Duisburg. Vor dem Bad im Rhein sagt der Mann: „Wir passen auf.“ Drei Tage nach den tödlichen Unfällen zieht es Unbelehrbare weiter an und in den Fluss.

Samstagnachmittag. Die Sonne steht hoch, das Thermometer zeigt 31 Grad an. Auch drei Tage nach den drei tödlichen Badeunfällen in Marxloh zieht es in Duisburg erstaunlich viele Menschen ans Rheinufer und ins Wasser.

In Hüttenheim, im Ehinger Naturschutzgebiet, ist direkt an der ersten Buhne eine Familie mit drei Kindern unterwegs. Der Vater und die drei kleinen Jungs stehen auf den gewaltigen Steinen, die ins Wasser ragen. Sie klettern immer weiter Richtung Strom. Was, wenn jetzt einer der Jungs ins Wasser fällt? Die Strudel und Strömungen besonders an den Spitzen der Buhnen sind lebensgefährlich. Die Kinder schmeißen unbekümmert Steinchen und Stöckchen in die Wellen. Immer wieder geht einer von ihnen mit den Füßen ans Ufer und läuft dabei ein paar Meter durch das Rheinwasser. Der Kleinste trägt Schwimmflügel.

Nur einmal kurz abkühlen, ein Stückchen durchs kühle Nass waten. Auch das ist wegen der Rückwellen des Schiffsverkehrs, vor allem für Kleinkinder: lebensgefährlich!

28-Jähriger vor Sprung in den Rhein: „Es ist überhaupt nicht gefährlich“

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Nur einen kleinen Abschnitt weiter sind wieder Menschen im Rhein. Das Wasser steht ihnen bis zum Hals. Hier hat keiner Angst vor dem Untergang. Zwischen den Buhnen aus dicken Steinen fühlen sie sich anscheinend sicher. Wasserretter und Wasserschutzpolizei warnen auch vorm Schwimmen und Planschen in diesen nur scheinbar geschützten, besonders tückischen „Todeszonen“ (wir berichteten).

Weiter nach Rheinhausen. Bereits von der Brücke der Solidarität aus sieht man am linksrheinischen Ufer Menschen im Rhein. An beinahe sämtlichen Buchten liegen Familien wie am Strand, Kinder planschen mit Schüppchen und Eimerchen im seichten Wasser.

Auch Ayman (28) und Salman (27) aus Duisburg-Mitte sind zum Schwimmen gekommen. „Wir gehen jetzt zu einer Stelle, wo man gut reingehen kann. Komm mit, dann zeigen wir dir, wo du gut schwimmen kannst. Es ist überhaupt nicht gefährlich“, versichert Ayman.

Kennen sie denn die tödlichen Gefahren nicht? Haben Sie von den jüngsten Badeunglücken gehört? Schon ja. „Aber wir passen immer auf. Wenn du den Rhein einmal kennst, ist es sicher“, glaubt Ayman.

In Duisburg-Rheinhausen liegen viele Familien wie am Strand mit ihren Kindern am Rhein.
In Duisburg-Rheinhausen liegen viele Familien wie am Strand mit ihren Kindern am Rhein. © WAZ | Katrin Hänig

„Die beiden spielen doch hier, wo es ganz flach ist“

Nur ein paar Meter weiter flussaufwärts schwimmt ein junger Mann uns Ufer, steigt aus dem Wasser und legt sich klatschnass auf sein Handtuch. Reden will er nicht mit der Reporterin.

Nicht weit entfernt badet eine junge Mutter in der Sonne, vertreibt sich mit dem Smartphone in der Hand die Langeweile. Ihre beiden Kinder sitzen indes mit Eimer und Schaufel im Flachwasser. Sie ist unbesorgt: „Die beiden spielen doch hier, wo es ganz flach ist.“ Eine Gefahr, etwa durch Rückwellen der Frachtschiffe, sorgt sie nicht.

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Auch Martina Danes (57) und Christiane Bell (58) sind am Rhein unterwegs, mit ihren beiden großen schwarzen Retrievern. „Wir haben jetzt gerade keinen im Wasser gesehen. Nur einen kleinen Jungen, der auf den Krippelkoppsteinen rumturnte“, sagt Martina Danes. „Der gehörte wohl zu den Anglern. Da haben wir ihn dann auch wieder hingebracht. Wenn der ins Wasser gefallen wäre, wäre er doch einfach weg.“

Tragischer Unfall und 2013

Die beiden Frauen kennen die Gefahr des Flusses. Ein Arbeitskollege habe seinen Sohn vor Jahren im Rhein verloren, als er von einem Spielkameraden in ins Wasser geschubst wurde. 2013, in Höhe des Rheinparks war das. „Erst zwei Wochen später hat man ihn gefunden“, erzählt Martina Danes traurig. Und ihre Freundin Christiane Bell ergänzt: „Hier sind ja immer wieder Einsätze von der Feuerwehr oder Wasserschutzpolizei. Eigentlich weiß man, wie gefährlich es hier ist.“

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Dennoch lassen sie ihre Hunde auch am Rand schwimmen. „Wir wissen aber auch, dass es Hunde gibt, die hier ertrunken sind“, berichtet Danes. „Einen kleineren Hund würde ich auf keinen Fall hier ins Wasser lassen. Der ist ja bei der ersten Welle direkt weg.“ Sie hat schon Schwimmer, also Bissanzeiger, an den Ködern der Angler beobachtet, die angezogen vom Sog eines Schiffes, in kürzester Zeit über 300 Meter abgetrieben sind. „So schnell kann man kaum gucken, wie einen der Sog da zieht.“