Hagen. In Dortmund steht ein Trio vor Gericht, das ein Eiscafé als `Ndrangheta-Basis genutzt haben soll. Warum das Verfahren länger dauert.

Der Prozess gegen drei italienische Staatsbürger, die eine Eisdiele in Siegen als Stützpunkt der Mafia genutzt haben sollen, geht in die Verlängerung. Das ursprünglich für diesen Freitag (30. August) vorgesehene Finale vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts Dortmund ist auf den 17. Oktober verschoben worden. Ein Gerichtssprecher führte im Gespräch mit dieser Zeitung „organisatorische Gründe“ an und erklärte: „Dass weitere Verhandlungstermine angesetzt worden sind, ist kein ungewöhnlicher Vorgang.“

Bis zum Prozessende Mitte Oktober sind nun vier weitere Sitzungen vorgesehen. Laut Gerichtsangaben soll unter anderem eine Expertin von der Universität Essex (England) zur Organisationsstruktur der Mafia gehört werden, auch sei die Vernehmung eines „Auslandszeugen“ per Videoschalte geplant. Dieser soll `Ndrangheta-Aussteiger sein und mit den Behörden in Italien zusammenarbeiten. Diese Vernehmungen bedürften der Vorbereitung, daher dauere der Anfang Juni gestartete Prozess länger, so das Gericht.

Ausgangspunkt für Mafia-Operationen?

Dem in Dortmund angeklagten Trio wirft die zuständige Staatsanwaltschaft Düsseldorf vor, sich seit Dezember 2016 als Mitglied einer ausländischen kriminellen Vereinigung betätigt sowie banden- und gewerbsmäßig Geldwäsche betrieben zu haben. Die Brüder Antonio und Francesco M. (37 und 39) sollen die Eisdiele in der Siegener City seit 2017 als GmbH betrieben haben. Antonio G. (25), zum Zeitpunkt der angeklagten Taten im juristischen Sinne teils noch ein Heranwachsender, soll als Angestellter dort gearbeitet haben.

Die Eisdiele in Siegen soll den Ermittlern zufolge der Wäsche von Gewinnen aus dem Drogenhandel, aber auch als Logistikstützpunkt und Rückzugsraum für die kalabrische `Ndrangheta gedient haben, auch sollen dort weitere Mitglieder der Mafia-Organisation zeitweise angestellt gewesen sein. Zudem sollen Teile der Einnahmen aus dem Tagesgeschäft an `Ndrangheta-Mitglieder in Italien abgeführt worden sein.

Die Mitgliedschaft in einer ausländischen kriminellen Vereinigung kann mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft werden, die banden- und gewerbsmäßige Geldwäsche mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Das angeklagte Trio – laut Staatsanwaltschaft weder in Deutschland noch Italien vorbestraft – war den Ermittlern bei Durchsuchungen rund um die im Juli 2020 gestartete europaweite Anti-Mafia-Operation „Eureka“ im Mai 2023 ins Netz gegangen. Das „Al teatro“ wurde damals geschlossen. Der jüngere der beiden Brüder aus der `Ndrangheta-Hochburg San Luca war Wochen nach der Razzia von den italienischen Behörden nach Deutschland ausgeliefert worden.