Gladbeck. In 14 Tagen steht in Gladbeck das Appeltatenfest an. Nach dem Anschlag von Solingen wird das Sicherheitskonzept für das Stadtfest überarbeitet.
Es soll ein friedliches Fest werden. Tausende Menschen werden in Gladbeck erwartet, um das Appeltatenfest zu feiern, den verkaufsoffenen Sonntag zu genießen und der neuen Appeltatenmajestät zuzujubeln. Doch nach Freitagabend und dem Anschlag auf das Stadtfest in Solingen, bei dem ein Attentäter drei Menschen getötet und mehrere weitere schwer verletzt hat, steht die Frage nach der Sicherheit wieder ganz oben auf der Agenda.
Die Nachricht von der Tragödie in Solingen erreichte die Stadt just, als vor dem Rathaus das Festival „Umsonst & Draußen“ gefeiert wurde. „Da hat man an dem Abend dann auch schnell eine große Betroffenheit bemerkt“, berichtet Christiane Schmidt, Kommunikationschefin bei der Stadtverwaltung.
Stadt Gladbeck will Zahl der Sicherheitskräfte beim Appeltatenfest erhöhen
Mit Blick insbesondere auf das Appeltatenfest hat man sofort begonnen, das Sicherheitskonzept für die Veranstaltung zu überprüfen. Angedacht seien verschiedene Maßnahmen, um die Sicherheit am 7. und 8. September in der Innenstadt zu erhöhen, sagt Christiane Schmidt. Schon jetzt habe man beim Appeltatenfest immer eine mittlere zweistellige Zahl an Sicherheitskräften im Einsatz, zusätzlich zum Kommunalen Ordnungsdienst. „Wir wollen diese Zahl jetzt noch einmal erhöhen und auch die Zeiten ausweiten“, so Christiane Schmidt. Der Stab für Außergewöhnliche Einsätze (SAE), der seit der Corona-Zeit einberufen ist, werde sich intensiv mit dem Thema befassen.
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Bisher seien die Sicherheitskräfte vor allem abends im Einsatz gewesen, hätten etwa den Zugang zum zentralen Veranstaltungsort, dem Willy-Brandt-Platz geregelt und auch das Glasverbot kontrolliert. Nun gebe es die Überlegung, den Sicherheitsdienst verstärkt auch schon am Samstagvormittag zur Apfelolympiade und am Sonntag zur Krönung und zum Festumzug einzusetzen, schildert Christiane Schmidt die Überlegungen im Rathaus. Auch die Zugangskontrollen zum Willy-Brandt-Platz könnten auf andere Zeiten ausgeweitet werden.
Überprüfung der Sicherheitskräfte im Vorfeld steht im Raum
Allerdings geht man bei der Stadt davon aus, dass die Nachfrage nach zusätzlichem Sicherheitspersonal nach dem Anschlag von Solingen groß sein wird. Entsprechend müsse man schauen, ob noch Leute verfügbar sind. Bisher läuft es beim Appeltatenfest so, dass die Agentur, die das Fest organisiert, den Sicherheitsdienst mitbringt, der dann von der Stadt beauftragt wird.
Werden die Kräfte vorher überprüft? Bisher habe man das nicht getan, sagt Christiane Schmidt. Aber denkbar sei, dass sich auch das in diesem Jahr ändert. Hintergrund dessen: Beim NRW-Tag in Köln waren mindestens zwei Sicherheitskräfte eingeplant gewesen, zu denen polizeiliche Erkenntnisse vorlagen. Sie waren auf dem Weg zu ihrem Einsatz in eine Polizeikontrolle geraten, wo es entsprechend auffiel, sodass sie nicht zum Einsatz kamen.
Stadt Gladbeck will sich mit der Polizei beraten
Grundsätzlich werde man seitens der Stadt nun das Gespräch mit der Polizei suchen und hören, was es dort für Einschätzungen gebe. Man könnte sich als Stadt auch vorstellen, eine Messerverbotszone einzurichten. Doch müsse eben überprüft werden, ob es rechtlich umsetzbar sei und inwieweit so etwas kontrolliert werden könne. „Wir müssen in dem Zusammenhang natürlich immer auch schauen, ob es nach Solingen nicht auch neue Erlasse seitens des Landes gibt“, macht Christiane Schmidt deutlich. Denn die Frage der Sicherheit betrifft in dem Fall eben unterschiedliche Ebenen. Womöglich spricht ja auch das Land ein Messerverbot aus.
Die CDU hat bereits am Samstag beantragt, das Thema Sicherheit beim Appeltatenfest kurzfristig auf die Tagesordnung des Sicherheitsausschusses zu setzen, der am Montag ab 16 Uhr tagt. Die AfD stellte einen entsprechenden Antrag am Sonntagnachmittag. Die CDU-Fraktion bringt in ihrem Antrag auch eine Messerverbotszone ins Gespräch. Die Verwaltung werde im Ausschuss dazu informieren, sagt Christiane Schmidt zu.
Barrieren an den Zufahrten zur Fußgängerzone
Aber auch im Gespräch mit der Lokalredaktion macht sie deutlich, dass die Stadt aus einsatztaktischen Gründen auch nicht alle Details des Sicherheitskonzepts öffentlich machen könne. Das gelte womöglich auch für den Ausschuss. Dafür hat die CDU jedoch Verständnis, bittet sie an einer Stelle doch: „Kann die Stadtverwaltung in Grundzügen das Sicherheitskonzept für das Appeltatenfest erläutern, ohne taktische oder strategische Überlegungen preiszugeben?“
Klar ist aber auch: Wie schon in der Vergangenheit werden an den neuralgischen Zufahrten zur Fußgängerzone Barrieren aufgestellt, um zu verhindern, dass Fahrzeuge als Waffe genutzt werden. Seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz in Berlin 2016 sind solche Sperren Bestandteil von fast jedem Sicherheitskonzept. Gladbeck hat anfangs beispielsweise Müllwagen als Barrieren aufgestellt, später dann spezielle Fahrzeugsperren dafür angeschafft.
Der Stab für Außergewöhnliche Einsätze (SAE), der seit der Corona-Zeit einberufen ist, wird sich intensiv mit dem Thema befassen, im Fokus stehen dabei bei einer akuten Einsatzlage die Information der Bürger:innen, das Bürgertelefon und die Pressearbeit
Bei all den Planungen und Überlegungen macht Christiane Schmidt aber auch deutlich, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gebe. Man tue alles, um die Sicherheit zu erhöhen, aber es bleibe immer ein Restrisiko. Trotzdem sei zum derzeitigen Zeitpunkt nicht geplant, das Appeltatenfest abzusagen. Man wolle friedlich miteinander feiern, sich nicht vom Terror einschüchtern lassen.
Dass das unter den Eindrücken des Anschlags von Solingen nicht einfach wird, ist allen Beteiligten klar. So äußert sich die CDU: „Die CDU-Ratsfraktion möchte wie in jedem Jahr mit den Gladbeckerinnen und Gladbeckern und vielen Gästen aus nah und fern feiern. Ganz sicher können wir das im Jahr 2024 nach dem Anschlag in Solingen nicht unbeschwert tun.“
Gladbecks Bürgermeisterin Bettina Weist hat derweil schon am Samstag ihre Anteilnahme bekundet: „Meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei den Familien der Getöteten und bei den Menschen, die bei den Angriffen schwer verletzt wurden. Auch den Verantwortlichen der Stadt Solingen, den Rettungskräften und der Polizei gilt mein tiefes Mitgefühl.“
Mehr Sicherheitskräfte beim Familienfest im Stadion
Vor dem Appeltatenfest am 7. und 8. September steht am Samstag, 31. August, das große Familienfest im Stadion auf dem Programm. Das Gladbecker Bündnis für Familie lädt von 11 bis 15 Uhr nach Wittringen ein. Geplant sind Mitmachangebote und ein Konzert.
Auch da werde man sich im Vorfeld noch einmal Gedanken über die Sicherheit machen, betont Rathaus-Sprecherin Christiane Schmidt. Man prüfe bei der Veranstaltung ebenfalls, ob man als Reaktion auf das Attentat von Solingen die Zahl der Sicherheitskräfte noch einmal erhöht.
Diese Veranstaltung im Stadion falle jedoch, anders eben als das Appeltatenfest mit seinen tausenden Besuchern, unter die NRW-Vorgaben für Sicherheit bei Veranstaltungen mit erhöhtem Gefährdungspotenzial.
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