Duisburg. Wer den Rhein unterschätzt, überschätzt sich selbst. Vom Fluss gehen mehrere Gefahren aus. Die Abschnitte zwischen Buhnen sind Todeszonen.
Es ist schier unglaublich und unfassbar traurig: Innerhalb von sieben Tagen haben in einem kleinen Abschnitt des Rheins vier Menschen ihr Leben gelassen, weil sie sich im Fluss abkühlen wollten: am 9. Juni ein Geflüchteter aus dem Irak (29) vor Rheinberg-Orsoy, am 16. Juni auf der anderen Seite drei bulgarische Mädchen (13, 14, 17) aus Duisburg-Marxloh im seichten Wasser vor der Alsumer Rheinaue.
Wasserretter, Feuerwehr und Polizei warnen seit Jahren eindringlich: Wer sich in den Rhein begibt – und wenn auch nur ein Stückchen –, begibt sich in tödliche Gefahr. Denn vom Fluss gehen mehrere unscheinbare Risiken aus: an der Wasseroberfläche nicht erkennbare Soge, Strudel und Strömungen, plötzliche Rückwellen passierender Schiffe und die hohe Fließgeschwindigkeit des Stroms.
„Die starke Strömung macht den Rhein in Duisburg besonders gefährlich“
„Die starke Strömung macht den Rhein im Duisburger Bereich besonders gefährlich“, berichtet DLRG-Bezirksleiter Martin Flasbarth. „Dazu gibt es viel Schiffsverkehr.“ So wurden nach Angaben der Polizei auch die drei jugendlichen Mädchen in Duisburg von der Bugwelle eines Schiffes erfasst, als sie im seichten Wasser zwischen Buhnen planschten.
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Gerade die Flachwasserbereiche zwischen den Buhnen seien „Todeszonen“, warnt Polizeisprecher Stefan Hausch. „Sie wirken wie ein abgesicherter Bereich, sind aber besonders gefährlich. An den Spitzen der Kribben bilden sich gefährliche Strudel und Strömungen – das sind Fallen.“ An den Köpfen der Buhnen entstehen durch vorbeifahrende Schiffe zusätzlich „enorme Kräfte“, weiß Wasserretter Flasbarth. „Dagegen kommt kein Schwimmer an.“
Wellenschläge und Soge können Kinder im Flachwasser von den Beinen holen
Die Frachter auf der Wasserstraße verursachen am Ufer zeitversetzt Wellenschläge und Soge – beides kann besonders Kinder schnell von den Beinen holen und hinaus aufs Wasser ziehen. Dieses Youtube-Video der DLRG Dinslaken veranschaulicht die Gefahr:
„Das Wasser wird richtig umgewälzt durch die Schifffahrt und die natürliche Fließgeschwindigkeit“, so Hausch. Sein Kollege Michael Blankartz von der Wasserschutzpolizei hat darum „gerade für Eltern, die ihre Kinder am Ufer im Wasser spielen lassen, absolut kein Verständnis! Das ist reiner Wahnsinn.“
Hinzu kommt: Die Stille am Fluss und die scheinbare Langsamkeit des gewaltigen Stroms vermitteln ein trügerisches Sicherheitsgefühl. „Wer diesen Fluss unterschätzt, überschätzt sich selbst“, fasst es Polizeisprecher Hausch zusammen.
>> FEUERWEHR DUISBURG: 23 UNGLÜCKSFÄLLE IM JAHR 2020
• Sieben Badetote gab es im nordrhein-westfälischen Teil des Rheins nach Polizeiangaben in den vergangenen beiden Jahren vor den vier Todesfällen der vergangenen Tage.
• Die Feuerwehr Duisburg zählte im Vorjahr 23 Unglücksfälle mit Personen im Wasser, 15 davon gerieten im Rhein in Not. 2021 gab es bis vorgestern vier Rettungseinsätze auf dem Rhein.
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