Gladbeck. Wie „Anzeigenhauptmeister“ Matthei haben auch Gladbecker Falschparker im Visier. Die Zahl der Privatleute, die Parkverstöße anzeigen, steigt.
Niclas Matthei aus Sachsen-Anhalt hat bundesweit Berühmtheit erlangt. Sein „Hobby“: Falschparker anzeigen. Dafür erntet der „Anzeigenhauptmeister“, wie er sich selbst nennt, verständlicherweise nicht immer Applaus. Doch einige Menschen, die sich zu Hilfsheriffs berufen fühlen, eifern ihm nach und melden immer häufiger Falschparker. Auch Gladbeck hat solche „Anzeigenhauptmeister“.
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Wenn man denn diesen Begriff für das verwenden will, was die Menschen tun – und zwar subtiler und weniger provokant als Matthei. Der kurvt mit einem Fahrrad durch die Lande, unübersehbar dank einer Warnweste. Doch statt Lob kassiert er auch öfter mal Schläge und Tritte.
Die Gladbecker, die Falschparken ins Visier nehmen, sind nicht publicity-orientiert und verfahren anders als der umherreisende „Aufpasser“. Aber, so teilt David Hennig auf Anfrage mit: Es werden immer mehr. Der Sprecher der Stadtverwaltung berichtet: „Im vorigen Jahr waren es ungefähr 250 Bürgerinnen und Bürger, die Parkverstöße gemeldet haben, in diesem Jahr sind es bereits mehr als 100.“
Immer mehr Menschen schwärzen andere an
Dieses Verhalten „führt im Jahr zu rund 1000 Privatanzeigen“. Die Meldungen gehen per Gladbeck-App, E-Mail und gelegentlich auch telefonisch bei der Stadtverwaltung ein.
Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) bearbeite und ahnde die Hinweise unmittelbar. Und einige Menschen sind in Gladbeck besonders eifrig, wenn es darum geht, andere anzuschwärzen. Ungefähr zehn „Stammkunden“ hat das Rathaus-Team, also „regelmäßige Melderinnen und Melder“. Aber, um es klarzustellen: „Es gibt in Gladbeck keinen Anzeigenhauptmeister, der sich auf die Lauer legt und die Verwaltung mit Anzeigen überhäuft.“
Die Mitteilungen seien „in der Regel durchaus relevant“ – es sei denn, es handele sich bei den gemeldeten Verstößen um Privatflächen. Auffällige Spitzen in einzelnen Straßen sind beim Meldungsaufkommen laut Rathaussprecher Hennig nicht erkennbar. „Die Verstöße sind regelmäßig auf das Stadtgebiet verteilt.“
Wird in Gladbeck häufig gemeldet: zugeparkte Garagen und Feuerwehr-Zufahrten
Häufige Steine des Anstoßes: zugeparkte Garagen, blockierte Feuerwehr-Zufahrten, Parken auf einem Fahrradweg oder Bürgersteig. „Regelmäßig kommen auch Parken im eingeschränkten oder absoluten Halteverbot hinzu“, ergänzt David Hennig.
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Insgesamt habe der Trend, der Verwaltung Falschparker zu melden, zugenommen. Das habe auch einen rein praktischen Grund: „Der Kontakt zur Stadtverwaltung ist unkomplizierter geworden, und die Meldewege – besonders die Gladbeck-App – sind bekannter geworden.“
Nicht nur, dass die Wachsamkeit und Meldefreudigkeit offenbar steigen. „Auch das Falschparken an sich hat in der Breite zugenommen“, stellt Hennig fest. Auffällig sei die stets steigende Zahl von verbotenem Gehwegparken. Und auch die Fälle, in denen Verbrenner an E-Lade-Säulen stehen, was sie nicht dürfen, mehrten sich.
ZBG und Rettungsdienst werden massiv behindert
Als „besonders brisant“ bezeichnet der Verwaltungssprecher Falschparken im Bereich von Baustellen, auf Gehwegen und Behindertenparkplätzen. „Auch Parkverstöße in engen Straßen, da hier ZBG, Feuerwehr und Rettungsdienst teilweise massiv behindert werden“, so Hennig. Ungefähr 20 bis 30 Mal im Jahr werde ein Wagen abgeschleppt – „als äußerstes Mittel“. „Teilweise wird im Rahmen der Verhältnismäßigkeit das Fahrzeug auch ,nur‘ umgesetzt“, sagt der Rathaussprecher.
Der KOD hat im Jahr 2023 fast 6000 Knöllchen geschrieben
5935 Knöllchen hat der Gladbecker KOD im Jahre 2023 geschrieben. 2024 waren es bislang 1703 Strafzettel (Stand 31. März). Zum Vergleich ein Blick auf die Vorjahre: 23571 Knöllchen anno 2022, 3081 im Jahr 2021. Hennig erläutert: „Grund für die Steigerung in 2023 waren in erster Linie die Aufstockung des Personals sowie der Wegfall coronabedingter Einschränkungen. Das Niveau vor Corona lag bei circa 4000 Fällen im Jahr.“
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Verwarn- und Bußgelder bringen Geld in die städtische Kasse. Im Jahr 2021 waren es summa summarum 455.000 Euro, im Jahr darauf 638.000 Euro. 2023: 637.000 Euro. Hennig: „Hier sind aber auch die Verwarngelder durch Politessen mit enthalten.“