Gladbeck. Kälteräume, Wasserspender, Umbau von Heimen und Krankenhäusern. Das umfasst der Hitzeschutzplan von Minister Lauterbach. Reaktionen aus Gladbeck.
Die ersten heißen Tage des Sommers liegen bereits hinter uns. Temperaturen von weit über 30 Grad – sie sind auch in Gladbeck, verursacht durch den menschengemachten Klimawandel, mittlerweile an der Regel. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will nun möglichst rasch einen Hintzeschutzplan umsetzen, um künftig Menschen besser vor solchen Extremwetterereignisse schützen zu können. Doch was bedeutet das konkret für Gladbeck?
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„Wenn wir nichts unternehmen, werden wir jedes Jahr mehrere tausend Menschenleben verlieren, unnötigerweise“, so Lauterbach vor wenigen Tagen in den Medien. Der Hitzetod sei dabei nur die Spitze des Eisbergs, denn viele Menschen, die einem Hitzetod nur knapp entgehen, würden in der Folge pflegebedürftig. Das könne beispielsweise der Fall sein, wenn nach oder bei einem Hitzschlag auch ein Herzinfarkt oder Schlaganfall auftrete.
In allen Kommunen, also auch Gladbeck, soll es Kälteschutzräume und kostenlose Wasserspender geben
In Arbeit ist nun ein Hitzeschutzplan mit u.a. einem Frühwarnsystem und entsprechenden Handlungsanweisungen. Ebenfalls angedacht: Kälteschutzräume und kostenlose Wasserspender in allen Kommunen. Vor allem alte und kranke Menschen sollen zudem besonders geschützt werden. Aus diesem Grund ist auch ein Umbau von Pflegeheimen und Krankenhäusern im Gespräch, um die Räume besser kühl halten zu können.
Die Geschäftsführung der St. Augustinus GmbH Gelsenkirchen, zu der auch das Gladbecker St. Barbara-Hospital gehört, begrüßt grundsätzlich das Vorhaben des Bundesgesundheitsministers. „Mit dem Klimawandel wird es auch in Deutschland immer wärmer. Gerade für geschwächte Menschen, dazu gehören oftmals auch stationär behandelte Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern, bedeutet das eine nicht zu unterschätzende Gefahr“, erklärt auf Wolfgang Heinberg, Leiter der Unternehmenskommunikation bei St. Augustinus.
Extreme Hitze: Am Gladbecker Krankenhaus gab es bisher keine besonderen Vorkommnisse
Zum Glück habe es im Gladbecker Krankenhaus bisher keine besonderen Vorkommnisse aufgrund extremer Hitze gegeben. Man begrüße aber grundsätzlich die Ankündigung der Bundesregierung, einen nationalen Hitzeschutzplan zu erarbeiten. Heinberg: „Wir gehen davon aus, dass die Expertise der Krankenhäuser hier ebenfalls mit gefragt ist.“
Das Thema Hitzestress seit für die Mitarbeitenden in Krankenhäusern ein Thema der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Besonders an Tagen mit hohen Temperaturen um 35 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit um 70 Prozent würden die Kolleginnen und Kollegen vor allem auf ältere Patientinnen und Patienten und auf Patienten mit Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie schwangere Patientinnen achten. „Hier klären wir dann über die Wichtigkeit beim Thema Flüssigkeitsaufnahme auf und beobachten möglicherweise auftretende Hitzestress-Symptome besonders sorgfältig.“
Die klimagerechte Modernisierung der Krankenhäuser kann es nicht zum Nulltarif geben
In der politischen Fragestellung und Perspektive schließe St. Augustinus sich zudem der Forderung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) an, „die, weil eine klimagerechte Modernisierung der Krankenhäuser nicht zum Nulltarif zu haben ist, ein umfassendes Klima-Investitionsprogramm von Bund und Land für die bestehenden Krankenhäuser fordert.“
„Mit dem Klimawandel und seinen Folgen leben wir doch nicht erst seit gestern. Stellt sich die Frage, warum der Bundesgesundheitsminister gerade jetzt mit seinem Hitzeschutzplan an die Öffentlichkeit geht“, sagt Gregor Nagel. Der Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes mit Hausarztpraxis im Butendorfer Medizincampus sieht in den Dingen, die gerade von Lauterbach ins Gespräch gebracht werden, auch nicht wirklich neue Ansätze. „Wir wissen doch, dass wir in den Sommermonaten immer noch besser auf die so genannten Risikogruppen wie Alte und Pflegebedürftige achten müssen.“
Ganz wichtig: ausreichend trinken
Ein wichtiges Thema dabei: das ausreichende Trinken. „Aber mit entsprechenden Trinkplänen wird in den Seniorenheimen und auch in der ambulanten Pflege schon lange gearbeitet.“ Was jedoch grundsätzlich nie schaden könne, sei eine weitere Verbesserung der Kommunikation in speziellen Fälle wie beispielsweise auch einer extremen Hitzeperiode, so Nagel.
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Er nennt ein Beispiel: Patienten mit einer Herzschwäche sollen grundsätzlich nicht so viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Dazu raten die Ärzte. Bei Hitze müssen aber auch diese Menschen mehr trinken, damit der Körper nicht dehydriert und es zu Nierenproblemen kommt. „Auf solche Details könnte noch mehr geachtet werden.“
Weitere Punkte des Hitzeschutzplanes der Bundesregierung erschließen sich dem Gladbecker Mediziner nicht so ganz: Die Kälteräume nämlich, die in allen Städten entstehen sollen. Nagel: „Ältere Menschen sind in der Regeln nicht mehr so mobil. Wie sollen sie denn zu diesen Stellen hinkommen?“