Essen. Mit mehreren Schüssen hatten die Angeklagten einen 21-Jährigen getötet. Richter wertet Mord als “Blutrache“ für Messerstecherei kurz zuvor.

  • Richter wertet Mord an 21-Jährigem als “Blutrache” für vorhergehende Messerstecherei in Innenstadt
  • Mahmoud M. (47) wegen heimtückischen Mordes verurteilt – Gericht erkennt besondere Schwere der Schuld
  • Lebenslange Haft für Bruder Mohammad M. (36); sie alle gehören zum weit gespannten “El Kadi”-Clan

Mit lebenslangen Freiheitstrafen müssen die beiden erwachsenen Angeklagten im Essener Libanesen-Prozess für die Hinrichtungsaktion in der Essener Innenstadt bezahlen. Sie hatten laut Urteil der V. Jugendstrafkammer am Abend des 9. April auf der belebten Friedrich-Ebert-Straße einen 21-Jährigen mit mehreren Schüssen getötet. Ihr mitangeklagter Neffe, 21 Jahre alt, bekam wegen Beihilfe zum Mord siebeneinhalb Jahre Haft.

Richter Volker Uhlenbrock wertete den Mord als “Blutrache” für eine vorhergehende Messerstecherei in der Essener City. Die Tat sei Höhepunkt eines seit Jahrzehnten dauernden Streits innerhalb eines Familienclans.

Mahmoud M. (2. v. r.) bekam wegen heimtückischen Mordes nicht nur lebenslange Haft, das Gericht erkannte auch auf besondere Schwere der Schuld.
Mahmoud M. (2. v. r.) bekam wegen heimtückischen Mordes nicht nur lebenslange Haft, das Gericht erkannte auch auf besondere Schwere der Schuld. © Matthias Graben

Vernunft kehrt in diesem Streit nicht ein”, sagte der Richter. Und appellierte an die rund 70 Zuhörer im vollbesetzten Schwurgerichtssaal: “Was muss noch mehr passieren, dass Sie alle zur Besinnung kommen?”

25 Polizisten sicherten sichtbar den Gerichtsaal

Das Landgericht hatte bei der Urteilsbegründung auf Sicherheit gesetzt. 25 Polizisten sicherten sichtbar den Saal, dazu rund zehn Justizwachtmeister.

Richter Uhlenbrock warnte die Zuhörer vorab vor Beifall- oder Unmutsäußerungen. Einmal hatte das Gericht gegen einen Zuhörer eine Woche Ordnungshaft verhängt, weil dieser die Angeklagten beschimpft hatte.

“El Kadi”-Clan beschäftigt Polizei und Justiz seit Anfang der 90er Jahre

Die Tatorte vom 9. April in der Essener Innenstadt. Grafik: Gerd Niewerth/Helge Hoffmann
Die Tatorte vom 9. April in der Essener Innenstadt. Grafik: Gerd Niewerth/Helge Hoffmann

Mahmoud M. (47), der die sechs Schüsse abgegeben hatte, bekam wegen des heimtückischen Mordes nicht nur lebenslange Haft, das Gericht erkannte auch auf besondere Schwere der Schuld. Für ihn wird es schwierig, vorzeitig aus der Haft entlassen zu werden. Sein Bruder Mohammad M. (36) beließ die Kammer es bei der lebenslangen Haft.

Sie alle gehören zum weit gespannten “El Kadi”-Clan, der Polizei und Justiz schon seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt. Damals war die Familie in den Drogenhandel eingestiegen. Zuletzt fiel die Familie vor allem durch gewalttätige Auseinandersetzungen untereinander und in der Öffentlichkeit auf.