Gladbeck. Warum meiden wir abgelegene und vermüllte Ecken in Gladbeck? Gründe und Antworten auf die Frage, was gegen Angsträume getan werden kann.
Dunkelheit oder nur schummriges Licht, undefinierbare Geräusche in der Umgebung, Müll, ein Weg entfernt vom Schuss: alles Kriterien, die Angsträume ausmachen. Wer kennt sie nicht, diese Orte, um die man lieber einen großen Bogen macht? Angsträume beschäftigen nicht nur die Menschen in Gladbeck, sondern auch Polizei und Stadtverwaltung. Wo liegen in der Stadt Angsträume? Was kann dagegen getan werden? Das antworten Fachleute.
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Dieses Unwohlsein hat wohl jeden schon einmal beschlichen: Auf dem Weg durchs Dämmerige raschelt es im Gebüsch, eine dubiose Gestalt nähert sich in einer Unterführung oder auf einem abseits gelegenen Parkplatz wirft einem jemand einen scheelen Blick zu. Womöglich befindet man sich allein auf weiter Flur. Da kann einem flau im Magen werden.
Polizei und Stadtverwaltung Gladbeck stehen in engem Kontakt, um Angsträumen entgegenzuwirken
Annette Achenbach, Sprecherin im Polizeipräsidium Recklinghausen, stellt zunächst einmal klar: „Wir sprechen nicht von Angsträumen, die gibt es als Definition nicht. Wir können eine Situation nur nach Zahlen beurteilen und Straftaten auswerten.“
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Polizeisprecherin Achenbach sagt: „Typische Stellen, an denen sich die Menschen in Gladbeck unwohl fühlen, sind tatsächlich der Parkplatz in Wittringen und Unterführungen in der Innenstadt. Bürger geben oft entsprechende Hinweise an die Polizei.“ So genannt der Goetheplatz und die wenig anheimelnde Unterführung an der Humboldtstraße.
Ein weiteres Thema: der Skatepark in Butendorf. Dort war es in der Tat zu handfesten Vorkommnissen gekommen, so dass die Behörden einschritten. Achenbach stellt fest: „Es ist ruhig geworden.“
Unterführungen und Treppenaufgänge, die dunkel, voller Unrat und Schmierereien sind, Parks und öffentliche Toiletten sowie Parkplätze an Friedhöfen bezeichnet Annette Achenbach als „Klassiker“, die oben auf der Angstraum-Liste stehen. Sind Orte vermüllt und ungepflegt, steigert dieser Zustand das ungute Empfinden. Ungefilterte, unqualifizierte und nicht bestätigte Meldungen in den Sozialen Medien befeuern Ängste und Gerüchte, hat die Polizei erfahren.
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Als nicht geheuer wahrgenommen werden auch Bereiche, in denen „sich – umgangssprachlich ausgedrückt – die Trinkerszene aufhält“, weiß Achenbach, „obwohl die Betreffenden nichts tun, sie wollen eher unter sich sein.“
Bei der näheren Betrachtung und Analyse der „unheimlichen Wege und Plätze“ herauskommen könne „vielleicht, dass wir eine Örtlichkeit als Kriminalitätsschwerpunkt ansehen.“ Aber: „Wir haben in Gladbeck keine solchen Schwerpunkte, wie wir es aus anderen Städten kennen.“ Zu nennen seien hier beispielhaft Bahnhöfe samt Umfeld.
Und da liegt die Crux: Subjektive Wahrnehmung und objektive Wirklichkeit klaffen oft (weit) auseinander. Beispiel: der Parkplatz am Wasserschloss Wittringen. Zu manchen Tageszeiten menschenleer, zwar einsehbar, aber viel Grün drumherum. Da könnte doch eine finstere Gestalt lauern, die Böses im Schilde führt... Man beachte: könnte. Ist aber – Gottlob – erfahrungsgemäß nicht der Fall.
Selbstbehauptungskurse können helfen
Sollte es zu einer Straftat kommen, die keineswegs auf dunkle Ecken beschränkt ist, „geht‘s im Prinzip um Straßenkriminalität“. Ein Blick in die Statistik der Polizei: 17 Raubtaten wurden im Jahr 2023 registriert. „Oft wurde ein Handy oder Käppi gestohlen.“
Dennoch rät die Polizeisprecherin: „Man sollte unbedingt auf sein Bauchgefühl hören. Das ist keine Feigheit.“ Allerdings „sollte es nicht sein, dass man sich selbst die Freiheit nimmt, rauszugehen.“
Daher empfiehlt die Expertin Selbstbehauptungskurse, nicht zu verwechseln mit Selbstverteidigungstrainings. Sie erhöhen das Selbstvertrauen, sind die „Waffe“, sollte es doch einmal zu Pöbeleien kommen. „Oft helfen schon eine selbstbewusste Körperhaltung und die richtigen Worte.“
Aber auch vor Ort könne einiges getan werden, um ein Gefühl der Sicherheit zu stärken. Achenbach zählt als einige Wege auf: „Zusätzliche Laternen installieren, Büsche zurückschneiden, regelmäßig Müll entsorgen, damit keine Schmuddelecken entstehen.“ Die Polizei stehe in engem Kontakt mit der Stadtverwaltung.
Deren Kommunikationschefin Christiane Schmidt konstatiert: „Ich kann keinen objektiv belegbaren Angstraum nennen, das lässt sich an keinerlei Zahlen belegen. Sehr wohl gibt es aber vermutlich Orte, die subjektiv als unangenehm beziehungsweise sogar angsteinflößend empfunden werden.“
Es gibt ein Bündel von Maßnahmen zur Verbesserung der Lage
Das sei jedoch „vermutlich sehr individuell“. Schmidt bestätigt die Feststellung der Polizei: „Zu diesen Orten gehören Unterführungen und Tunnel. Über sie gibt es häufiger Beschwerden, das betrifft dann aber eher Vermüllungen und Verunreinigungen.“
Die Stadtverwaltung habe eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, um auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu reagieren und es zu verbessern. Insgesamt seien im vorigen Jahr 170.000 Euro in Verschönerungen, Reparaturen, Säuberungen etc. geflossen. „Gerade der Goethe-Tunnel steht dabei häufig im Mittelpunkt.“
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Die Maßnahmen sollen ein besseres Empfinden bewirken, die Aufenthaltsqualität verbessern und einem unguten Gefühl entgegenwirken. Stadtsprecherin Schmidt verweist auf Reinhold Zipser, den Facility-Manager und „Kümmerer“ für die Innenstadt.
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„Eine weitere Stärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls erwarten wir vom Umzug unseres KOD in das Haus der Evangelischen Kirche an der Humboldtstraße“, so Christiane Schmidt. Voraussichtlich ab Juli werde das zwölfköpfige Team des Kommunalen Ordnungsdienstes vor Ort sein und dann noch einmal verstärkt Präsenz zeigen, „alleine durch die Anwesenheit und die Dienstfahrzeuge“. Ein weiterer Baustein im Konzept: die regelmäßigen Sprechstunden an verschiedenen Stellen in Gladbeck. Schmidt fügt hinzu: „Aktiv ist weiterhin die Hotline des KOD, in den Sommermonaten ausgeweitet.“