Gladbeck. Die fehlende personelle Aufstockung ist nur eines der Probleme für den KOD in Gladbeck. Viele Herausforderungen stehen an.

Das war eigentlich anders geplant: Mittelfristig sollte der Kommunale Ordnungsdienst in Gladbeckum jeweils zwei Beschäftigte zwischen 2023 und 2025 von zehn auf dann 16 Köpfe aufgestockt werden. Doch es kam anders. Und wieder einmal – wie sollte es auch anders sein – spielt das Geld die ausschlaggebende Rolle. Oder besser gesagt: das nicht vorhandene Geld. Und da sind noch weitere Punkte, die in der aktuellen Bilanz der Stadtverwaltung Gladbeck negativ zu Buche schlagen und sich wahrscheinlich abträglich auf die Bevölkerung auswirken werden.

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Da nun schon einmal von Finanzen die Rede ist: Die Gesamteinnahmen, die der KOD im Zusammenhang mit seiner Kontrolltätigkeit generiert hat, beliefen sich auf 145.000 Euro. Im Jahre 2022 waren es ungefähr 110.000 Euro.

Der KOD Gladbeck steht vor vielen Herausforderungen

„Der Rückgang der Einnahmen ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass im Jahr 2023 fast doppelt so viele zeitaufwändige Präsenzkontrollen an problembehafteten Orten durchzuführen waren als 2022 und die hierbei verwendete Zeit für die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten nach der Ordnungsbehördlichen Verordnung der Stadt Gladbeck oder auch nach der Straßenverkehrs-Ordnung fehlte“, begründet die Stadtverwaltung Gladbeck die aktuellen Zahlen.

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Beim Stichwort „problembehafteter Ort“ kommt Einheimischen vor allem eine Adresse in den Sinn: Steinstraße 72. Dort ist es nach Angaben aus dem Rathaus seit einigen Monaten ruhiger und offenbar gesitteter als in den Sommermonaten zugegangen (die WAZ berichtete). Aber Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs stellte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr diese Woche einschränkend fest: „Das ist keine Überraschung, dass die Beschwerdelage im Winter deutlich geringer ist.“ Je ruhiger die Situation an und im Gladbecker Problem-Hochhaus, desto geringer das Konfliktpotenzial.

Wirgs zog die Quintessenz: „Wir müssen weiter auf der Hut sein und abwarten, wie sich eingeleitete Maßnahmen auswirken.“ Zu nennen wäre der Sicherheitsdienst, der demnächst wieder im Einsatz ist.

Steinstraße: Böswillige Alarmierungen

Dezernentin Marie-Antoinette Breil berichtete im Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr: „Immer wieder kam es an der Steinstraße 72 zu böswilligen Alarmierungen.“ Gemeldet worden sei wiederholt ein Wohnungsbrand mit vermissten Personen. Als die Feuerwehr vor Ort zum Einsatz angerückt sei, habe es keine Spur davon gegeben.

„Hinter den Anrufen steckte eine mobile Rufnummer“, so Breil, „inzwischen liegt die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft vor.“ Die Stadtverwaltung Gladbeck hofft, dass der Verantwortliche für diese falschen Alarmierungen ermittelt wird, um ihn belangen zu können. Die Dezernentin: „Wir werden versuchen, einen Kostenersatz vom Täter zu bekommen.“

„Immer wichtiger und zeitaufwändiger“ seien solche Präsenzzeiten wie an der Steinstraße. Zu nennen als derartige Einsatzorte seien ebenfalls der Bereich Humboldtstraße/Goetheplatz und die Ringeldorfer Straße: „Dies macht auch einen erhöhten Personaleinsatz notwendig. Allein in 2023 waren hier circa 250 Einsätze zu zählen.“ Anno 2022 waren es lediglich 135.

Die Zustände an der Adresse Steinstraße 72 fordern der KOD Gladbeck dauerhaft.
Die Zustände an der Adresse Steinstraße 72 fordern der KOD Gladbeck dauerhaft. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Besondere Herausforderungen für den KOD stellen laut Stadtverwaltung auch die Durchführung regelmäßiger Bürgersprechstunden, die weitere Intensivierung von Schulkontrollen und regelmäßige Schwerpunktkontrollen in Parks, auf Spielplätzen und auf Friedhöfen dar. Die angestrebte verstärkte Zusammenarbeit mit Streetworkern und Schulsozialarbeitern dürfte sich angesichts der personellen Situation verzögern, „wenn nicht sogar erheblich erschwert werden“.

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Angesichts dieses geballten Aufgabenpakets hätten sich Wirgs und das KOD-Team über eine personelle Aufstockung gefreut. Bisher wurden nur im Mai 2023 zwei neue Beschäftigte für den Kommunalen Ordnungsdienst eingestellt. „Leider wurde die weitere Umsetzung des Konzeptes in 2024 aufgrund der angespannten Haushaltslage ausgesetzt, sodass es im Jahr 2024 keine weiteren zusätzlichen Stellen beim KOD geben wird“, so die Verwaltung. Sie verhehlt nicht, dass diese Situation „voraussichtlich negative Auswirkungen auf die Arbeit des KOD mit sich bringen“ werde, „insbesondere was die zukünftige Ausrichtung der Arbeit auf noch mehr Bürgernähe und damit einhergehend die Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Gladbecker Bevölkerung betrifft“.

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Aktuell setzt sich der KOD zusammen aus zwölf Beschäftigten. Sie sind aufgeteilt in sechs Teams. Inbegriffen ist eine Sachgebietsleitung, die gleichzeitig als Koordinator fungiert. Die Bildung von Zweier-Teams sei „zwingend notwendig“. Begründung: „Sicherheitsaspekte, wie der Schutz der Mitarbeitenden, spielen eine wichtige Rolle. Auch die Zeugenfunktion des zweiten Mitarbeitenden ist hierbei von Bedeutung.“

Besonders an Freitagen und Samstagen wäre es wünschenswert, in den Abendstunden immer mindestens zwei Teams im Dienst zu haben
Gregor Wirgs - Leiter des Gladbecker Ordungsamtes

Die Teams arbeiten im Zwei-Schicht-System, bestehend aus Früh- und Mittagsschicht. Dieses Konzept ist differenziert in Winter- und Sommerdienstpläne, während der warmen Monate werden die Einsatzzahlen nach Verwaltungsangaben erheblich steigen. Um den Dienst an sieben Tagen in der Woche sicherzustellen, sei die Personaldecke – auch aufgrund von hohen Krankheitsständen – sehr dünn. „Besonders an Freitagen und Samstagen wäre es wünschenswert, in den Abendstunden immer mindestens zwei Teams im Dienst zu haben, was derzeit nicht immer möglich ist.“

Gregor Wirgs, Leiter des städtischen Ordnungsamtes in Gladbeck, sieht viele Herausforderungen, die der Kommunale Ordnungsdienst zu stemmen hat.
Gregor Wirgs, Leiter des städtischen Ordnungsamtes in Gladbeck, sieht viele Herausforderungen, die der Kommunale Ordnungsdienst zu stemmen hat. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Was der Kommunale Ordnungsdienst im Jahr 2023 gestemmt hat, führt die Statistik vor Augen. Insgesamt wurden im Jahr 2023 rund 4500 Aufträge bearbeitet, etwa 100 mehr als im Jahr zuvor. Die Beschäftigten erledigten 1208 Bürgerbenachrichtigungen, die per Telefon oder E-Mail einliefen. Im Vorjahr handelte es sich um 1256. Über die GlabeckApp gingen nach aktuellen Angaben 790 Meldungen ein. Das sind 90 weniger als im Jahr 2022. Die gesammelten Daten führen rund 1500 Hotline-Anrufe im Abendbereich auf. Dabei ging’s um ordnungswidrig abgestellte Fahrzeuge, Lärmbelästigungen, illegale Aufenthalte – beispielsweise auf Spielplätzen – und Verunreinigungen, um nur einige Anlässe aufzuführen. Das sind mehr Fälle als im Jahr 2022 mit 1400 Meldungen.

Die fast täglichen Innenstadt-Rundgänge stiegen im Jahresvergleich von 239 auf 355 deutlich an. Das trifft auch auf die 290 Schulwegkontrollen – Schlagwort: „Elterntaxis“ – zu. Im Jahr 2023 gab‘s 16 terminierte Kontrollen mit der Polizei (eine mehr als 2022).

Eingegangen ins aktuelle Zahlenwerk sind unter anderem auch 22 Einsätze in Bezug auf den Eichenprozessionsspinner, beispielsweise Absperrung der Befallbereiche, zehn mehr als im Vergleichszeitraum. 52 Einsätze außerhalb des Dienstplanes, hier durch Abschiebungen, Versammlungen (minus fünf Einsätze) sind aufgelistet.

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Im ruhenden Verkehr wurden 3350 Verwarnungen erteilt, weniger als 2022 (4012). Gesamteinnahmesumme rund 70.000 Euro. Im Vorjahr ging über diesen Posten mehr ein: 81.000 Euro. „103 abgemeldete Fahrzeuge wurden ermittelt“, so die Stadtverwaltung. Auch hier klar weniger als 2022 (138). Die Gesamtbußgeldsumme wird mit 9000 Euro beziffert (2022: 12.000 Euro).