Essen. . Anlaufstellen in Rüttenscheid, Frohnhausen und Stoppenberg bleiben dicht. Lieber längere Fahrtzeiten als lange Warteschlangen, heißt die Devise.
- Dennoch soll ein neues Standort-Konzept helfen, die nervtötenden Wartezeiten zu verkürzen
- Als Ersatz für Stoppenberg wird das Bürgeramt in Altenessen um zwei Arbeitsplätze erweitert
- Standorte in Kupferdreh und Kettwig wechseln vom Tandem- wieder zum Vollbetrieb
Monate warten müssen für einen online gebuchten Termin; gleich in sechs Stadtteil-Bürgerämtern vor verschlossener Türe stehen, weil das Personal andernorts gebraucht wird; und dort, wo der Service geboten wird, nervtötende Warteschlangen bis auf den Bürgersteig ertragen: Wohl dem, der da noch gut gelaunt blieb, als er anno 2016 seinen Personalausweis beantragen oder sich „nur mal eben“ ummelden wollte.
Dass man angesichts eingesparter Stellen, ausgeweiteter Aufgaben und der Datenflut der Flüchtlingskrise mit Anraunzereien im Amt auf jeden Fall die Falschen traf, machte die Sache nicht besser: „Das darf uns so 2017 nicht wieder passieren“, heißt es im Rathaus , und deshalb bastelt die Stadtverwaltung an einem Konzept, die Zahl der Einrichtungen einzudampfen – um dafür die verbleibenden Standorte zu optimieren.
Der ungeliebte „Tandem-Betrieb“ fällt künftig weg
Drei Bürgerämter bleiben dabei absehbar auf der Strecke: an der Alfredstraße in Rüttenscheid, an der Freitagstraße in Frohnhausen und an der Schwanhildenstraße in Stoppenberg. Nennenswert umgewöhnen müssen sich die Bürger in den jeweiligen Stadtteilen nicht, denn der Abschied erfolgte in Raten: Erst wurden die drei Anlaufstellen nur im Wechsel geöffnet („Tandem-Betrieb“), später sogar ganz geschlossen, weil der Stapel unbearbeiteter Datensätze in ungeahnte Höhen wuchs. In der Spitze, so räumt man ein, lagen über 8000 Melde-Fälle auf Halde, mussten aber zu festen Terminen abgearbeitet sein, damit die Stadt die lukrativen Landesgelder für die jeweiligen Einwohner kassieren konnte.
Dass sich mit weniger Bürgerämtern mehr wegarbeiten lässt, diesen Beweis will die Stadtverwaltung jetzt antreten. Insgesamt 43 Arbeitsplätze sollen im direkten Service am Bürger dieses Kunststück schaffen: Allein im zentralen Bürgeramt am Gildehof, gleich gegenüber dem Hauptbahnhof sollen 21 Mitarbeiter zur Verfügung stehen, jeweils weitere sechs in Borbeck, Steele und Altenessen. Das Bürgeramt Altenessen wird dazu noch ausgebaut.
Voraussichtlich ab 2017 kommt der Ausweis mit der Post
Im Südteil der Stadt bleiben künftig zwei kleinere Bürgerämter bestehen, Kettwig und Kupferdreh, und beide wechseln vom Tandem- zurück in den Vollzeitbetrieb.
Dahinter steht die Idee, den Bürgern lieber einen etwas längeren Fahrtweg zuzumuten, als sie in mehr Ämtern länger warten zu lassen. Im Rathaus ahnen die Verantwortlichen, dass dies nicht überall auf Zustimmung stößt. Darum verweisen sie dort gerne auf den Umstand, dass sich von den im Schnitt 200.000 Vorsprachen pro Jahr etwa die Hälfte um Pass- und Ausweisangelegenheiten dreht, um einen Service also, den Otto Normalbürger ohnehin nur alle paar Jahre mal in Anspruch nimmt.
Und demnächst noch weniger als bislang, denn geplant ist, dass die Bundesdruckerei ab 2017 neue Ausweispapiere durchweg nur noch per Post verschickt – ein Service, den die Stadt bis dato gegen Gebühr anbot. Folge: Tausende Fälle, in denen Bürger nur ihre neuen Papiere abholen wollen, fallen künftig weg.
„Wer das steuern kann, ordert seinen Ausweis im November“
Auch ansonsten hofft die Stadt darauf, nicht so eilige Fälle über die Online-Terminvergabe entzerren zu können. Praktiker beteuern, dass das System zuverlässig funktioniert, auch wenn die Wartefrist immer noch bei etwa fünf Wochen liegt.
Überhaupt, gänzlich vermeiden lassen sich Warteschlangen wohl auch künftig nicht, von Ostern bis zum Ende der Sommerferien ist der Publikumsansturm besonders groß. „Wer das steuern kann“, sagt ein Praktiker, „der ordert seinen Ausweis im November.“
>> NOTFALLS WIEDER SAMSTAGS RAN
Auch das neue Konzept erspart nicht unbedingt die langen Wartezeiten zu Spitzenzeiten. Darum sollen die Ämter an einigen Samstagen öffnen.
2016 nutzten an fünf Samstagen jeweils etwa 400 Bürger den Service. Aber nicht wenige ließen ausgemachte Termine auch verfallen.