Gladbeck. In Gladbeck gibt es laut Kriminalstatistik mehr Tatverdächtige ohne deutschen Pass als im Landesschnitt. So ordnet die Polizei die Zahlen ein.

Innenminister Herbert Reul hatte bereits vor ein paar Wochen den Anstieg der nichtdeutschen Tatverdächtigen thematisiert. Auch in Gladbeck ist das ein Thema. Denn: Von 2553 Tatverdächtigen, die der aktuelle Kriminalitätsbericht aufweist, seien 834 Nichtdeutsch gewesen. „Mit einem Anteil von 35 Prozent liegt dieser Wert etwas über dem Landesschnitt“, sagt Jürgen Häusler, Leiter der Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium Recklinghausen. Aber auch über dem Schnitt im Bereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen (32,76 Prozent). Allerdings: 2022 lag dieser Wert noch höher, bei 36,05 Prozent. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung in Gladbeck liegt bei 19,3 Prozent.

Dass dieser Wert so hoch sei, liege vor allem daran, dass es viele Zuwanderer gebe und die Zahl stetig wachse. Jürgen Häusler: „Aus verschiedenen Ländern reisen vor allem junge Männer ein und junge Männer sind grundsätzlich die, die die meisten Straftaten begehen. Unabhängig von der Nationalität.“

Die meisten nichtdeutschen Tatverdächtigen stammen aus der Türkei

Die polizeiliche Statistik unterscheidet auch nach den Herkunftsländern der Tatverdächtigen: 142 stammen aus der Türkei, 103 aus Rumänien, 101 aus Syrien. Der Rest entfällt auf weitere Länder wie etwa Bulgarien (69). Aus der Ukraine stammen insgesamt 19.

Man sollte sich davor hüten, alle hier lebenden Ausländer zu kriminalisieren.
Jürgen Häusler - Leiter der Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium Recklinghausen

„Ein Großteil derjenigen Menschen wohnt aber gar nicht hier. Es handelt sich oft um reisende Täter, wie wir anhand von DNA-Analysen erkennen können“, erklärt Jürgen Häusler und betont: „Man sollte sich davor hüten, alle hier lebenden Ausländer zu kriminalisieren.“

Mehr Raube, Körperverletzungen und Straßenkriminalität

Insgesamt hat die Zahl der Straftaten in Gladbeck im vergangenen Jahr stark zugenommen. 6143 Fälle weist der Kriminalitätsbericht des Polizeipräsidiums Recklinghausen in Gladbeck für das vergangene Jahr aus. 2022 waren es noch 5229. Auch die Zahl der Raube, der Körperverletzungen und der Straßenkriminalität hat zugenommen.

Der Ton in Gladbeck scheint deutlich rauer zu werden: 584 Körperverletzungen gab es im vergangenen Jahr, so viele, wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. Im Jahr 2014 waren es noch 434 Fälle, den zweithöchsten Wert im Zehnjahresvergleich gab es 2022 mit 552 Fällen. Auch die Zahl der Raube hat zugenommen, 50 Mal wurde im vergangenen Jahr ein Mensch in Gladbeck überfallen, 43 Fälle gab es noch ein Jahr zuvor. Jürgen Häusler sieht in diesen Anstiegen allerdings „normale Schwankungen“.

Die Statistik weist mehr Diebstähle aus: Das Geld ist bei vielen Menschen knapper geworden

1555 Fälle von Straßenkriminalität weist die Statistik aus – mit Abstand der höchste Wert seit 2014. Dazu zählen auch 68 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung auf Straßen, Wegen und Plätzen. 2022 waren es in diesem Bereich noch 44 Fälle. „Die größte Steigung aber gibt es bei den Diebstählen von Kraftfahrzeugen und Fahrrädern sowie Sachbeschädigungen an Kfz. Das waren die Kriminalitätstreiber in Gladbeck“, so Häusler. Die Zunahme bei den Diebstählen zeige: „Das Geld ist bei vielen knapper geworden.“

Die Fälle, in denen es zu Körperverletzungen oder Raub komme, analysiere die Polizei stets, um mögliche Hotspots ausfindig zu machen. Einen solchen aber gebe es in Gladbeck nicht. Das betrifft auch den Einsatz von Messern, auch hier gebe es keine Schwerpunkte in der Stadt, die Vorfälle verteilten sich vielmehr über das ganze Stadtgebiet.

Immer häufiger setzen Täter ein Messer ein

Die Zahl der Messertaten habe sich jedoch um vier Fälle im Vergleich zum Vorjahr erhöht. 32 Mal kam ein Messer bei einem Vorfall zum Einsatz. Eine Messertat wird immer dann registriert, wenn ein Messer als Bedrohungsinstrument eingesetzt wird. „Ein harmloser Streit kann durch ein Messer so eskalieren, dass er tödlich endet. Das muss in den Köpfen der Menschen ankommen“, sagt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.

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Auch im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen hat sich die Zahl der Fälle erhöht: 310-mal wurde bei Straftaten ein Messer gegen Menschen eingesetzt oder vorgezeigt, das sind 124 Fälle mehr als im Vorjahr. Dies entspricht einer Steigerung um fast 67 Prozent. Seit 2019 werden die Tathandlungen mit dem Tatmittel Messer in der polizeilichen Kriminalstatistik erfasst. „Erschreckend ist, dass bei einem Drittel der Fälle Messer durch Kinder, Jugendliche und Heranwachsende gegen Menschen eingesetzt oder vorgehalten werden. Deshalb gehen wir präventiv in Schulen und nutzen die Möglichkeit, mit Schülerinnen und Schülern über das Thema zu sprechen“, erläutert der leitende Kriminaldirektor Jürgen Häusler.

CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Sicherheitsausschusses, Ulrich Namyslo, kündigt an, dass im kommenden Sicherheitsausschuss über den Kriminalitätsbericht gesprochen wird. „Die Probleme kann die Kommune nicht lösen, dafür ist der KOD nicht da. Er kann nicht die Arbeit der Polizei machen, das muss das Innenministerium tun.“

>>> Zahl der Wohnungseinbrüche ist nach Rückgang in Corona-Zeiten wieder angestiegen

Deutlich zugenommen hat auch die Zahl der Wohnungseinbrüche. Insgesamt 160 Fälle weist die polizeiliche Statistik für das vergangene Jahr auf, 2022 waren es noch 113.

Auffällig: In den Corona-Jahren zwischen 2019 und 2021 gab es deutlich weniger Wohnungseinbrüche, damals gab es 96 (2019), 77 (2020) und 82 (2021) Fälle.

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