Duisburg. Nach dem Badeunfall in Duisburg bleiben Vater und Sohn verschollen. Ein Angler rettete die Mutter. DLRG warnt vor Niedrigwasser, fordert Strafen.
Nach dem Badeunfall in Duisburg-Baerl gibt es keine Hoffnung mehr, die beiden Vermissten lebend zu finden. Ein 64-jähriger Mann und sein neunjähriger Sohn waren am Dienstagabend, 6. September, von der Strömung im Rhein mitgerissen worden. Die Mutter konnte ein Zeuge retten.
- Mann (64) und Sohn (9) waren gegen 18.50 Uhr an der Nato-Rampe in Baerl von der Strömung mitgerissen worden
- Mutter (33) des Kindes war beim Badeunfall dabei – Angler Marcel Butzer konnte sie retten
- Vater und Mutter waren ins Wasser gesprungen, um den Neunjährigen zu retten
- Augenzeuge und Lebensretter Marcel Butzer schildert Redaktion auf Anfrage, wie er das Unglück erlebte
- Rhein wegen Niedrigwassernoch gefährlicher als ohnehin
- DLRG-Leiter fordert Strafen für Unbelehrbare, die trotz des Verbots im Rhein baden
- Rettungseinsatz mit Helikoptern, Booten und Tauchern war Stunden nach Notruf mit Einbruch der Dunkelheit abgebrochen worden
- Schon vier Badetote in Duisburg 2022
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Badeunfall in Duisburg: Updates zur Vermisstensuche vom Mittwoch, 7. September:
Wir berichteten hier am Dienstag, 6. September, und Mittwoch, 7. September, fortlaufend aktuell über den Rettungseinsatz und die Vermisstensuche in Duisburg sowie über Reaktionen auf den dritten und vierten tödlichen Badeunfall in der Stadt im Jahr 2022:
18 Uhr: Die Mutter kann er im letzten Moment retten, Vater und Sohn nicht: Wie Marcel Butzer aus Moers den Badeunfall am Rhein in Duisburg erlebt hat. Zum Bericht.
17.45 Uhr: Das Badeunglück in Duisburg hat wieder gezeigt, wie gefährlich der Rhein ist. So kompromisslos sollen laut DLRG Unbelehrbare bestraft werden – zum Artikel.
17.30 Uhr: DLRG-Bezirksleiter Martin Flasbarth erklärt nach dem Badeunglück in Duisburg, warum der Rhein aktuell noch gefährlicher als sonst ist. Zum Artikel.
Schon vier Menschen ertranken 2022 in Duisburg
16 Uhr: Der tödliche Badeunfall von Baerl war nicht der erste tödliche Badeunfall im Duisburger Rhein 2022. Erst im August war ein 35-Jähriger im Strom ertrunken. Und im Juli war ein 33-Jähriger im Masurensee ums Leben gekommen. Ein Blick auf Unglücke und Einsätze der vergangenen Jahre.
14.40 Uhr: Mit dem Einsatzstichwort „Person im Rhein“ hat die Wasserschutzpolizei (WSP) Duisburg seit Anfang des Jahres 100 Einsätze gehabt – allerdings auf der ganzen Strecke in der Zuständigkeit der WSP von Andernach hinter Bonn bis Emmerich, erklärt Polizeisprecher Jonas Tepe. Darunter seien Schwimmer wie auch Menschen, die mit den Füßen im Wasser stehen, hin und wieder auch Personen in suizidaler Absicht.
Häufig seien die Personen schon wieder aus dem Wasser, bis das Boot der Wasserschutzpolizei ankommt, in anderen Fällen würden die Beamten entsprechend warnen und auf das Schwimmverbot aufmerksam machen. „Wenn so eine Meldung kommt, gehen wir immer erst mal vom Schlimmsten aus“, betont Tepe. Aber manchmal sei es auch einfach nur ein vom Wind verwehtes Wasserspielzeug, das ohne menschliches Zutun im Rhein treibt, wie vor einiger Zeit eine große Ananas, die eine größere Suche auslöste.
Keine Taucher mehr im Einsatz
12.30 Uhr: An der Unglücksstelle in Baerl gibt Martin Flasbarth, Bezirksleiter der DLRG-Ortsgruppe Duisburg, vor laufenden TV-Kameras Interviews. Wie der erfahrene Retter wissen alle: Es gibt keine Hoffnung mehr, den 64-Jährigen und den Neunjährigen lebendig zu finden. Auf dem Rhein läuft nur noch ein Bergungseinsatz, Taucher sind nicht mehr im Einsatz.
Die Unglücksstelle liegt, anders als beim Tod dreier Mädchen im Juni 2021, im Duisburger Westen, also am linksrheinischen Ufer. Dort steht auch keines der mehrsprachigen Hinweisschilder, die die Stadt nach dem tragischen Badeunfall im Juni 2021 hatte aufstellen lassen.
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Polizei: „Vater und Mutter sind ins Wasser gesprungen, um das Kind zu retten“
8.45 Uhr: Bei den beiden Vermissten handelt es sich nach Angaben der Polizei um Duisburger. Die 33-jährige Mutter des Kindes war demnach bei dem Badeunfall auch dabei. „Das Kind soll im Wasser gespielt haben, als die Strömung es mitriss“, beschreibt Polizeisprecherin Jacqueline Grahl den Unfallhergang. „Vater und Mutter sind ins Wasser gesprungen, um es zu retten.“
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Ein Angler hörte die Hilferufe der Familie und griff ein: „Er hat die Mutter mit einem Kescher an Land gezogen.“ Offenbar war sie so nah am Ufer, dass er dazu nicht selber ins Wasser gehen musste. Vater und Sohn verschwanden in der Strömung des Rheins.
Die Polizei warnt seit Jahren: Menschen sollen nicht in den Fluss gehen, auch nicht ein kleines Stück. Besonders, wenn Schiffe vorbeifahren, wird es gefährlich: „Wenn der Sog kommt, kommen Sie nicht mehr raus. Da gehen Sie unter“, wiederholt Jacqueline Grahl diese Warnung. „Gerade Kinder haben, auch mit den Knöcheln im Wasser, im Rhein nichts zu suchen.“
Am heutigen Mittwoch soll die Suche nach Vater und Sohn weitergehen. Die Wasserschutzpolizei wird den Uferbereich des Rheins absuchen, die Beamten in Wesel und den Niederlanden sind informiert, dass in Duisburg zwei Menschen vermisst werden. Die Aussichten, die beiden lebend zu finden, stuft die Polizei allerdings als gering ein: „Das würde an ein Wunder grenzen.“
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Dienstag, 6. September: Vermisste im Rhein – Rettungskräfte stellen Suche ein
Am Dienstagabend gegen 18.50 Uhr hatte die Leitstelle der Feuerwehr von der Polizei die Meldung erhalten, dass zwei Personen im Rhein in Höhe der Woltershofer Straße vermisst werden. Diese Straße führt auf der linken Rheinseite in Baerl zur Nato-Rampe. Am anderen Ufer liegen die Alsumer Rheinwiesen und der Alsumer Berg.
An der Vermisstensuche bis zur Stadtgrenze flussabwärts beteiligten sich 57 Einsatzkräfte zu Lande, zu Wasser und aus der Luft. Feuerwehr, Polizei und DLRG suchten am Dienstagabend zwischen Baerl und Marxloh etwa zwei Stunden lang mit Helikoptern, Rettungsbooten und Tauchern nach den beiden Vermissten.
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Rettungseinsatz mit Helikoptern, Tauchern und Jetskis
Wieder ein Badeunfall im Duisburger Rhein: Feuerwehr, Polizei und DLRG suchten am Dienstagabend zwischen Baerl und Marxloh etwa zwei Stunden lang mit Helikoptern, Rettungsbooten und Tauchern nach einem Erwachsenen und einem Kind. Bis zum Einbruch der Dunkelheit blieb die Suche erfolglos. Am Mittwoch wird die Suche nach den Personen fortgesetzt. Es handelt sich bei den Vermissten um einen neunjährigen Jungen und seinen 63-jährigen Vater.
Vor Ort bestätigte eine Person den ersten Rettern, dass zwei Personen vermisst werden. Laut Polizei hatten Zeugen gesehen, wie die beiden im Wasser waren und nicht mehr aufgetaucht sind.
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An der Vermisstensuche bis zur Stadtgrenze flussabwärts beteiligten sich 57 Einsatzkräfte zu Lande, zu Wasser und aus der Luft. Aus dem Kreis Wesel eilte die Feuerwehr mit einem Löschboot und einer Jetski-Einheit herbei.
Kaum noch Hoffnung
„Die an der Einsatzstelle angetroffene Person wurde zunächst vom Rettungsdienst und anschließend von einem Notfallseelsorger betreut“, berichtet der Lagedienstleiter der Feuerwehr. Nähere Angaben zu den Vermissten und ihren Begleitern machte er am Abend nicht. Um kurz nach 21 Uhr teilte die Feuerwehr mit: „Bis zum jetzigen Zeitpunkt blieb die Suche erfolglos und muss aufgrund der einsetzenden Dunkelheit abgebrochen werden.“
Wasserretter wissen: Wenn die beiden Vermissten sich wie befürchtet seit Stunden im Wasser befinden, besteht keine Hoffnung auf Rettung mehr.
Nach Informationen des WDR soll der Junge ins Wasser hineingezogen worden sein: „Der Vater wollte ihn daraufhin retten und wurde selbst unter Wasser gezogen“, berichtet die Redaktion. „Eine Frau, die wohl dazugehört und ebenfalls im Wasser war, konnte sich selbst ans Ufer retten, sagt die Polizei.“
Für die Vermisstensuche waren auch die Besatzungen von Rettungshubschrauber Christoph 9 und Polizeihubschrauber Hummel über dem Rhein zwischen Baerl, Walsum, Marxloh und Rheinberg-Orsoy hin und hergeflogen. Zum Einsatz kamen auch eine Taucherstaffel und Retter der DLRG.
Die Unglücksstelle liegt in etwa in Höhe der Uferstelle am Alsumer Berg, an der am Abend des 16. Juni 2021 die drei Mädchen ins Wasser gegangen (13, 14 und 17 Jahre) waren, für die jede Hilfe zu spät kam. Vor wenigen Wochen erst war in Duisburg ein 35-Jähriger im Rhein ertrunken, der von einer Eisenbahnbrücke gesprungen war.
Warnungen vor dem gefährlichen Bad im Rhein
- Nach dem Badeunfall in Marxloh hatte die Stadt im August 2021 an fünf Stellen am Rhein Schilder mit Warnungen in sechs Sprachen aufgestellt.
- Wasserretter und Stadt, Feuerwehr und Polizei warnen seit Jahren eindringlich: Wer sich in den Rhein begibt – und wenn auch nur ein Stückchen –, begibt sich in tödliche Gefahr.
- Denn vom Fluss gehen mehrere unscheinbare Risiken aus: an der Wasseroberfläche nicht erkennbare Soge, Strudel und Strömungen, plötzliche Rückwellen passierender Schiffe und die hohe Fließgeschwindigkeit des Stroms.
- Das Baden im Rhein ist in der Nähe von Hafeneinmündungen, Brücken und Anlegestellen verboten. In Duisburg gilt außerdem ein Badeverbot in gesonderten Bereichen, zu denen auf beiden Seiten die Rheinkilometer 769,3 bis 794,6 zählen. Die Badeverbotszone reicht also etwa vom Hüttenwerk Krupp Mannesmann im Süden bis hinter die Walsumer Fähre im Norden.