqualität gesteigert werden. Den Beginn machte das Pilotgebiet in Bottrop, Gladbeck folgte in den Jahren 2017/2018 im so genannten „Rollout“.

Das Innovationcity-Team in Gladbeck will im Jahr 2020 einen Schwerpunkt auf Gewerbetreibende legen. Für diese Zielgruppe sollen gezielt Angebote und Projekte entwickelt werden.

Geplant ist, Unternehmern neben der Sanierung des Gebäudebestands die Themen Energieeffizienz und Klimaanpassung näher zu bringen. Aspekte könnten unter anderem Stadtgrün und Starkregenvorsorge sein.

Zudem soll Elektromobilität verstärkt in den Fokus rücken. Vorgesehen seien die Einbindung in die Erstellung eines themenbezogenen Konzepts und Informationen zu Lastenrädern sowie Liefer- und Servicedienstleistungen. Eine Kernfrage, die sich Geschäftsleite stellen, so Fachmann Jürgen Harks: „Können sie ihren Fuhrpark elektrifizieren?“ Ein erster Workshop befinde sich bereits in Abstimmung mit Unternehmern.

„Wichtig ist, dass wir die Beratungstätigkeit erhöhen“, sagte Piontek-Möller. Das Team hat für dieses Jahr eine lange To-do-Liste aufgestellt. Darauf stehen Aufgaben wie ein Infopaket für neue Immobilieneigentümer, Haus-Plaketten für geförderte sanierte Gebäude, Kampagnen zum plastikfreien Wochenmarkt sowie Fachvorträge (mit Partnern) zum Energiesparen, Einbruchschutz und klimagerechter Ernährung. Die bewährten Formate wie die besagten Haus-zu-Haus-Aktionen – in der 11. Kalenderwoche „In der Mark“ und 13. Woche Schwechater Straße – sowie die Pflanzentauschbörse (26. April) sollen fortgesetzt werden.

Die Sanierungsmanager arbeiten auch mit anderen Einrichtungen und Institutionen. Mit der Volkshochschule wurde ein Seminar „Plastikfrei“ durchgeführt. Mit Quartiersmanager Norbert Dyhringer machten sich Experten auf den Weg, um bei einem Stadtteilspaziergang Sanierungsmöglichkeiten vorzustellen – sei es nun Dämmung, Dachbegrünung oder Photovoltaikanlage.

Auch interessant

Apropos Photovoltaik. Auf diesem Sektor sieht Jürgen Harks, Leiter der städtischen Umweltabteilung, „noch ein erhebliches Potential“. Deshalb sollen etwa 500 Bürger, „deren Dächer für Photovoltaik geeignet sind“, Post aus dem Rathaus bekommen. Weitere Themen, die Harks & Co. aufgreifen wollen, sind: Wildbienen, Vorgartengestaltung, nachhaltiger Lebensstil und kostenloses Wasser an Ausgabestellen. Die Agenda ließe sich fortsetzen: Die Sanierungsmanager und Fachleute in der Stadtverwaltung haben sich viel vorgenommen . . .