Dortmund. Eiscafé soll `Ndrangheta-Basis gewesen sein. Angeklagte auf freien Fuß gesetzt. Was das für den weiteren Prozess bedeutet.
Die drei Italiener, welche eine Eisdiele in Siegen als Mafia-Basis betrieben haben sollen und sich seit Anfang Juni vor dem Landgericht Dortmund verantworten müssen, sind nach eineinhalb Jahren aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das teilte eine Gerichtssprecherin am Montag auf Anfrage mit.
Die Haftbefehle gegen Antonio (38) und Francesco M. (39) seien unter Auflagen außer Vollzug gesetzt worden; die beiden Brüder müssen sich laut Landgericht unter anderem wöchentlich bei der zuständigen Polizeidienststelle an ihrem Wohnsitz melden oder einen eventuellen Wohnsitzwechsel anzeigen. Die zuständige Staatsschutzkammer, welche den Fall seit Anfang Juni verhandelt, habe eine „Verhältnismäßigkeitsentscheidung“ getroffen. Die Angeklagten seien nicht vorbestraft, hätten zudem bereits eineinhalb Jahre im Gefängnis verbracht. Einer Fluchtgefahr beuge man durch die verhängten Auflagen vor, erklärte die Gerichtssprecherin. Auch der mögliche Strafrahmen im Falle einer Verurteilung, der von sechs Monaten bis zu zehn Jahren Haft reicht, spiele eine Rolle.
Der Haftbefehl gegen den dritten Angeklagten, Antonio G. (26), sei aufgehoben worden, in diesem Fall seien keine Auflagen zu erfüllen.
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Angeklagte müssen weiter vor Gericht erscheinen
Alle drei Angeklagten seien verpflichtet, weiter vor Gericht zu erscheinen und an den ausstehenden Prozessterminen teilzunehmen. Das Urteil in dem Verfahren soll am 28. November verkündet werden. Der Prozess gegen das Trio war am 5. Juni gestartet, sollte ursprünglich am 30. August enden, ging aber bisher zweimal in die Verlängerung.
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wirft den Angeklagten vor, das Eiscafé in Siegen zur Unterstützung der ’Ndrangheta benutzt zu haben und sich seit Dezember 2016 als Mitglied einer ausländischen kriminellen Vereinigung betätigt sowie banden- und gewerbsmäßig Geldwäsche betrieben zu haben. Die illegalen Geschäfte sollen durch Einnahmen der Mafia aus dem internationalen Drogenhandel finanziert worden sein. Die Brüder Antonio und Francesco M. sollen die Eisdiele in der Siegener City seit 2017 als GmbH geführt haben. Antonio G., zum Zeitpunkt der angeklagten Taten im juristischen Sinne teils noch ein Heranwachsender, soll als Angestellter dort gearbeitet haben.
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