Essen. . Die Essener Nachrichten waren bestimmt von Petra Hinz, Guido Reil, der Flüchtlingsdebatte, einem tödlichen Familienstreit und einem Anschlag.

Essen erlebt ein unruhiges Jahr, die Bewältigung der Flüchtlingskrise hält die Stadt in Atem. Letztlich können viele der umstrittenen Pläne für neue Asyl-Bauten aufgegeben werden. Zudem wächst die Angst vor Gewalt.

Januar 2016: Tödlicher Unfall in Steele, abgesagte Demo im Norden

1. Januar: 2016 beginnt in Essen mit einem dramatischen Verkehrsunfall. In der Neujahrs-Nacht überfährt ein Streifenwagen der Polizei in Steele eine 23-Jährige aus Witten. Die Frau stirbt wenig später. Es stellt sich heraus, dass die Videobänder aus Überwachungskameras, von denen sich die Ermittler Klarheit erhoffen, von der Evag versehentlich gelöscht wurden.

Erst im Dezember ergeben die Ermittlungen endgültig: Den Polizisten (29) am Steuer trifft keine Schuld; für ihn sei der Unfall „unvermeidbar“ gewesen, heißt es. Die Ermittlungen werden eingestellt.

4. Januar: Erstmals öffnet das neu gebaute Hallenbad am Thurmfeld. Es dient als Ersatz fürs geschlossene Hauptbad und ist vor allem für Schul- und Vereinssport gedacht. 77 zahlende Gäste kommen ab sechs Uhr. Bald wird klar, was ohnehin überwiegend erwartet wurde: Das Thurmfeld ist kein vollwertiger Ersatz. Einige Meisterschaften können aus Platzgründen nicht mehr ausgetragen werden. Im Frühjahr macht das Bad dann testweise auch mal sonntags auf. Leider ohne genug Resonanz.

24. Januar: Die drei SPD-Ortsvereine Karnap, Altenessen und Vogelheim sagen ihre für den 26. Januar geplante Demo gegen zu viele Flüchtlingsunterkünfte im Essener Norden auf Druck der Partei ab. Der Plan hatte die NRW-SPD und ihre Vorsitzende, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, in helle Aufregung versetzt.

Februar 2016: Debatte um Flüchtlinge – und Guido Reil

5. Februar: Essens SPD-Chefin Britta Altenkamp tritt zurück – auch als Folge der kontroversen Flüchtlings-Debatte in der SPD, die immer öfter mit dem Namen Guido Reil verknüpft ist (siehe Artikel). Die Reaktionen bei den Sozialdemokraten fallen kühl aus. Mancher glaubt an Petra Hinz als Nachfolgerin. Doch die Bundestagsabgeordnete aus Frohnhausen macht später noch ganz anders von sich reden...

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8. Februar: Die Rosenmontagszüge fallen aus. Kupferdreh verschiebt seine Parade in den März, Rüttenscheid entfällt in letzter Sekunde ersatzlos. Grund: die Wettervorhersage – angesagt waren schwere Sturmböen. Die bleiben dann aber aus.

17. Februar: Paukenschlag am Stadtgarten: Die vier Meter hohen Bronze-Skulpturen „Ganz große Geister“ hinter der Philharmonie, beliebtes Fotomotiv, werden abmontiert. Der Besitzer der überdimensionalen Figuren, Kunstmäzen Thomas Olbricht, lässt sie aus Angst vor Vandalismus und Metall-Diebstahl entfernen. Beim Abtransport wird zu allem Überfluss eine der Figuren beschädigt, verliert ihren Kopf. Der Schaden sei reparabel, heißt es. Die Figuren verschwinden in einem Lager.

24. Februar: Eines der ältesten Hochhäuser der Innenstadt, das denkmalgeschützte Rheinstahl-Haus, wird saniert. Unternehmer Hubert Schulte-Kemper, der schon mit Erfolg dem alten Ruhrgas-Gebäude an der Ruhrallee als „Ruhr Turm“ zu neuer Blüte verholfen hat, will seinen zweiten Coup landen. Die Arbeiten sollen bis Mitte 2017 andauern. Allein die komplette Fassade muss denkmalgerecht erneuert werden. Das Rheinstahl-Haus wurde Ende der Fünfziger Jahre errichtet. Ab 2015 stand es leer.

März 2016: Blindgänger,und Warteschlangen

2. März: Wieder ein Bombenfund am Europa-Center an der Friedrichstraße, es ist der dritte Blindgänger in nur wenigen Wochen an der Baustelle nahe der A40-Auffahrt Richtung Duisburg. Jedes Mal mussten Büros und Wohnungen bis weit nach Holsterhausen hinein geräumt werden – auch unsere Redaktion war betroffen – jedes Mal musste dabei auch die Autobahn gesperrt werden. Beim dritten Fund ist es besonders kompliziert: Der gefährliche Säurezünder machte keine reguläre Entschärfung möglich; die britische Fliegerbombe wird kontrolliert gesprengt.


9. März: Die Flüchtlingskrise beschäftigt auch die Stadtverwaltung so massiv, dass an anderer Stelle gespart werden muss – sechs Bürgerämter bleiben vorläufig zu.

Gegen Ende des Jahres wird klar: Die Ämter in Rüttenscheid, Stoppenberg und Frohnhausen bleiben dauerhaft dicht.

Die anderen sollen im Februar 2017 wieder öffnen. Die Stadt erhofft sich von der dauerhaften Schließung eine jährliche Ersparnis von knapp 200 .000 Euro, auch wandern nun viele personelle Ressourcen in die Bewältigung der Flüchtlingskrise.

Spätestens im Sommer macht sich diese Sparmaßnahme für die Bürger unangenehm bemerkbar: Das zentrale, verbliebene Bürgeramt an der Hollestraße verzeichnet lange Wartezeiten – morgens stehen Menschen in meterlangen Schlangen vor den Türen. Das Online-Vorbuchungssystem schafft da nur wenig Abhilfe. Behelfsweise wird das Bürgeramt für einige Samstage auch am Wochenende geöffnet.

13. März: Kupferdreh holt seinen Karnevalszug nach. Rund 10.000 Bürger kommen. André I. und Carolina I., das Prinzenpaar, singt seinen radiobekannten Hit: „Gelb und Blau“. Doch alle sind sich einig: Ein Karnevalszug am Nachholtermin, das kann nur eine Ausnahme bleiben.

28. März: Es ist der spektakulärste Metall-Diebstahl des Jahres – Unbekannte montieren 60 Abfallkörbe aus Edelstahl ab, die an den Haltestellen der U-Bahnlinie U11 („Nordstrecke“) angebracht waren. Der Gesamtschaden liegt bei 30.000 Euro. Ersatz ist so schnell nicht zu beschaffen, die ersten Fahrgäste ärgern sich über Müllberge, die an den Haltestellen entstehen.

April 2016: Tödlicher Familienstreit erschüttert Essen


3. April: Eine neue Statistik verrät: Im Jahr 2015 kamen in Essen so viele Babys zur Welt wie seit 20 Jahren nicht mehr. 5585 Kinder wurden im Jahr 2015 zwischen Karnap und Kettwig geboren. Seit 1996 war die Zahl der Geburten in Essen beständig gesunken – den Tiefstand markiert das Jahr 2011 mit 4617 Babys.

7. April: Der Essener Sportbund (Espo), Dachverband der Sportvereine in Essen, zieht um. Vom Hauptbad in eine ehemalige Schule an der Planckstraße nach Holsterhausen. Das „Haus des Sports“ beherbergt neben dem Espo auch die Sportjugend, das Bildungswerk des Sport, die Seniorensportgemeinschaft, den Fußballkreis Essen und andere Sparten.

Tatort Friedrich-Ebert-Straße: Die tödlichen Schüsse auf Mohammed E. (21) fallen hier am 9. April. Foto: Witte 9. April: An der Friedrich-Ebert-Straße in der nördlichen Innenstadt fallen am späten Abend Schüsse. Mohammed E. (21) wird durch Treffer in den Oberkörper lebensgefährlich verletzt – eine Fehde unter libanesischstämmigen Großfamilien. Das Opfer stirbt zwei Monate später. Der Täter Mahmoud M. wird deshalb Anfang Dezember zu lebenslanger Haft verurteilt. In Essen lebt die zweitgrößte Libanesen-Gemeinschaft mit mittlerweile 6000 Menschen; es sind so genannte „Mhallami-Kurden“.

Nur in Berlin gibt’s mehr. Oberbürgermeister Thomas Kufen findet deutliche Worte nach der Schießerei im April: „Diese Art von Parallelgesellschaften ist völlig unakzeptabel.“ Doch im Dezember werden wieder Schüsse fallen.

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25. April: Der Mittelständler „ifm“, der Sensoren für die Industrie herstellt und im umgebauten Glückaufhaus (Südviertel) sitzt, kann einen großen Moment für die Unternehmensgeschichte festhalten: Am „ifm“-Stand der Hannover-Messe kommen US-Präsident Barack Obama und Angela Merkel zu Besuch, testen 3D-Brillen. Die Bilder der beiden Politiker gehen um die Welt.

26. April: Kabarettist Ludger Stratmann zeichnet zum letzten Mal seine Sendung „Stratmanns“ im Kupferdreher „Lukas“ auf. Nach 15 Jahren endet die Reihe. Zum Abschied kommt unter anderem WDR-Intendant Tom Buhrow nach Kupferdreh. 144 Folgen mit „Jupp als Kneipenwirt“ waren dort entstanden.

28. April: Der Mülheimer Chemikalien-Händler Brenntag will Ende 2017 ins Gruga-Carée ziehen und feiert die Grundsteinlegung für die neue Unternehmenszentrale. Für die Stadt bedeutet das: Rund 500 Arbeitsplätze mehr. Brenntag habe am alten Standort keine Möglichkeiten, sich räumlich weiterzuentwickeln, heißt es.

Mai 2016: Tragischer Unfall an der Ruhr in Werden

2. Mai: Die Messe Essen startet ihren Umbau. 88,6 Millionen Euro sollen investiert werden in den Abriss und Neubau einiger Hallen sowie für einen neuen Haupteingang. Die Arbeiten sollen bis Oktober 2019 andauern. Im Jahr 2014 war der Plan, die Messe umfangreicher für 123 Millionen Euro zu sanieren, knapp an einem Bürgerentscheid gescheitert.

6. Mai: Im Ruhr Museum auf Zollverein startet die Ausstellung „Rock und Pop im Pott“. Dokumentiert wird das Schaffen von heimischen Bands – zur Eröffnung spielen „Extrabreit“, die Anfang der 80er Jahre Erfolge hatten mit Liedern wie „Hurra hurra, die Schule brennt“. „Extrabreit“ stammen aus Hagen. Die Ausstellung ist noch bis Ende Februar 2017 zu sehen.

7. Mai: NRW-Justizminister Thomas Kutschaty wird neuer Chef der Essener SPD. Er tritt die Nachfolge von Britta Altenkamp an, die im Zuge der SPD-internen Diskussion über den Umgang mit Flüchtlingsunterkünften im Februar zurückgetreten war. Guido Reil, als Gallionsfigur der „Rebellen“ (siehe Artikel unten), erhält bei seiner Bewerbung als einer von drei Stellvertretern nur 21,5 Prozent der Stimmen. Wenige Tage später tritt er aus der SPD aus.

16. Mai: In Werden rauscht am Pfingstmontag ein Autofahrer (58) aus Mülheim mit seinem blauen Seat in eine Gruppe von Radlern auf der Ruhrbrücke, bricht mit seinem Fahrzeug durchs Geländer, fällt ins Wasser. Der bewusstlose Autofahrer droht, in seinem Gefährt zu ertrinken. Ein Passant und mehrere Polizisten retten das Opfer aus dem Wrack, zerren den Mann an die Oberfläche. Der Autofahrer stirbt wenige Tage später. Als Unfall-Ursache wird ein medizinischer Notfall angegeben. Die Retter werden offiziell ausgezeichnet – trotz des tragischen Endes.

Juni: Grüne Baldeneysee und Gänseplage


2. Juni: Der Baldeneysee ist in diesem Jahr früher und stärker als sonst mit Wasserpflanzen bewachsen. Eine wichtige Ruder-Regatta muss abgesagt werden. Über weite Teile schimmert die See-Oberfläche mittlerweile grün. Nicht nur „Elodea“, die so genannte „Wasserpest“, sondern auch andere Pflanzen haben sich angesiedelt. Sie gelten als Indiz für eine gestiegene Wasserqualität, sind für die Sportler am See jedoch ein echtes Problem. Der Ruhrverband gibt sich hilflos. Im Herbst wird nach vielen Debatten beschlossen: 2017 soll ein zweites Mäh-Boot kommen, um das Problem besser einzudämmen.
6. Juni: Gegen die Gänseplage, die unter anderem an der Ruhr um sich greift, erwägt der Grugapark, einzelne Tiere vorsorglich abschießen zu lassen. Tierschützer protestieren. Wenig später lässt die Grünverwaltung von den Plänen ab. Begründung: Der Bestand habe sich bei weitem nicht so sehr ausgedehnt wie befürchtet. Gerade mal 60 Tiere werden im Sommer gezählt, im Herbst nur noch 30; im Vorjahr waren es noch 200 gewesen.

27. Juni: Eine Hängepartie, die ein Jahr lang gedauert hat, geht zu Ende: Die Karstadt-Hauptverwaltung (1000 Mitarbeiter) bleibt endgültig in Bredeney, wandert nicht nach Düsseldorf oder Oberhausen ab.

28. Juni: SPD-Ratsherr Arndt Gabriel muss sich rechtfertigen: Einerseits gehörte er zu den Kritikern, die zu hohe Flüchtlingszahlen im Norden bemängelten – andererseits verdient er privat mit der Vermietung von Gebäuden an die Stadt für die Unterbringung von Flüchtlingen. Die SPD schließt Arndt Gabriel aus der Fraktion aus: Die Geschäfte seien „politisch-moralisch verwerflich“. Dagegen geht Arndt juristisch vor. Am Ende steht ein Kompromiss: Arndt wird im Sommer 2017 in die Fraktion zurückkehren.

30. Juni: Das Logistikunternehmen Schenker schließt seinen Umzug in die neu errichtete Konzernzentrale an der Kruppstraße ab. Dort werden 730 Mitarbeiter beschäftigt. Für die neue Zentrale, „The Grid“ genannt, war zuvor das betagte AEG-Haus abgebrochen worden.

Juli: Grundsteinlegung für neue Funke-Zentrale

4. Juli: Im Univiertel legt die Funke Mediengruppe, zu der auch unsere Zeitung gehört, den Grundstein für ihre neue Firmenzentrale. Das neue Medienhaus soll über 1000 Mitarbeitern am Standort Essen auf 37 000 Quadratmetern künftig optimale Bedingungen bieten. „Ich freue mich über dieses Bekenntnis zur Stadt Essen“, sagt Thomas Kufen, der Oberbürgermeister.

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August: Sinkende Flüchtlingszahlen – weniger Asylheime

3. August: Nachdem das Land im Frühjahr bereits den „Opti-Gewerbepark“ an der Altendorfer Straße als Flüchtlingsunterkunft aufgegeben hat, obwohl es bis zum Jahr 2026 weiter Miete zahlen muss, beginnt auch die Stadt jetzt, angesichts sinkender Flüchtlings-Zahlen die Zahl der Zeltdörfer im Stadtgebiet zu reduzieren.

Zunächst soll die provisorische Unterkunft an der Planckstraße geräumt werden, später dann Horst, Heidhausen, Altenessen, Karnap und Schonnebeck. Die Menschen sollen in Wohnungen umziehen. Später sagt die Stadt auch Schritt für Schritt viele ihrer teilweise hochumstrittenen Baupläne ab, Asylheime in freier Landschaft zu bauen, zum Beispiel im Hexbachtal. Am Ende verschwinden alle 15 geplanten Neubauprojekte wieder in der Schublade.

Außerdem werden drei ehemalige Schulgebäude leergezogen, in denen zuletzt Flüchtlinge wohnten – im Nordviertel, in Haarzopf und in Frintrop. Was aber nicht heißt, dass keine neuen Flüchtlinge mehr kommen: Fürs Jahr 2017 sind derzeit 2400 Neuaufnahmen prognostiziert.

19. August: Ein grausames Verbrechen in Stadtwald an der Lerchenstraße wird bekannt; es hatte sich schon im Mai ereignet. Damals brachte ein Mieter (51) wegen eines Streits um Geld seinen Vermieter (75) um, versteckte die Leiche des Mannes in einem Fass im Garten und hob mit der EC-Karte des Toten über Wochen Geld ab.

Die Bank wurde wegen der ungewöhnlichen Kontobewegungen misstrauisch, verständigte die Polizei. Auch die Ehefrau des Täters, der bei den Vernehmungen schnell gesteht, gerät unter Verdacht.

Der Vermieter hatte offenbar lange einen Interessenten für die Erdgeschosswohnung in der Villa an der Lerchenstraße gesucht.

24. August: Weil Duisburg seinen Ausstieg beschlossen hat, versuchen die Städte Essen und Mülheim künftig, zu zweit beim Nahverkehr gemeinsame Sache zu machen – das Projekt „Via“, das die drei Gesellschaften bündeln sollte, war letztlich nie richtig in die Gänge gekommen. Die Doppelspitze des neuen Nahverkehrsunternehmens bilden künftig Mülheims Stadtkämmerer Uwe Bonan und der Evag-Chef Michael Feller.

27. August: Die Kreuzeskirche in der nördlichen Innenstadt, einzigartiger Mix aus säkulärem Veranstaltungs-Raum und christlicher Kirche, bekommt zwei strahlend bunte Fenster, die der amerikanische Pop-Art-Star James Rizzi entworfen hat. Es sind die einzigen Kirchenfenster weltweit von James Rizzi. Steffen Hunder, Pfarrer in der evangelischen Altstadt-Gemeinde, hatte Rizzis Kunst bei einem New-York-Besuch kennengelernt.

September: Schwarzmarkt in der Zulassungsstelle

3. September: Beim Stadtfest „Essen Original“ zählt die Polizei 15 Anzeigen wegen sexueller Übergriffe. Fünf Verdächtige werden ermittelt – vier stammen aus Nordafrika, einer aus Afghanistan.


21. September: Betrüger machen sich die langen Warteschlagen in der Kfz-Zulassungsstelle zunutze, etablieren einen Schwarzmarkt, verlangen bis zu 50 Euro für eine Wartemarke. Sicherheitspersonal soll die Auswüchse wieder eindämmen.

Oktober: Bankkunden ignorieren Sterbenden

20. Oktober: Das Bistum erwägt weitere Kirchenschließungen. Zur Disposition stehen etwa St. Antonius Abbas in Schönebeck oder St. Nikolaus in Stoppenberg. Vor Ort, in den Gemeinden, herrscht Fassungslosigkeit.

Die Bankkunden steigen über den Sterbenden hinweg, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen. Ein Bild der Überwachungskamera. Foto: Polizei Essen 28. Oktober: Bundesweite Betroffenheit löst ein Fall in Borbeck aus: Im Vorraum einer Filiale der Deutschen Bank an der Marktstraße bricht ein 82-Jähriger zusammen. 20 Minuten lang hilft dem Senioren niemand; andere Kunden, die Geld abheben, lassen den Mann achtlos liegen, steigen sogar über ihn hinweg.

Das belegen Videoüberwachungs-Bilder. Erst später wird dem Mann geholfen. Wenige Tage später stirbt er im Krankenhaus. Die Polizei ermittelt wegen unterlassener Hilfeleistung.


November: Essen macht keine neuen Schulden

11. November: Die Pläne für eine Aussichtsplattform im Schellenberger Wald, von der aus Bürger besonders gut die Schäden beobachten können, die der Pfingststurm „Ela“ im Jahr 2014 verursacht hat, stoßen auf breite Ablehnung. Die Idee wird wenig später zu Grabe getragen.

23. November: Erstmals nach 25 Jahren kann die Stadtverwaltung eine ausgeglichene Haushalts-Planung vorweisen, macht keine neuen Schulden. Trotzdem gibt es keinen Grund zum Jubeln: Wenn man alles zusammenrechnet, hat die Kommune inklusive der Tochterunternehmen mittlerweile ein Defizit von 5,6 Milliarden Euro angehäuft.

Dezember: „Fake-News“ und Schüsse im Südostviertel

13. Dezember: Wie „Fake-News“, falsche Nachrichten im Internet, fatale Eigendynamiken entwickeln, zeigt ein Beispiel aus Kettwig: Haltlose Gerüchte machen die Runde. Ein Mann, der in einer Flüchtlingsunterkunft an der Ruhrtalstraße wohnt, habe eine Frau sexuell belästigt. Auch eine Ratsfrau beteiligt sich heftig an den Spekulationen. Später kommt heraus: Ein Mann hat in der Nähe der S-Bahn-Gleise an einen Baum gepinkelt, nichts weiter.

15. Dezember: Die Fehde unter libanesischen Familien geht weiter. Im Südostviertel an der Kaisershofstraße fallen Schüsse auf Abdulhamid M. Seine Brüder waren die Täter beim Mord auf der Friedrich-Ebert-Straße im April. Dort war ein 21-Jähriger getötet worden. Die Polizei ermittelt, doch sie stößt nur auf Mauern des Schweigens.

21. Dezember: Erstmals wird ein Weihnachts-Singen in der Grugahalle veranstaltet. 2500 Besucher kommen. Der Erlös geht an die Kinderklinik im Uni-Klinikum. Eine Wiederholung fürs kommende Jahr ist geplant.

Martin Spletter