Gevelsberg/Hagen/Menden/Meschede. Das lässt die Menschen im Sauerland und Hagen nicht kalt: Donald Trump wird wieder Präsident. Es gibt viel Ablehnung - aber auch Lob.
Der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird Donald J. Trump – schon wieder. Das eigentlich als sehr knapp gehandelte Rennen erwies sich als deutlicher Auftrag der Wähler an den Immobilienmogul. Auch im Sieger- und Sauerland und rund um Hagen sorgt der erneute Einzug ins Weiße Haus, für ein gespaltenes Echo. Manch einer freut sich über den Sieg des Republikaners – so auch im Gevelsberger Tabakladen „Casita del Tabaco“.
Inhaber Bonnie Zichtema sitzt mit sechs seiner Stammkunden im Kreis – sie alle rauchen Zigarre. So riecht es im kleinen, gemütlich beleuchteten Laden auch. Bei der Frage, was sie vom Sieg Donald Trumps halten, zückt einer von ihnen in Sekundenschnelle sein Smartphone und sagt: „Guck‘ mal, das hat Hansi da drüben heute Morgen bei WhatsApp geschickt!“
Spekulation auf Trump-Sieg erfolgreich
Die Rede ist vom 62-jährigen Gevelsberger Hans-Jörg Albrecht. Das Bild zeigt eine angezündete Zigarre, die fein angerichtet auf seinem Gartentisch liegt, mit der Unterschrift „Der Trump Trade ist aufgegangen!“. Der Privatier hat Aktien und Bitcoin auf den Sieg des Republikaners gesetzt – und eine ordentliche Summe daran verdient. Die Freude, dass sein Einsatz aufgegangen ist, ist entsprechend groß. „Als Mensch finde ich ihn auch scheiße, aber er ist ein Politiker, der das, was er sagt, auch umsetzt. Man muss das natürlich nicht alles gut finden“, sagt Albrecht.
„Er ist ein Politiker, der das, was er sagt, auch umsetzt.“
Er spricht den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko oder die Stärkung der amerikanischen Wirtschaft durch Zölle an. Dem Versprechen Trumps, die Kriege in Nahost und der Ukraine beenden zu wollen, steht er zuversichtlich gegenüber. Der vermutlich schlechten wirtschaftlichen Folgen für Deutschland ist er sich auch bewusst. „Ich freu’ mich auch nicht für Deutschland, dass Trump gewonnen hat, sondern für die Amerikaner“, erklärt Albrecht.
Anders sehen die Menschen in Meschede den Wahlsieg Trumps. „Ich bin nicht begeistert“, sagt Ulrike Mikita aus Bestwig. Sie ist gerade zum Einkaufen in der Mescheder Innenstadt. Sie kann die bevorstehende Präsidentschaft nur schwer begreifen, sei nicht begeistert. Besonders besorgt sei sie um die Nato und die auf Deutschland zukommenden Kosten für die Aufrüstung der Bundeswehr.
„Ich bin nicht begeistert.“
Unverständnis steht Freude gegenüber
Wie ihr ergeht es auch Menschen in Menden. Eine 77-Jährige lässt sich gerade am Neumarkt ihre Dauerwelle richten. „Es ist katastrophal“, findet die Dame deutliche Worte. „Ich kann die Amerikaner nicht verstehen“, unterstreicht sie und ist erschüttert darüber, wie Trump „trotz seines Lügengebildes“ wieder als Präsident gewählt wurde. Sie schließt einen Nato-Austritt der USA nicht aus. Sie könne sich auch vorstellen, dass die AfD hierzulande davon profitiert: „Trump ist Populismus, die AfD auch.“
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Auch Friseurin Vincenza Meisterjahn-Maggiore ist fassungslos: „Wie kann man den nur wählen?“, fragt sie provokativ. Weiter: „Nie im Leben würde ich Trump wählen!“ Wie auch ihre Kundin macht sie sich Sorgen um die Auswirkungen auf Deutschland und auf Europa. Der Trump-Wahlsieg ist für Meisterjahn-Maggiore ein Weckruf: „Die sollten alle ihre Köpfe einschalten.“
„Er agiert irgendwie in seinem eigenen Kosmos und manipuliert die Leute, wo es nur geht. Ich kann nicht verstehen, wie man so überzeugt sein kann von so einem Menschen“, sagt eine Frau in der Hagener Innenstadt. Trumps Auftreten verängstige sie. Anders sieht es die Runde im Gevelsberger Zigarrenladen. Ihnen gefalle sein starker Charakter. „Trump ist ein Macher. Er wird zu Unrecht immer nur als Bösewicht dargestellt“, sagt einer von ihnen. „Und nicht jeder, der ihn gut findet, ist auch gleich rechts“, betont ein anderer.
Menschen wünschen sich einen Trump in Deutschland
Nicht abgeneigt vom Wahlergebnis ist eine 81-jährige Hagenerin. „Er schaut zuerst auf sein eigenes Land. Das hätten wir hier in Deutschland auch mal lieber machen sollen“, sagt sie. ‚America First‘ also. „Für Europa wird das wirtschaftlich gesehen kritisch. Auch mit Blick auf den Zusammenhalt“, sagt hingegen der 32-jährige Tim W. aus Gevelsberg. Er befürchte, dass sich Dinge aus der ersten Amtszeit wiederholen werden und hält einen Austritt der USA aus der Nato für möglich.
„Für Deutschland ist das von Nachteil.“
In der Mescheder Innenstadt ringt Julian Müller um Worte. Der 22-Jährige findet, dass Trump als Präsident „für Deutschland von Nachteil ist“. Seine Freunde, die ihn begleiten, nicken zustimmend mit dem Kopf. „Er ist schon aus einigen Abkommen ausgetreten, was kommt da noch?“, fragt er.
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Auch eine 18-Jährige kann den Trump-Sieg nicht gutheißen. Sie möchte namentlich nicht genannt werden und erfährt erst durch die Befragung am Mittwochmittag davon, dass Trump ab Januar wieder am Schreibtisch des Oval Office sitzen wird. „Das Volk hat ihn gewählt. Ich finde es trotzdem schwierig, dass er nun wieder Präsident wird“, zeigt sie sich besorgt. Sie sei „ganz froh“ hier zu leben und nicht in den USA.