Gladbeck. Sophie Sprang und Annekatrin Stange sind in Gladbeck die Klima-Expertinnen. Bürger spielen für die Zukunft eine zentrale Rolle.
Starkregen und Überflutung, Hitze und Dürre; knackig-kalte Winter sind Schnee von gestern, brüllend-heiße Sommer das Morgen. Hört sich nach biblischen Strafen für die (Umwelt-)Sünden der Menschen an. Zwei Frauen treten in Gladbeck an, um die apokalyptische Klima-Entwicklung zu zügeln. Mehr noch: Eine bessere, lebenswertere Zukunft für die Bevölkerung zu gestalten.
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Klingt nach großen Sprüngen. Dabei fängt es im Kleinen an. Und alle können nach eigenen Kräften mitmachen. Sollen es sogar, damit das Klimakonzept Früchte trägt. Säen, um im Bilde zu bleiben, wollen Sophia Sprang, ihres Zeichens neue Klimaschutzmanagerin in der Stadtverwaltung Gladbeck, und ihre Kollegin Annekatrin Stange, die Anfang des Jahres ihren auf zwei Jahre begrenzten, vom Bund geförderten Posten als Klimaanpassungsmanagerin im Rathaus angetreten hat.
Der Klimawandel stellt die Menschen vor immer größere Herausforderungen – auch in Gladbeck
Moment mal! Sind diese Ämter nicht doppelt gemoppelt besetzt? Haben nicht bisher alle Belange mit Wetter, Umwelt, Energie & Co. in einer Hand gelegen? Ja, das war einmal, bestätigt Jürgen Harks. Aber, so der Leiter der Umweltabteilung in der Gladbecker Stadtverwaltung: „Das Thema ,Klima‘ hat eine andere Relevanz als vor fünf, sechs Jahren. Stürme und andere Ereignisse nehmen zu. Wir stehen vor neuen Herausforderungen, und das ist ein langsamer, schleichender Prozess.“
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Daher werden die Aufgaben auf zwei Paar Schultern verteilt. Zumal Klimaschutz und Klimaanpassung durchaus mitunter in Konkurrenz stehen können. Harks führt ein Beispiel an: „Während es im Klimaschutz um Photovoltaik-Anlagen geht, steht für die Klimaanpassung das Grün im Vordergrund.“ Nicht zu vergessen viele andere Themen, die diverse Ämter behandeln. „Alle Bereiche sind betroffen, jede Abteilung, auch der Zentrale Betriebshof Gladbeck, beteiligt sich“, betont Harks.
Denn Klimaschutz und -anpassung bedeuten viel mehr als beispielsweise das Umsteigen vom Auto auf den Drahtesel oder das Pflanzen hitzeresistenter Bäume. Welche Auswirkungen hat die Entwicklung auf vulnerable Gruppen, Alte, Obdachlose, kranke Menschen? Ein Fall für verschiedene Ämter. Wie lässt sich die Stadtplanung aufstellen, um Hitze und Überschwemmung entgegenzuwirken? Nur zwei von etlichen Zukunftsfragen.
Sophia Sprang arbeitet seit Februar 2019 für die Stadtverwaltung Gladbeck. Die 30-jährige, studierte Raumplanerin war bislang Ansprechpartnerin für die Innovation-City-Quartiere Rentfort-Nord und Brauck-West/Butendorf. Dort stand die energetische Sanierung im Fokus: besagte Photovoltaik-Anlagen, Dachbegrünung, Dämmung, Heizungsanlagen, um nur ein paar zu nennen. Sprang, wie Kollegin Stange Niedersächsin, möchte die Stadt Gladbeck als „kommunales Vorbild“ sehen. Harks zieht eine Verbindung zum Großen: „Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, CO₂-neutral zu werden. Wir wollen die Veränderungen positiv begleiten und zeigen: Das sind nicht nur Belastungen, Zukunft kann auch Spaß machen.“
Daher ist es Sprang ein großes Anliegen, „die Bürger mitzunehmen auf dem Weg zum Ziel CO₂-Neutralität.“ Ihr schweben unter anderem Workshops mit Kindern und Jugendlichen vor, ein Belohnungssystem, eine Plattform zur stärkeren Vernetzung, „damit die Menschen zusammenkommen“.
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Photovoltaik interessiere die Bürgerschaft nach wie vor. Sei es auf dem Dach oder auf dem Balkon. Platz nach oben erkennt Sprang jedoch immer noch. Und da die Stadtverwaltung mit gutem Beispiel vorangehen will, kann die Expertin schon mal ein Novum in Gladbeck ankündigen: die erste Freiflächenanlage auf etwa einem Hektar nahe der A31. Start soll im November sein.
Stichwort: Zusammenkommen. Darum geht es auch Nachhaltigkeitswisssenschaftlerin Annekatrin Stange. Nicht nur die Menschen in Gladbeck will sie zusammenführen, sondern auch sämtliche, eingebundenen Ämter. Dafür wird ein umfassendes Klimafolgenanpassungskonzept – welch‘ sperriger Begriff! – in Auftrag gegeben. „Das übernimmt ein externes Büro“, sagt Harks. Die Stadtverwaltung steuere die Informationen bei. Der Fachmann: „Gefördert wird diese Arbeit zu 95 Prozent.“
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Rund 250.000 Euro seien für Konzept und Personal veranschlagt. Auf der Agenda stehen Aufgaben wie: Analysen von Bedarfen und Betroffenheit sowie Netzwerken. Schließlich soll auch ja auch das zwischenmenschliche Klima stimmen.
Als zukünftige Projekte denkbar wären die Verwirklichung kühler Orte, das Aufstellen von Trinkbrunnen, Workshops. Stange wünscht sich, „dass die Menschen Ideen einbringen, sich nicht scheuen, Wünsche zu nennen“. Dass dies funktionieren kann, beweisen Angebote wie Gießsäcke für Straßenbäume. Oder Wunschbäume. Oder die Samentütchen „Vestische Vielfalt“. Siehe: Alle können einen Beitrag für ein Gladbeck der Zukunft im Klimawandel leisten.
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