Essen. In der Essener Gastronomie „Lukas“ hat der Kabarettist Ludger Stratmann nach 15 Jahren die letzte Episode seiner Kneipentheater-Show aufgezeichnet.
- Kabarettist Ludger Stratmann nimmt Abschied von seiner Fernseh-Theke
- Letzte Episode seiner Kneipentheater-Show wurde jetzt aufgezeichnet
- Im eigenen Stratmanns Theater steht der Doktor weiter auf der Bühne
Während ein paar Meter weiter ein Blitzlichtgewitter aufflammt, sammelt Moritz Kerner mit seinen Kollegen fleißig herumwirbelnd Teller und Gläser von der Theke und den Tischen ein. „Das muss schneller gehen, ich will eine perfekte Vorstellung“, hört der Kellner seine Chefin rufen. In nur einer halben Stunde soll sich die ehemalige Empfangshalle des Alten Bahnhofs Kupferdreh, wo sich heute die „Lukas“-Gastronomie befindet, ein letztes Mal in die Fernsehkneipe „Stratmanns“ verwandeln.
Seit einem Jahr begleitet Kerner hinter den Kulissen die TV-Aufzeichnungen der Satire- und Comedyreihe, die Ludger Stratmann in seiner Rolle als Kneipenwirt Jupp landesweit bekannt gemacht hat. Eine vergleichsweise kurze Zeit, hat es die WDR-Produktion doch auf stolze 15 Jahre gebracht. Monat für Monat wurden die Episoden in der Kupferdreher Kneipe gedreht, 144 Folgen sind entstanden.
Hektik beim TV-Dreh lässt kaum Zeit zum Trauern
Kein Wunder, dass zur Aufzeichnung der finalen Episode auch WDR-Intendant Tom Buhrow gekommen ist, um dem Bottroper Kabarettisten die Ehre zu erweisen. Doch das bekommt Kerner nur am Rande mit, die Hektik dominiert. Gerade ist die Generalprobe zu Ende gegangen, jetzt lächeln Stratmann und seine Gäste für die Presse. „Schnell, schnell alles raus, wir wollen gleich das Publikum hereinlassen“, ruft der Aufnahmeleiter bald darauf den Fotografen entgegen, Kerner muss mit seinem Tablett aufpassen, nicht über einen knieenden Kameraassistenten zu stolpern. Doch den Kellner stört das nicht: „Ich finde das alles aufregend“, sagt er, „eine willkommene Abwechslung zum Joballtag. Schade, dass es nun zu Ende geht.“
Und während er zusammen mit seinen Kollegen drinnen alles auf Vordermann bringt, schiebt Fernsehkellner Andreas Etienne draußen noch eine ruhige Kugel. Vor dem Biergarten plaudert der Schauspieler zusammen mit den Kollegen Michael Müller und Richard Rogler. Schon seit 14 Jahren schiebt Etienne Dienst bei „Stratmanns“. Jetzt freut er sich auf neue Aufgaben. „In dieser Rolle habe ich meine künstlerischen Facetten kaum zeigen können.“ Lieber stehe er bei den Bonner Springmäusen auf der Bühne, zusammen mit Michael Müller, der bei „Stratmanns“ den Stammgast Borowiek und Etiennes Lieblingsfeind mimt. „Eins war jedoch bemerkenswert“, ergänzt dieser: „die Atmosphäre im Team. Wir haben uns alle gut verstanden, es gab nie Zoff – und das ist für TV- wie für Theaterproduktionen dann doch ungewöhnlich.“
„In meinem eigenen Theater mache ich ja weiter“
Mehr Wehmut klingt bei „Nörgelkopp“ Richard Rogler durch: „Ich war bereits in der ersten Sendung zu Gast – und jetzt wieder in der letzten“, unterstreicht der Kabarettist. „Das ist schon etwas Besonderes.“ Ein Seufzer entrinnt seinen Lippen, doch dann muss er wieder schmunzeln: „Ich bin gespannt, ob der Doktor seinen Schlussmonolog zu Ende sprechen kann, ohne wegen Tränen in den Augen abbrechen zu müssen.“
Vor der Aufzeichnung jedenfalls findet Ludger Stratmann kaum Zeit, traurig zu sein. Zu viele Hände muss er schütteln, zwischenzeitlich noch hastig einen Zug von der Zigarette nehmen und ein Schlückchen Bier nippen. Kaum kommt ihm sein Bruder, Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann, entgegen, um Hallo zu sagen, wartet schon WDR-Haushaltsexpertin Yvonne Willicks darauf, den Mann der Stunde zu begrüßen. Erst kurz vor Beginn der Aufzeichnung findet der Kabarettist auf einem stillen Örtchen die Zeit, noch einmal durchzuatmen. „Was für ein Spießrutenlauf“, stöhnt er. Melancholie komme bei dem Stress nicht auf. Und wenn nach 90 Minuten die letzte Runde in seinem Kneipenthetaer eingeläutet wird, bedeute das ja noch nicht den Ruhestand. „In meinem eigenem Theater mache ich ja weiter“, lächelt er, atmet durch, zuppelt die Krawatte zurecht – und ist nun bereit, ein letztes Mal als Jupp sein Kneipentheater zu öffnen. Die Theke glänzt jedenfalls schon, und alle Gläser sind an ihrem Platz.
Letzte Stratmann-Sendung am Samstag, 7. Mai im WDR
Die letzte „Stratmanns – Jupps Kneipentheater im Pott“-Episode strahlt das WDR-Fernsehen am Samstag, 7. Mai, 20.15 Uhr, aus.
Zu Gast in der 90-minütigen Sendung sind die Kabarettisten Richard Rogler, Jürgen von der Lippe und Carmela de Feo sowie der Bauchredner Benjamin Tomkins.