Hattingen/ Witten. Der Swingerclub Steinenhaus wechselt den Besitzer. Die Stadt Hattingen kauft die Immobilie. Der Protest der Swinger verpufft. So geht es weiter.
Der Kampf der Swinger um das Steinenhaus scheint verloren. Die Politik in Hattingen gibt ihr Okay für den Kauf des Clubs. Wie es jetzt weitergeht:
Der Haupt- und Finanzausschuss in Hattingen hatte auf seiner Tagesordnung dieses Mal einen nicht alltäglichen Punkt: den Kauf eines Swingerclubs durch die Stadt Hattingen. Die Politik war gefragt, ihre Zustimmung zu geben. Und die Abstimmung fiel dann auch einstimmig aus: Die Stadt wird das Steinenhaus, Im Hammertal 2, kaufen.
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„Nach mehreren Verhandlungsgesprächen sind sich Eigentümer und Stadt über den Eigentumserwerb durch die Stadt einig“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Wie viel die Immobilie kosten soll, wird nicht bekanntgegeben. Die Entscheidung fiel entsprechend auch nicht öffentlich. Doch schon bei der vorangegangenen öffentlichen Diskussion war sich die Politik einig.
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Damit verhallt der Protest Hunderter Swinger, die sich zuletzt für den Erhalt des Steinenhauses als Swingerclub eingesetzt hatten. Mehr als 800 Unterschriften waren bei der Online-Petition gesammelt worden. Dabei stand für die Eigentümer des in der Szene sehr beliebten Clubs an der Grenze zwischen Hattingen und Witten fest: Sie werden den Erlebnisclub nicht weiter betreiben: „Nun schließen meine Frau und ich dieses Lebenskapitel alters- und krankheitsbedingt ab“, hatte Ralf Schwinn im Februar mitgeteilt.
Schon vor zwei Jahren hatte das Paar versucht, einen Nachfolger für das Steinenhaus zu finden, und wollte den Betrieb aufgeben. „Eigentlich hatten wir schon vor 15 Jahren vor, uns aus der Szene zu verabschieden, als wir das El Brasi Bochum in die guten Hände von Birgit und Torsten abgegeben haben. Aber es war wohl noch zu früh für die Rentnerbank, und unser Tatendrang etwas Neues auszuprobieren zu stark. Deshalb das Steinenhaus“, berichteten die Schwinns damals. Drei Jahre bauen sie das alte Haus, das vom Ende des 18. Jahrhunderts stammt, und den Anbau um. Und der Erfolg gab ihnen Recht. Viele Swinger loben den Club als einen der schönsten im Land.
„Wir möchten mit Dank tschüss sagen und unseren gemeinsamen Lebensabend ohne Clubstress genießen.““
In ihrer Verkaufsanzeige schreiben die Betreiber aber schon 2022: „Jetzt steht unser Entschluss unwiderruflich fest! Wir möchten mit Dank tschüss sagen und unseren gemeinsamen Lebensabend ohne Clubstress genießen“. Und doch ging es weiter. Bis jetzt.
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Nun aber werden sich die Türen des Steinenhauses schließen. Der Ankauf durch die Stadt ist beschlossen. In Kürze sollen die Verträge unterzeichnet werden. Ein genaues Datum kann die Stadt noch nicht nennen. Politisch ist der Kauf in trockenen Tüchern. Der Rat der Stadt muss nicht mehr zustimmen.
Schnelles Aus für den Swingerclub
Es wird jetzt also ganz schnell gehen. Schon in gut einer Woche ist Schluss: „Am 29. Juni ist die letzte Veranstaltung“, weiß ein Stammgast zu berichten. Fest steht, dass es im Steinenhaus dann keinen Swingerclub mehr geben wird. Denn die Stadt plant, das Gebäude als Unterkunft für Geflüchtete umzubauen. Klar ist auch bereits, dass die Immobilie für diesen Zweck nicht kurzfristig genutzt werden kann. Denn bevor hier langfristig Geflüchtete einziehen können, sind umfassende Umbauarbeiten nötig.
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Sämtliche Einbauten sowie Verkleidungen müssen entfernt werden und „der Grundriss sollte ‚bereinigt‘ werden“. Die vorhandene Küche muss erneuert werden, zusätzliche Duschräume werden nötig. Zudem muss der Feuchteschaden am Dach behoben werden. Die Technik (Elektro/Heizung/Sanitär) muss geprüft und eventuell erneuert werden, fasst die Verwaltung zusammen. Wann dieser Umbau starten könnte, steht derzeit nicht fest.
Von einer Vereinbarung, dass der Club vorerst zum Beispiel als Pacht weiter betrieben werden könnte, weiß die Stadtsprecherin nichts. Das Steinenhaus wird das Kapitel Swingerclub also sehr bald abschließen.