Gladbeck. Die Energiekrise hat einen positiven Effekt in Gladbeck: Energetische Sanierung hat an Bedeutung zugenommen. Das empfehlen Profis.

Photovoltaik-Anlage, Dämmung, Wärmepumpe – es gibt der Produkte viele auf dem Markt, um sein Zuhause energetisch flott zu machen. Nur: Was ist für welches Gebäude geeignet? Welcher Weg rechnet sich? Das Projekt „Innovation City“ bietet Möglichkeiten, Expertise und Beratung zu nutzen. Nicht zu vergessen das liebe Geld. Finanzielle Förderung soll die Entscheidung ebnen, Nägel mit Köpfen zu machen und in Gebäude zu investieren. Diese Chance ergreifen Interessierte in Gladbeck offenbar gerne. Dabei spielt die Energiekrise oft eine zentrale Rolle.

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Jürgen Harks, Leiter der städtischen Umweltabteilung, berichtet: „In diesem Jahr haben wir bereits 74 Anträge auf Förderung bekommen. In 2022 waren es insgesamt 88.“ Anno 2021 wurden 45 Förderanträge gestellt. Kleine Einschränkung: Seinerzeit herrschte eine Ausnahmesituation. „Durch die Energiekrise haben sich die Zahlen fast verdoppelt, sie wirkt wie in Treiber“, bemerkt Harks.

Energie ist knapp und teuer: Wie können Gladbecker sparen?

Heißt im Klartext: Ist Energie knapp und teuer, überlegen sich die Menschen, wo und wie sie die Kosten drücken können. Vor allem Photovoltaikanlagen erfreuen sich ungebrochenen Interesses. Sie seien das Produkt, das am häufigsten nachgefragt werde. Das gilt für Dach-Modelle, aber auch für die „immer moderneren Balkon-Anlagen“, so Harks.

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Letztere können nach Aussage des Experten mit einer Finanzspritze ab 150 Euro einkalkuliert werden – bei Investitionskosten von 350 bis 1000 Euro. Deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen Interessenten für Dachanlagen. Der städtische Sanierungsmanager Jörg Piontek-Möller sagt: „Sie kosten ab 7500 Euro bis 30.000, 40.000 Euro oder mehr, da gibt’s ein open end.“

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Ebenfalls gefragt: Batteriespeicher, Dämmungen, Begrünung und Wärmepumpen, „die früher geradezu exotisch waren“, wie sich Harks erinnert. Er und sein Kollege unterstreichen jedoch: Bevor die Menschen ihre Energie in Recherche und Planung stecken, sollten sie die Empfehlungen der Fachleute einholen. „Nach der professionellen Beratung wird ein Sanierungsplan aufgestellt“, erklärt Harks. Darin berücksichtigt ist, welche Maßnahmen angemessen und rentabel sind.

Dämmung, Fenster, Heizungssystem: Fachleute nehmen viele Bausteine in ihre Bewertung auf

Die Dämmung von Dach und Hülle des Objektes spielen beispielsweise eine Rolle. Die Profis bewerten ebenfalls unter anderem den Zustand der Fenster und das Heizungssystem. Piontek-Möller führt aus: „Je besser die Dämmung, desto eher empfiehlt sich eine Wärmepumpe. Ein Sanierungsfahrplan führt auf, was Sinn macht. Gebäude und Fenster sollte man aber nicht zu stark dämmen, um ein gutes Raumklima zu erhalten.“ Denn Schimmel-Bildung ist nicht Ziel der Sanierung.

Der Gladbecker Sanierungsmanager Jörg Piontek-Möller berät Interessierte über Dämmung, Heizsysteme und andere Möglichkeiten zur energetischen Ertüchtigung von Gebäuden.
Der Gladbecker Sanierungsmanager Jörg Piontek-Möller berät Interessierte über Dämmung, Heizsysteme und andere Möglichkeiten zur energetischen Ertüchtigung von Gebäuden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Ein Musterhaus gibt’s nicht, darin sind sich die beiden Fachmänner einig. Jedes Gebäude ist ein Fall für sich. Harks erzählt: „Wir haben nicht nur die Unterteilung in Projektgebiete, sondern auch in Baualtersklassen. Gebäude vor dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg sind energetisch gar nicht so schlecht.“ Man denke nur an die massive Bauweise mit dicken Mauern.

Gebäude der 1950er/1960er Jahre bieten häufig viel Potenzial

Häufig könne man eher bei Immobilien der 1950er/1960er Jahre ansetzen, in denen unter großem Baudruck Häuser hochgezogen wurden. Schließlich lag nach dem Zweiten Weltkrieg kaum noch ein Stein auf dem anderen, Wohnraum war zerbombt.

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Ein großes Potenzial eröffnen oft Häuser der 1970/1980er Jahre. Piotek-Möller führt aus: „Bei Gebäuden der 1960er/1970er Jahre wechseln jetzt häufig die Eigentümer. Junge Familien ziehen ein, die sich überlegen, energetisch etwas zu tun. Objekte der 50er Jahre sind mindestens einmal saniert worden, haben vielleicht eine neue Dämmung, neue Fenster, ein neues Dach bekommen.“ Da gucken die Profis ganz genau hin, was sich machen lässt. Jürgen Harks weist darauf hin: „Maßnahmen bei Neubauten ab 2013 fördern wir nicht, weil für sie schon hohe Anforderungen gelten.“

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Dämmung vom Dach bis in den Keller – immer wieder ein Thema. Die Profis: „Da gibt es wirklich viele Varianten.“ Alte Zechenhäuser haben bisweilen einen Bückkeller, der ganz andere Herausforderungen stellt als die Räume neueren Datums.

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Kurzum gesagt: Jedes Detail fließt in die spezielle, objektbezogene Betrachtung und Bewertung ein. Meistens, so die Erfahrung der Experten, interessieren die Menschen sich eher für einzelne Maßnahmen denn Komplettsanierungen. Da seien die Bürger dankbar für die Beratung der städtischen Spezialisten.

Experten bieten eine fachliche Einschätzung zu Leistungen des Handwerks

Beispielsweise zu Handwerkern. „Wir sind neutral am Markt, aber wir können eine fachliche Einschätzung und eine Plausibilitätsprüfung abgeben“, sagt Harks.

Sedum telephium (Herbstfreude) kann, je nach Standort und baulichen Voraussetzungen, zur Begrünung von Garagendächern geeignet sein.
Sedum telephium (Herbstfreude) kann, je nach Standort und baulichen Voraussetzungen, zur Begrünung von Garagendächern geeignet sein. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Und über finanzielle Unterstützung freuen sich wohl alle, die eine energetische Sanierung unter Dach und Fach bringen wollen. Unterschiedliche Töpfe lassen sich anzapfen, unter anderem bei Bund und Land. Harks: „Die Stadt fördert mit maximal 8000 Euro.“ Er verweist darauf, dass mit einem energetischen Up-date auch eine Wertsteigerung für das Eigentum aus Stein und Beton verbunden ist.

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Eine reine Wärmepumpe sei ab 15.000 Euro zu haben, „realistisch sind 25.000 bis 35.000 Euro“, greift Piontek-Möller einen Punkt heraus. Die Kosten für den Austausch von Heizkörpern hängen stark vom Einzelfall ab.

Quartiere und Investitionen

„Wir haben in Gladbeck für Innovation City die Quartiere Stadtmitte und Brauck-West/Butendorf“, erklärt Jürgen Harks, „das Gebiet Rentfort-Nord ist Ende 2022 ausgelaufen.“

Der Leiter der städtischen Umweltabteilung berichtet: „Wir haben im Jahr 2023 ein geplantes Investitionsvolumen von etwas mehr als 900.000 Euro. Im vorigen Jahr belief es sich auf 2,1 Millionen Euro.“

Jörg Piontek-Möller, Carolin Reich und Sophia Sprang von der Umweltabteilung der Stadt Gladbeck informieren bei Hausbesuchen über die Fördermöglichkeiten zur energetischen Sanierung in Wohngebäuden. Harks sagt: „Wir haben zurzeit einen so großen Andrang, dass wir aktiv keine Akquise betreiben. Doch Hausbesuche sind eine Option, die wir gerne wieder angehen würden.“

Weitere Informationen geben Sanierungsmanager Jörg Piontek-Möller (joerg.piontek-moeller@stadt-gladbeck.de, 0 20 43/99 23 08) und Sanierungsmanagerin Carolin Reich (carolin.reich@stadt-gladbeck.de, 0 20 43/99 25 03).

„Wir haben gerade 20 Anträge für Dachbegrünungen an den RVR weitergeleitet, der Gründächer fördert“, nennt Harks ein weiteres Beispiel. Allerdings: So hübsch und sinnvoll diese Bepflanzung auch sein mag, ihr sind Grenzen gesetzt. Harks: „Das ist eine Frage der Statik. Mehr als 90 Prozent machen Garagendächer aus.“

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Die Stadtverwaltung unterstützt mit Geld, wenn ein Steingarten zurückgebaut und dafür ein naturnaher Vorgarten angelegt wird.
Die Stadtverwaltung unterstützt mit Geld, wenn ein Steingarten zurückgebaut und dafür ein naturnaher Vorgarten angelegt wird. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Apropos grün: Die Stadtverwaltung Gladbeck habe ein großes Interesse am Rückbau von so genannten Schotter- und Steingärten. „Uns geht es um die Verbesserung zu einem naturnahen Garten. Das fördern wir mit maximal 800 Euro/50 Prozent der entstandenen Kosten“, ruft der Leiter der Umweltabteilung in Erinnerung.

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Viele Wege, etwas fürs Klima und den eigenen Geldbeutel zu tun. Harks fasst die Anfragen und Reaktionen aus der Bürgerschaft zusammen: „Man merkt wirklich, dass das Thema ,energetische Sanierung’ deutlich an Fahrt aufgenommen hat.“

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