Meinerzhagen. Der Fall der zeitweise vermissten Stute Merida aus dem Sauerland beschäftigt die Pferdefreunde. Wie Videos nun helfen sollen.

Irgendwie will der Fall Merida keinen Sinn ergeben. In der Nacht zu Mittwoch, 30. Oktober, war die sechsjährige Stute Merida spurlos verschwunden. Am vergangenen Dienstag tauchte sie auf wundersame Weise – so wirkt es für Achim Huckel und sein Team am Listerhof in Meinerzhagen zumindest – wieder gesund und munter in ihrer Box auf. Wie sie dort hingekommen ist und was mit ihr passiert ist, kann sich bisher niemand erklären. Jetzt sollen Videos der Überwachungskameras Hinweise liefern.

Die Menschen vom Listerhof waren sich sicher, dass ihr geliebtes Schul- und Therapiepferd gestohlen wurde. Von alleine hätte es wohl kaum das Tor öffnen und schließen können. Laut Hofbesitzer Huckel mussten sich die Diebe auf dem Gelände auskennen, denn auf den Videoaufnahmen der Tatnacht entdeckte er niemanden – bis auf ein unbekanntes Fahrzeug.

400 Dateien Videomaterial: „Keine Ahnung, wie lange das dauern wird“

Der überraschende Fundort wirft nur noch mehr Fragen auf: Zwar stand Merida in ihrem Laufstall, allerdings an anderer Stelle. Diese ist von einer Seite von einer Wand und auf der andere Seite von knapp 50 Heuballen umgeben. Für ein Pferd im Normalfall unüberwindbar. Hätte sie länger als drei Tage dort gestanden, wäre sie verdurstet. In den Tagen zuvor ist dem Team beim Ausmisten auch nichts aufgefallen. Wie ist die Stute nun zurückgekommen? Wer hat sie entführt, versorgt und womöglich wieder zurückgebracht? War es jemand vom eigenen Hof?

Merida kehrt zum Listerhof zurück
Um an ihren Fundort zu gelangen, hätte Merida über 1,70 Meter hohe Wände springen oder sich an den Heuballen vorbeiquetschen müssen. © Listerhof | Achim Huckel

Die Polizei hatte nach erneuter Ermittlung auf dem Reiterhof am Dienstagnachmittag nichts Verdächtiges feststellen können. Antworten auf all die offenen Fragen können jetzt wohl nur noch die Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen. Auf etwa 400 Dateien kann Achim Huckel zugreifen, sie gehen bis Sonntagabend zurück. Diese muss er nun alle durchsuchen, um der Polizei mögliche Hinweise vorzeigen zu können. „Das wird sehr aufwendig. Ich habe keine Ahnung, wie lange das dauern wird“, sagt Huckel.

Kannten sich Meridas Diebe am Listerhof aus? Überwachungsvideos letzte Hoffnung

Vier Überwachungskameras sind auf dem Gelände des Listerhofs abgebracht. Knapp 40 Meter vom Fundort Meridas ist eine von diesen platziert. Möglicherweise lässt sich in diesem Bereich erkennen, wie und mit wem die Stute in den Stall gekommen ist. „Das hoffen wir zumindest“, so Huckel, der sich allerdings nicht mehr besonders zuversichtlich zeigt, noch auf Antworten zu stoßen. Am Donnerstag startete der Reiterhof-Chef seine Video-Recherche.

„Wir würden aber schon gerne wissen, was da passiert ist.“

Achim Huckel, Besitzer des Listerhofes

Die Ungewissheit treibt ihn um. „Wir sind jetzt erstmal froh, dass sie wieder da ist. Wir würden aber schon gerne wissen, was da passiert ist“, sagt Huckel, der seit dem Vorfall ein wenig unruhiger schlafe. Denn was passiert, wenn es wirklich jemand aus seinem engsten Kreis am Listerhof war? Ausschließen kann er nichts, will aber auch niemanden verdächtigen. „Es ist alles ein bisschen schwierig gerade, aber da müssen wir jetzt durch.“

„Allrounder“ Merida: Bindung zum Schul- und Therapiepferd am Listerhof groß

Im Sommer wurde die Barockstute nach sechs Jahren fertig zum Schul- und Therapiepferd ausgebildet. Mit ihr konnten also sowohl Reitschülerinnen und -schüler alles von Sprung und Dressur bis Longieren lernen, aber auch Menschen mit Handicap wie dem Down-Syndrom steht sie zur Seite. Ein „Allrounder“, wie Huckel sie nennt. Nicht nur ihnen, sondern auch dem Team des Listerhofs, das täglich mit der Stute zusammenarbeitete, bedeutet sie viel. „Alle haben eine große emotionale Bindung zu Merida.“

Gestohlenes Pfers auf dem Listerhof
Die sechsjährige Merida ist in der Nacht zu Mittwoch, 30. Oktober 2024, aus ihrem Stall am Listerhof in Meinerzhagen an der Grenze zum Kreis Olpe verschwunden. Der Besitzer Achim Huckel geht fest davon aus, dass das Barockpferd gestohlen worden ist.  © Listerhof/Achim Huckel | Listerhof/Achim Huckel

In der Region um den Listerhof habe es so etwas während der Zeit von Achim Huckel noch nicht gegeben. In Gevelsberg verschwanden Ende vergangenen Jahres immer wieder Schafe. Auch in ganz Deutschland wurden vermehrt ähnliche Fälle gemeldet. Der Klau von Pferden hingegen sei eher eine Seltenheit. Ob Merida nun wirklich gestohlen worden ist – und möglicherweise wieder zurückgebracht wurde – bleibt jetzt aufzuklären.

Drama um Merida wirft immer mehr Fragen auf: „Man kann sich das nicht erklären“

Bei der Frage, warum jemand Merida vom Listerhof stehlen sollte, will Achim Huckel nichts einfallen. „Man kann sich das nicht erklären. Vielleicht waren das Leute, die uns irgendwie schaden wollen, aus Neid zum Beispiel. Ich wüsste aber niemanden, bei dem das so ist“, sagt der Besitzer des Hofes an der Grenze zum Kreis Olpe. Dass das Pferd eigenständig ausgebüxt sein könnte, sei seiner Meinung nach in jedem Fall auszuschließen.

Huckel zufolge muss sie jemand vom Hof geführt und in den Laufstall zurückgebracht haben. „Dort hat sie nur einen Quadratmeter Platz, um durchzukommen und vorher hätte sie 1,70 Meter hochspringen müssen“, sagt der Besitzer. Auch unter Angst und Adrenalin sei das schwierig. „Niemand weiß, wie sie dahin gekommen ist. Wir sind alle etwas irritiert. Jeder denkt, wir seien verrückt“, erklärt Huckel mit einem Schmunzeln. Jeden Morgen habe sein Team den Laufstall ausgemistet und dabei weder etwas gesehen, noch auffällige Geräusche vernommen. Auch die Polizei hat nach Meridas Verschwinden alles ausgeleuchtet und abgesucht. Am Dienstagmorgen stand sie dann da.

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Mithilfe von Flugblättern und Aufrufen im Internet startete der Listerhof vor dem unerwarteten Auftauchen Meridas eine Suchaktion nach ihr. Die Nachricht verbreitete laut des Hofbesitzers große Sorge auf den umliegenden Reiterhöfen, einige verbarrikadierten ihre Ställe mit Traktoren. Das Mitleid bei den Menschen war groß, nun können sich alle an der positiven Nachricht erfreuen. Wenn alle Videos gesichtet wurden, kann die Polizei weiter ermitteln. Aktuell bleibt der Fall der Stute Merida ein Mysterium.