Duisburg. In Duisburg sind allein seit 2020 zehn Menschen im Rhein beziehungsweise in Baggerseen ertrunken. Ein Blick auf tödliche Badeunfälle seit 2011.
In Duisburg kommt es immer wieder zu Badeunfällen und Rettungseinsätzen in Gewässern – und vergleichsweise häufig ertrinken hier Menschen im Rhein und in Baggerseen. Die Gründe: Durch die Stadt schlängelt sich Europas meistbefahrene Wasserstraße 37,5 Kilometer lang; es gibt in Duisburg zudem viele Baggerseen – und viele Menschen, die Badeverbote, Baderegeln und die tödlichen Risiken nicht kennen beziehungsweise unterschätzen.
■ Hier ist Baden in Duisburg verboten: Darum ist es im Rhein und in Baggerseen so gefährlich
Feuerwehr oder DLRG führen für Duisburg keine Statistik über Badetote in Flüssen und Seen, aber ein Blick in unser Archiv zeigt, dass diese keine Seltenheit sind:
Tödliche Badeunfälle in Duisburg seit 2011
- Juni 2023: Ein Stand-Up-Paddler (24), der wohl nicht schwimmen konnte, fällt nach Angaben von Augenzeugen auf dem Lohheidesee in Baerl vom SUP ins Wasser. Für den Afghanen kommt jede Hilfe zu spät.
- September 2022: Im Masurensee kommt am 17. September erneut ein Mann ums Leben: Der 53-Jährige wollte wohl das ferngesteuerte Boot aus dem Wasser holen. Fünf Tage nach dem tödlichen Badeunfall entdeckten zwei Stand-up-Paddler die Leiche des Moersers an der Wasseroberfläche.
- September 2022: Ein 64-jähriger Mann und sein neunjähriger Sohn werden am Dienstagabend, 6. September, von der Strömung im Rhein mitgerissen, als sie in Baerl in der Nähe der Nato-Rampe ins Wasser gehen. Vater und Mutter des Neunjährigen wollten den Jungen retten, geraten selbst in Not. Angler Marcel Butzer aus Moers kann die Mutter retten (zum Bericht). Zwei Tage darauf werden die Leichen bei Wesel geborgen.
- August 2022: Ein 35-Jähriger aus Duisburg springt von der Eisenbahnbrücke zwischen Hochfeld und Rheinhausen. Seine Leiche wird Tage später im Kreis Wesel entdeckt.
- Juli 2022: Ein 33-Jähriger ist nach einem Badeunfall am 19. Juli im Masurensee fast eine Woche verschollen. Dann wird sein Leichnam gefunden.
- Juni 2021: Bundesweit sorgte das Unglück für Betroffenheit, bei dem im Rhein drei Mädchen (13, 14, 17 Jahre alt) bei Marxloh vor den Augen vieler Badender abgetrieben worden waren.
- Juni 2020: Ein Familienvater aus Moers ertrinkt im Uettelsheimer See, als er Spielzeug seiner Kinder aus dem Wasser holen will.
- August 2017: Ein neunjähriges Mädchen stirbt, als es bei Friemersheim abrutscht und in den Rhein fällt.
- August 2016:Ein Geflüchteter aus dem Iran (24) kommt im Wolfssee um.
- August 2016: Ein 18-Jähriger aus Krefeld ertrinkt im Rhein, seine Leiche wird am Rheinpark gefunden.
- Mai 2016: Ein 37-jähriger Rumäne bezahlt einen riskanten Schwimmversuch im Rhein mit seinem Leben.
- Mai 2015: Ein 49-jähriger Duisburger ertrinkt in einem Baggersee in Beeckerwerth.
- August 2013: Nur noch tot können Taucher einen 51-Jährigen bergen, der betrunken ins Ruhrorter Eisenbahnbassin gesprungen war.
- Juli 2013: Aber auch am Masurensee gab es bereits mindestens ein Todesopfer: Im Juli 2013 hatte sich ein 42-jähriger Duisburger in stark alkoholisiertem Zustand ein Wettschwimmen geliefert. Seine Leiche entdeckte ein Spaziergänger Wochen später.
- Mai 2013: Ein besonders tragischer Unfall ereignet sich in Hochfeld. Ein 13 Jahre alter Nichtschwimmer ertrinkt im Rhein – ein 16-Jähriger hatte ihn geschubst.
- Mai 2012: Ein 32-Jähriger kommt bei einem Bad im Rhein in Höhe von Rheinhausen ums Leben, laut Polizei unter Alkoholeinfluss.
- April 2011: In der Nacht zu Karfreitag ertrinkt ein 38-Jähriger im Toeppersee.
Rettung vor dem Ertrinkungstod
Noch häufiger werden Menschen vor dem Ertrinkungstod gerettet – wie zum Beispiel zwei Kinder im Rhein bei Mündelheim 2011.
Drei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: Drei Männer retteten im Juli 2019 mutig einer 17-Jährigen das Leben. Und der Schiffsführer der Rheinfähre in Walsum zog im Sommer 2020 zwei Kinder (4,12) aus dem Fluss. Im September 2022 retteten Polizisten einer 21 Jahre alten Frau im Masurensee das Leben.
Badeunfälle: So viele Einsätze zählte die Feuerwehr in Duisburg
Die Feuerwehr zählte in Duisburg ...
- … 2022 bis Mitte August 14 Einsätze nach Notfällen mit Personen im Wasser. Davon waren sechs Einsätze im und auf dem Rhein.
- … im Jahr 2021 insgesamt elf Notfälle mit Personen im Wasser, von denen sich neun im Rhein befanden.
- 2020 waren es 14 Einsätze, davon sechs auf/im Rhein.
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) erfasst die Todesfälle auf Bundes- und Länderebene seit 2000 in einer „Ertrinkungsstatistik“. Die meisten Opfer kommen in Seen, Teichen und Flüssen ums Leben. Die große Mehrheit der Toten sind Männer. In NRW zählte die DLRG 2021 demnach 24 Todesfälle durch Ertrinken (2020: 47, 2019: 65, 2018: 63, 2107: 55).
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Die Gefahren im Rhein im Video
Ein Video der DLRG Dinslaken zeigt Sog und Rückwellen eines Schiffes auf dem Rhein:
Die Stadt Duisburg warnt mit Video vor Lebensgefahren:
Bundesanstalt für Wasserbau: Sog und Schwell großer Schiffe an Strombauwerken im Video
Duisburg: Wo das Baden verboten und wo es erlaubt ist
Wasserretter und Stadt, Feuerwehr und Polizei warnen seit Jahren eindringlich: Wer sich in den Rhein begibt – und wenn auch nur ein Stückchen –, begibt sich in tödliche Gefahr. Denn vom Fluss gehen mehrere unscheinbare Risiken aus: an der Wasseroberfläche nicht erkennbare Soge, Strudel und Strömungen, plötzliche Rückwellen passierender Schiffe und die hohe Fließgeschwindigkeit des Stroms.
Das Baden im Rhein ist in der Nähe von Hafeneinmündungen, Brücken und Anlegestellen verboten. In Duisburg gilt außerdem ein Badeverbot in gesonderten Bereichen, zu denen auf beiden Seiten die Rheinkilometer 769,3 bis 794,6 zählen. Die Badeverbotszone reicht also etwa vom Hüttenwerk Krupp Mannesmann im Süden bis hinter die Walsumer Fähre im Norden.
Von den Seen in Duisburg sind seit Jahren nur drei als Badegewässer zugelassen – und jeweils nur im Bereich der dort ansässigen Freibäder: Kruppsee, Wolfssee und Großenbaumer See. Wer in anderen Seen badet, begeht laut Stadtsprecher Peter Hilbrands eine Ordnungswidrigkeit.