Gladbeck. Ein Berliner Büro hat spektakuläre Pläne für den Goetheplatz erarbeitet. Das kommt gut an im Rathaus. Es gibt aber einen großen Wermutstropfen.

Der Tunnel unter der Humboldtstraße? Man kann ihn nicht schönreden. Der Durchgang ist schmuddelig und bereitet den meisten, die daher müssen, ziemliches Unbehagen. Vor allem in der Dunkelheit. Daran ändert auch die Aufhübschung durch bunte Wandbilder nichts. Die Stadt hat nun drei Planerbüros in einem Werkstattverfahren darum gebeten, sich Gedanken um eine Neugestaltung für den Bereich Tunnel und Goetheplatz zu machen. Als Sieger aus diesem Verfahren ist ein Berliner Büro hervorgegangen. Das will den Tunnel kurzerhand zuschütten – und hat spektakuläre Ideen, wie man den Goetheplatz zu einem beliebten Mittelpunkt in der Innenstadt umgestalten kann.

Berliner Landschaftsarchitekten von Topotek stellen Pläne für Gladbecker Goetheplatz vor

Die Pläne aus Berlin waren Thema im jüngsten Planungsausschuss. Der Politik gefiel, was es da zu hören gab. Lediglich kleine Verbesserungsvorschläge kamen aus den Reihen der Ausschussmitglieder. Stadtbaurat Volker Kreuzer sprach von „einer naheliegenden Lösung“, die aber so niemand in Gladbeck auf dem Schirm hatte. Ein eindeutiger Beweis dafür also, dass der „Blick von außen“ auf eine verfahrene Situation durchaus einen Mehrgewinn bringen könne. Ihre Ideen haben die Berliner Landschaftsarchitekten unter das Leitmotiv „vom Goetheplatz zum Goethegarten“ gestellt. Das lässt schon ahnen, der Platz soll sich gravierend verändern.

Doch zuerst zurück zur Tunnel-Problematik. Diesem Thema haben die Berliner gar nicht viel Raum gegönnt. Ihre Aussage: Der Durchgang unter der Humboldtstraße soll größtenteils Geschichte sein. Entweder, er wird zugeschüttet, oder er erfährt eine Nutzung als Technikraum. Durchgehen soll dort aber niemand mehr. Die Treppe zum Tunnel auf der Seite der Christuskirche soll zugeschüttet und oben begrünt werden.

Geht es nach den Vorstellungen der Berliner Landschaftsarchitekten, soll der Tunnel unter der Humboldtstraße zugeschüttet oder nur noch als Technikraum genutzt werden.
Geht es nach den Vorstellungen der Berliner Landschaftsarchitekten, soll der Tunnel unter der Humboldtstraße zugeschüttet oder nur noch als Technikraum genutzt werden. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Auf der Seite zur Humboldtstraße hin soll ein „großzügiger Deckendurchbruch“ erfolgen, um den Resttunnel offener gestalten zu können. Die Imbissbude an der Humboldtstraße soll wegfallen – Platz schaffen für den geplanten lichten Durchgang mit Galerie und breiter Treppe zur Humboldtstraße. Der Blick kann so schon ungehindert auf den neuen Platz fallen, kein Tunnelgefühl mehr Ängste schüren. Um den Platz auch barrierefrei erreichbar zu machen, soll an der Stelle, wo jetzt noch die Wendeltreppe ist, ein Aufzug gebaut werden.

Die Wendeltreppe am Goetheplatz soll abgebaut und durch einen Aufzug ersetzt werden, so die Pläne für den neuen „Goethegarten“ in Gladbecks Innenstadt.
Die Wendeltreppe am Goetheplatz soll abgebaut und durch einen Aufzug ersetzt werden, so die Pläne für den neuen „Goethegarten“ in Gladbecks Innenstadt. © Gladbeck | Heinrich Jung

Viel mehr Grün für den ungeliebten Goetheplatz

Und nun zum neuen „Goethegarten“: Im Moment noch wirke der Platz viel größer, als er eigentlich ist, und dazu auch nicht wirklich einladend, erklärte der Vertreter des Berliner Büros im Planungsausschuss. Das soll sich ändern, indem weitere Bäume gepflanzt und naturnah geformte Beete mit robusten, pflegeleichten Pflanzen, wie zum Beispiel Stauden, angelegt werden. Durch den Garten spaziert man auf Wegen entlang der Beete und Baumreihen, findet immer wieder auch Gelegenheiten zum Verweilen. Kurz und gut, der ungeliebte Platz soll viel, viel grüner werden und dazu auch noch ein bisschen „Stadtplatzcharakter“ erhalten, um die Aufenthaltsqualität in diesem Bereich der Innenstadt deutlich zu steigern.

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Das alte Pflaster wollen die Planer wieder verwerten. Bei diesem Punkt kam aus dem Ausschuss die dringende Bitte, dann die Steine aber besser begehbar zu machen, beispielsweise durch Abschleifen. Es müsse auf jeden Fall gewährleistet sein, dass man auch mit einem Rollstuhl gut über den Platz kommt. Mit der Wasserfontäne, die zu Anfang noch auf dem Goetheplatz geplätschert hat, konnten sich viele Gladbecker nie gut arrangieren. Zu laut sei das Wasserspiel und zudem noch ständig defekt. Irgendwann wurde die Wasserwand dann einfach stillgelegt.

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Im neuen Goethegarten soll es aber nach der Vorstellung der Berliner wieder eine kleine Wasserfontäne geben. Die könne nach Bedarf an heißen Tagen eingeschaltet und auch für die Bewässerung der Pflanzen genutzt werden. Zudem erreiche man so gleichzeitig auch noch eine Verbesserung des Stadtklimas.

Und noch mehr Details für mehr Aufenthaltsqualität

Mit einer kleinen Liegewiese und einem Kinderspielplatz soll dem Garten noch mehr Aufenthaltsqulität verliehen werden. Ein System von Hängeleuchten soll dafür sorgen, dass nirgendwo dunkle Ecken entstehen. Praktisch haben die Planer auch gedacht: Die Wiese soll pflegeleicht sein, nur zweimal im Jahr gemäht werden müssen. Für die zusätzliche Begrünung stehen Klima-Bäume und -Pflanzen auf der Gestaltungsliste. Aus dem Ausschuss kam der Wunsch, dabei auch an Nachtblüher zu denken – der Fledermäuse zuliebe. Auch das wurde notiert. Und selbst einen kleinen Beerengarten haben die Landschaftsarchitekten vorgesehen, um mitten in der Stadt einen idealen Raum für Schmetterlinge und Bienen zu schaffen.

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Und nun kommt leider der Haken an der schönen Geschichte: Im Moment hat die Stadt Gladbeck überhaupt nicht die finanziellen Mittel zur Umsetzung der grünen Ideen für den Goetheplatz. Man habe weder Fördermittel dafür beantragt, noch seien entsprechende Fördertöpfe momentan abrufbar, gab der Stadtbaurat zu. An eine kurzfristige Wandlung vom Goethplatz in einen Goethegarten ist also erst einmal nicht zu denken. Immerhin: die Pläne gibt‘s jetzt schon mal.

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