Gladbeck. Die Beseitigung von Vandalismusschäden ist teuer. Verschmierte Toiletten, zerstörte Spielgeräte, abgetretene Papierkörbe – die Schäden sind groß.
Gerade ist es passiert, wieder einmal, wie so oft. Unbekannte haben in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf einem Spielplatz in Gladbeck beträchtliche Zerstörung hinterlassen. Mit einem Bolzenschneider haben die Wüteriche den Zaun zerschnitten. Auch Ketten von Geräten mussten dran glauben. Tatort: der Spielplatz an der Dorstener Straße. Aber ebenso geschieht Vandalismus anderenorts in der Stadt. Der Schaden geht in die Tausende und hat vom Finanziellen abgesehen auch weitere Konsequenzen für die Gesellschaft.
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Ralf Sonnenberg kann eine schier endlose Liste von Fällen aufzählen. Es sind so viele, dass der Leiter des Fachbereichs Grünflächen- und Friedhofsunterhaltung beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) Kategorien bildet, wenn er über das Thema spricht. Nehmen wir die Taten in oder an öffentlichen Einrichtungen, beispielsweise Trauerhallen. „In den Toiletten-Anlagen auf den städtischen Friedhöfen registrieren wir regelmäßig Vandalismus, auch in jüngster Zeit“, berichtet Sonnenberg. Besonders im Visier hätten die Zerstörer, Zündler und Beschmutzer die Gottesacker in der Stadtmitte und in Brauck. „In Rentfort ist’s relativ ruhig“, vergleicht der Fachmann.
Öffentliche Toiletten in Gladbecker Trauerhallen wurden schon angezündet
Abgerissene Klodeckel, abgetretene sanitäre Anlagen, Brandstiftung – in Sonnenbergs Erinnerung ploppen prompt gravierende Vorkommnisse auf. Auf dem Friedhof im Stadtsüden „hatten wir sogar schon zweimal Totalschäden“, erzählt der ZBG-Mann, „jemand hatte Papiertuchhalter und andere Gegenstände angezündet.“ Naja, alles war denn doch nicht kaputt. Sonnenberg sucht nach einem Trostpflästerchen. „Die Fliesen haben überlebt.“ Durchschnittlich schlage solch’ ein Fall von Vandalismus mit 10.000 bis 15.000 Euro zu Buche.
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Dagegen nehmen sich andere Situationen fast wie Kleckerkram aus – was sie aber nicht minder widerwärtig macht. Sonnenberg umschreibt mit Rücksicht auf empfindliche Naturen den Zustand der sanitären Anlagen in den Trauerhallen, nachdem sich ungebetene Gäste dort erleichtert oder ausgetobt haben: „Manche Schmutzfinken kennen den Unterschied zwischen Toilette und Waschbecken nicht.“ Diese Leute seien – scheint’s – sehr gelenkig, wenn’s ums Örtchen für ihre Hinterlassenschaften geht.
Achtung: Wer sich schnell ekelt, sollte die kommenden Sätze ignorieren. Sonnenberg erzählt nämlich, dass mit Kot beschmierte öffentliche Toiletten auf den städtischen Friedhöfen „regelmäßig im Jahr“ das ZBG-Team auf den Plan rufen. Dann nimmt der Bereichsleiter jedoch kein Blatt mehr vor den Mund: „Einmal war die Toilette so versaut, dass wir einem Kollegen extra etwas gezahlt haben, damit sie sauber gemacht wurde. Der Zustand war wirklich eine Zumutung, alles beschmiert.“
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Der Betriebshof hat Konsequenzen aus den Vorkommnissen gezogen. Sonnenberg: „Wegen des Vandalismus’ haben wir die Öffnungszeiten der Toiletten auf unseren Friedhöfen eingeschränkt. Sie sind bis 18 Uhr zugänglich, danach werden sie über einen elektronischen Schließmechanismus abgesperrt.“
Und noch einmal das schmutzige Thema Kot: „Für mich handelt es sich auch um eine Form des Vandalismus, wenn Hunde auf Gräber kacken. Das ist nicht nur eine Unverschämtheit, sondern auch pietätlos.“ Ralf Sonnenberg empört sich, wie zügellos sich manches Frauchen und Herrchen mit Vierbeinern verhalten.
Sie machten auch vor Sandkästen nicht Halt. In den Kisten „werden, insbesondere nach schönen Wochenenden, auch Glasscherben“ und Müll gefunden. Ein Hotspot sei der Bürgerpark Butendorf mit seiner Skateranlage. Dort habe irgendwer einmal herumgefackelt. Das Ergebnis: Nicht nur der Ballfangzaun wurde in Mitleidenschaft gezogen, sondern ebenfalls Beschichtung und Asphalt. 2500 Euro bis 3000 Euro musste der ZBG aufbringen, um Ordnung zu schaffen.
„Klassiker“ unsinniger Beschädigung: demolierte Geräte auf Spielplätzen. Der Fachmann weist darauf hin, dass sich die Taten dabei nicht nur um materiellen Schaden drehen. Manchmal wird’s auch gefährlich. Durchtrennte Schaukelketten – wie aktuell an der Dorstener Straße – und -sitze stellen ein Verletzungsrisiko dar. Dasselbe gilt für die zerbissene Reifenschaukel auf dem Spielplatz Diepenbrockstraße, die vor einigen Tagen entdeckt wurde. Für den ZBG-Experten ist sonnenklar: „Da war jemand mit einem beißkräftigen Hund am Werk.“ Das Gerät sei aus Kunststoff und eigentlich ziemlich robust. Der Schaden belaufe sich allein an diesem Tatort auf knapp 1000 Euro. „Ein Spielgerät zu ersetzen, kann Kosten bis zu 50.000 Euro verursachen.“
Sonneberg sagt angesichts des Falls an der Dorstener Straße: „Seit etwa zwei Wochen treibt jemand mit einem Bolzenschneider sein Unwesen. Es wurden bereits zweimal die Edelstahlketten von Schaukeln durchgeschnitten und nun ein Stück aus einem Stabgitterzaun. Da es sich um recht massive Bauteile handelt, muss es schon ein kräftiger Jugendlicher oder junger Erwachsener gewesen sein, da die Handhabung eines Bolzenschneiders ein gewisse Kraft erfordert.“
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Herausgerissene Pflanzen, angeschnitzte oder entrindete Bäume, die in der Folge eingehen – allesamt Akte bösartiger Zerstörungswut. „Der Ersatz eines zerstörten Baumes kann schnell mal 1000 Euro kosten.“ Der Schaden beläuft sich laut Sonnenberg auf zwischen 30.000 und 50.000 Euro jährlich. Beschädigte Papierkörbe ersetzen, das sei für ZBG-Beschäftigte an der Tagesordnung. Sonnenberg hat ausgerechnet: „Zwischen 45 und 60 Papierbehälter haben wir in Gladbeck, im Jahr 2021 sind 52 angezündet, abgetreten oder anderweitig zerstört worden, das ist in jeder Woche einer.“ Kostenpunkt: durchschnittlich 250 Euro.
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„Schmierereien gehören zu unserem Kerngeschäft“, registriert Sonnenberg, „sie werden massiv immer mehr.“ Der ZBG bemühe sich, die Sprüherei und Kleckserei, die beschönigend schon mal „Graffiti“ genannt werden, möglichst schnell zu entfernen – erst recht, wenn es sexistische oder rassistische Motive sind. Aber, und das gelte generell bei Vandalismus: „Was wir heute saubermachen und in Ordnung bringen, ist am nächsten Tag schon wieder beschmutzt und beschädigt. Dieser Trend ist in der Corona-Zeit gestiegen und verharrt auf gleichbleibend hohem Niveau.“
Dabei ist Vandalismus kein Kavaliersdelikt. „Das sind kriminelle Akte!“ Sonnenberg vermutet die Schuldigen „aus dem Bauch heraus in einer Altersgruppe“: vermutlich (übermütige) junge Leute zwischen 14, 15, 16 Jahren und etwa 25 Jahren.
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