Gladbeck. Gladbeck hat eine neue Appeltatenmajestät. Am Samstag siegte die 55-Jährige bei der Apfelolympiade. So war das Stadtfest bisher.

Die Appeltatenmajestät 2024 heißt Nicole Gruschinski. Den Erfolg bei der Apfelolympiade verdankt sie vor allem ihren Fähigkeiten im Hochstapeln …

Ein kurzes Grußwort der Bürgermeisterin, der obligatorische Fassanstich – und dann geht’s beim Gladbecker Appeltatenfest auch schon zur Sache. Die Stadt sucht gleich zu Beginn des zweitägigen Festes in der Innenstadt ihre neue Majestät. Fünf Gladbeckerinnen bewerben sich um den Titel und müssen sich in drei Kategorien beweisen: dem Schälen einer möglichst langen Spirale, dem Stapeln von Äpfeln und einem Überraschungswettbewerb. Dieses Mal gilt es, einem Holz-Wilhelm-Tell mit einem Softball einen Plastikapfel vom Kopf zu werfen.

Beim Apfelschälen liegt Kandidatin Eva Gökkaya noch vorn

Das Schälen: Drei Minuten Zeit haben die Kandidatinnen. Zwei setzen aufs klassische Pittermesser, drei auf den Sparschäler. Gebeugt stehen vier der Bewerberinnen über dem viel zu niedrigen Tisch und schälen, was das Schneidegerät hergibt. Nur Nicole Gruschinski bleibt aufrecht stehen und hantiert in Seelenruhe mit dem Obst, das der Kirchhellener Hof Maaßen zur Verfügung gestellt hat. „Garantiert Äpfel aus Gladbeck“, versichert Landwirt Philipp Maaßen im Gespräch mit Moderator Lennart Hemme, Chefredakteur von Radio Emscher-Lippe.

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Bei Kandidatin Nicole Böck will’s nicht so recht laufen. Besonders interessierte Zuschauerinnen machen ihr das Leben schwer: Drei Wespen schwirren um sie herum und stören sie beim Schälen. Disziplin Nr. 1 der Apfelolympiade entscheidet Eva Gökkaya, die schon im vergangenen Jahr an dem Wettbewerb teilgenommen hat, für sich: 3,20 Meter ihr stolzes Ergebnis, einen Zentimeter weniger als im vergangenen Jahr und zwei Zentimeter mehr als die Zweitplatzierte Nicole Gruschinski. Die beiden waren damit deutlich besser als ihre Konkurrentinnen.

Nicole Gruschinski stapelt 19 Äpfel – und setzt sich so gegen ihre Mitbewerberinnen durch

Das Stapeln: Wieder haben die Bewerberinnen drei Minuten Zeit. Nicht auf die Höhe der Pyramide kommt es an, sondern auf die Zahl der Äpfel, die sie auftürmen. Man sieht’s: Eva Gökkaya hat Erfahrung. Sie sortiert sich die Äpfel – übrigens Exemplare der neuen Sorten Freya, Santana und Wellant – vorab und entfernt die Stiele. Und es scheint, als ob ihre Methode Erfolg hat: Immer mehr Äpfel schichtet sie auf. Aber kurz vor Ablauf der Zeit passiert das Malheur. Der Turm stürzt ein. Hätte sie doch nur die letzten Sekunden verstreichen lassen, ohne einen weiteren Apfel oben aufzulegen. Den schönsten Turm in Form einer makellosen Pyramide hat zweifelsohne Nicole Böck, aber die meisten Äpfel schichtet Nicole Gruschinski auf: 19 an der Zahl. Die volle Punktzahl geht an sie.

Einige Besucherinnen und Besucher kamen beim Appeltatenfest in Gladbeck am Samstagvormittag zur Apfelolympiade vor dem Rathaus.
Einige Besucherinnen und Besucher kamen beim Appeltatenfest in Gladbeck am Samstagvormittag zur Apfelolympiade vor dem Rathaus. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Das Werfen: Über diese Disziplin breiten wir am besten das Mäntelchen des Schweigens. Jede Kandidatin hat drei Versuche, 15-mal wird also insgesamt der Ball in Richtung des fröhlichen Holzmännchens geworfen. Ein einziges Mal fällt der Apfel

Nicole Gruschinski: „Ich wollte nur nicht Letzte werden“

Siegerin ist damit Nicole Gruschinski, die ihr Glück kaum fassen kann. „Ich bin völlig überwältigt“, sagt die 55-Jährige, die als medizinische Technologin im Labor des Marienhospitals Marl arbeitet. Sie stapelt tief: Eigentlich sei es ja nur ihr Ziel gewesen, nicht Letzte zu werden. Und nun reicht’s doch für die Majestätswürde. Den zweiten Platz belegt – wie im vergangenen Jahr – Eva Gökkaya. Ironie des Schicksals: Sie gewinnt erneut eine Küchenmaschine. Das neue Exemplar will sie ihrer Mutter schenken, verrät sie. Für den dritten Platz gibt’s noch ein Stechen. Wie viel Kilogramm Äpfel verzehrt ein Deutscher jährlich im Durchschnitt? Jasmin Köhler tippt auf fünf, Nicole Böck auf acht Kilogramm. Sie kommt der Lösung von 20 Kilogramm damit eindeutig näher.

Der Willy-Brandt-Platz vorm Rathaus, Herz des Appeltatenfestes, ist intensiv gesichert. Alle Zugänge, auch die kleinen am Rande des Rathauses, werden überwacht. Sicherheitspersonal schaut den Besucherinnen und Besuchern in die Taschen und Rucksäcke – mal etwas genauer, mal werfen sie auch nur einen groben Blick hinein. Die Fahrbahnen sind gleich dreifach geschützt – mit Absperrbaken aus Plastik, mit Stahlgittern und zusätzlich mit Anti-Terror-Sperren, die Fahrzeuge daran hindern, in den Festbereich vorzudringen. Das Ordnungsamt ist stark vertreten, zusätzlich hat die Stadt Gladbeck Sicherheitskräfte engagiert.

Auch Vereine und Verbände präsentieren sich in der Innenstadt

Katja Krischel, Gladbecks Citymanagerin, freut sich über einen guten Besuch in der Innenstadt gleich zu Beginn des Appeltatenfestes. Deutlich mehr Passanten beobachtet sie in der Fußgängerzone. Sie hat ihren Stand in der Hochstraße und verteilt Laufkarten an die Kinder. Sie sollen in den Geschäften die Holzäpfel zählen, die von der Decke baumeln. Mit ein wenig Glück können die Jungen und Mädchen Spielzeug gewinnen – oder einen Stoffhund, der besonders beliebt ist.

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In der Lambertistraße haben sich die Gladbecker Vereine ausgebreitet. Erstmals dabei ist die Arbeiterwohlfahrt (Awo). „Wir wollen zeigen, dass wir nicht nur für Senioren Angebote haben, sondern breit aufgestellt sind“, sagt der Vorsitzende Norbert Dyhringer. Ganz in Weiß präsentiert sich der Seniorenbeirat. Man wolle an das Stadtjubiläum erinnern, das vor fünf Jahren unter anderem mit einem Picknick in Weiß gefeiert wurde. Jeder bringt was mit, lautet die Devise. Das klappt hervorragend: Die Biertische in der Lambertistraße sind gut gefüllt. Zu trinken gibt’s Cidre – Apfelwein.

Landwirt Philipp Maaßen präsentiert beim Appeltatenfest 2024 erstmals frisch gepressten Gladbecker Apfelsaft. Für ihn läuft die Saison gerade auf Hochtouren. Und wie ist die Ernte 2024? Deutschlandweit eher schwach, „bei uns aber gut“, antwortet Philipp Maaßen. Die Schutzbewässerung bei den Spätfrösten habe sich ausgezahlt, sagt der Experte. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass in Gladbeck eine Majestät ihre schützende Hand über die Bäume hält...

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