Gladbeck. Bettina Kaiser tritt zum zweiten Mal als Kandidatin für das Amt der Appeltatenmajestät in Gladbeck an und ist sicher: „Das Rückspiel gewinne ich.“

Auf dem Küchentisch steht eine große Obstschale voller Äpfel. Die isst die 53-Jährige ohnehin gern, backt auch häufig Apfelkuchen in allen möglichen Variationen. Jetzt sind es, wie vor einem Jahr in den Wochen vor dem spannenden Wettbewerb beim Appeltatenfest, besonders viele, weil sie trainieren muss, eine möglichst lange Spirale vom Apfel zu schälen.

Das ist, wie immer, die erste Disziplin, in der sich die Bewerberinnen messen müssen. Wie lang ihre Spirale 2023 war, hat Bettina Kaiser vergessen, wie viele Äpfel sie zur Pyramide stapeln konnte, weiß sie auch nicht mehr genau. Am Ende jedenfalls war es eng. Daran erinnert sie sich genau. Mit zwei anderen Kandidatinnen hatte sie exakt dieselbe Punktzahl erreicht.

Im vergangenen Jahr holte Bettina Kaiser beim Appeltatenfest Bronze

Die letzte Disziplin blieb, wie in den vergangenen Jahren schon, bis zum Wettbewerb ein Geheimnis. „Wir mussten schätzen, wie viele Äpfel sich in einem Glaszylinder befinden und wie viel eine mit Äpfeln gefüllte Schale wiegt“, erzählt Bettina Kaiser. Eher Glücksache also. Und das Glück war nicht auf ihrer Seite. Für die sportbegeisterte Frau reichte es nur für Bronze. Eine Medaille wie bei den olympischen Spielen, die sie gerade begeistert verfolgt, gab es dafür nicht, stattdessen einen 150-Euro-Gutschein von Optik Rodewald und einen Blumenstrauß.

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Auch, dass sie nicht als Siegerin vom Platz bzw. von der Bühne ging, nahm Bettina Kaiser sportlich: „Wie in der Champions League gewinne ich jetzt eben im Rückspiel.“ Am Samstag, 7. September, hat sie vor dem Rathaus die Gelegenheit dazu.

Fete mit Reibekuchen und Apfelmus im Gemeinschaftsgarten geplant

Ein bisschen Aufregung verspürt sie schon jetzt. „Beim ersten Mal wurde das immer schlimmer, je näher der Wettkampf kam. Aber jetzt weiß ich ja, was auf mich zukommt. Deshalb bin ich nicht ganz so nervös.“ Und Zeit zum Training bleibt ihr ja auch noch. Wobei: Wieder weiß niemand, welche Aufgabe als dritte anstehen wird. Üben ist also nicht drin. Aber das gilt schließlich für alle Bewerberinnen.

Jetzt schält Bettina Kaiser erst einmal Apfel um Apfel. Gemessen hat sie die Schalenspiralen bisher nicht, meint aber, sie würden von Mal zu Mal etwas länger. Im vergangenen Jahr hatte sie, um die vielen Äpfel an den Mann und die Frau zu bringen, viele Kuchen verschenkt und Freunde und Nachbarn zu einer großen Apfelkuchen-Kaffeerunde eingeladen. Dieses Mal wird es eine Fete mit Reibekuchen und Apfelmus im Gemeinschaftsgarten des Hauses am Jovyplatz geben.

Bettina Kaiser möchte sich in ihrer Heimatstadt einbringen

Beim ersten Appeltatenfest war die gebürtige Gladbeckerin 18 Jahre alt und in der Folge fast immer dabei – als Zuschauerin. Im vergangenen Jahr ermunterte eine Bekannte sie, doch mal aktiv mitzumachen. „Ich habe erst gezögert und dann beim Einkauf auf dem Markt Tim Heimann an seinem Obst- und Gemüsestand gefragt, was er denn davon hielte, und er hat mich bestärkt, sogar gedrängt, als Kandidatin anzutreten.“

„Ich freue mich jetzt schon auf den selbstgebackenen Pflaumenkuchen mit Sahne“

Bettina Kaiser
Appeltatenmajestät-Kandidatin

Sie ließ sich überreden. Das war jetzt nicht mehr nötig. Die 53-Jährige schwärmt geradezu von dem Wettbewerb. „Es war so schön, vor so vielen Menschen anzutreten, von meinem Mann Frank und vielen Freunden und Bekannten angefeuert zu werden.“ Und noch etwas ist ihr wichtig: „So viele Menschen feiern das Appeltatenfest, wollen aber nichts dazu beitragen. Das sehe ich jetzt anders. Ich bin in Gladbeck aufgewachsen, habe hier geheiratet, wohne seit 45 Jahren am Jovyplatz. Ich liebe diese Stadt und will mich einbringen.“

Und am Sonntag nach dem Wettbewerb will sie sich, als Nachfolgerin von Chiara Rasche zur Appeltatenmajestät krönen lassen. Danach, das hat sie sich fest vorgenommen, gibt es erst einmal keinen Apfelkuchen mehr. „Ich freue mich jetzt schon auf den selbstgebackenen Pflaumenkuchen mit Sahne.“

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