Gladbeck. Ein halbes Jahrhundert Bildung: Die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule feiert Jubiläum und steht gleichzeitig vor besonderen Herausforderungen.

Die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule (IDG) in Gladbecks Westen war einst eine angesehene Schule. Eine Schule, zu der Eltern gern ihre Kinder schickten. Doch diese Zeiten sind lange her. Heute hat die einzige Gesamtschule der Stadt kein gutes Image, die Anmeldezahlen sinken immer weiter. In diesem Jahr feiert die IDG ihr 50-jähriges Bestehen. Und genau dieses möchte sie dazu nutzen, um ihr Image aufzupolieren. Denn: „Wir sind eine Schule, die viele Chancen bietet“, sagt Maik Bubenzer, Didaktischer Leiter.

Seit kurzem erst hat die Gesamtschule in Gladbeck einen Schriftzug. Als einzige Schule in der Stadt hatte sie lange nicht ihren Namen am Gebäude. Im Bild: Maik Bubenzer (Didaktischer Leiter), Schülersprecher Francesco Lorenzo Befumo und Nathalie Monien (Abteilungsleiterin für die Klassen fünf und sechs).
Seit kurzem erst hat die Gesamtschule in Gladbeck einen Schriftzug. Als einzige Schule in der Stadt hatte sie lange nicht ihren Namen am Gebäude. Im Bild: Maik Bubenzer (Didaktischer Leiter), Schülersprecher Francesco Lorenzo Befumo und Nathalie Monien (Abteilungsleiterin für die Klassen fünf und sechs). © Tabea Beissert

Früher sei es schick gewesen, sein Kind auf die Gesamtschule zu schicken. Doch der Wandel sei auch mit dem Niedergang des Stadtteils Rentfort-Nord einhergegangen, meint Maik Bubenzer. „Mit seinem Geschäftszentrum war Rentfort-Nord ein Musterstadtteil, doch der Stadtteil hat sich inzwischen sehr gewandelt.“

Die Gesamtschule in Gladbeck ist ein „Auffangbecken“ für Schüler geworden

Dass die Anmeldezahlen „nicht zufriedenstellend“ sind, könne auch an der veränderten Schülerschaft liegen. „Wir müssen viele Schüler aufnehmen, die es an Realschulen nicht geschafft haben. Gemeinsam mit der Hauptschule sind wir das letzte Glied in der Kette. Wir sind ein Auffangbecken“, so Nathalie Monien, Abteilungsleiterin für die Klassen fünf und sechs. Zu Beginn der Gesamtschul-Zeit sei die IDG noch achtzügig gewesen, später sechszügig. „Jetzt sind wir fünfzügig gestartet“, verdeutlicht Bubenzer die nachlassende Nachfrage nach einem Platz.

So sah die IDG im Jahr 1989 aus.
So sah die IDG im Jahr 1989 aus. © IDG

Dabei würden viele Schüler an der IDG „eine tolle Karriere“ hinlegen. „Sie werden hier wunderbar aufgefangen. Während sie an Realschulen oft nur mit Fünfen benotet werden, läuft es hier für sie besser und sie sind glücklicher“, so Monien. Das liege auch am großen Beratungsangebot, auf das die Schule setze. Es gibt drei feste Beratungslehrer, hinzu kommen sieben Schulsozialarbeiter. Zudem werde großen Wert auf die Talentförderung gelegt. „Hier hat jeder die Möglichkeit, gefördert zu werden. Dazu arbeiten wir schon lange mit Talentscouts“, so Bubenzer.

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Mit dem Start-Chancen-Programm sind viele Hoffnungen an der IDG verbunden

Das Förderprogramm Talentschule endet zwar nun, aber: „Wir rutschen sofort ins nächste Programm, in das Start-Chancen-Programm mit viel mehr Fördergeldern“, freut sich Bubenzer, der zum Team der Schulleitung gehört. Die IDG rechne mit Millionenbeträgen, die unter anderem in den Bereich Digitalisierung fließen sollen. Außerdem sei ein Lernbüro vorstellbar und auch mehr Geld für neues Personal im Bereich der Schulsozialarbeiter.

Das Programm Talentschule habe viel gebracht, so sei die Förderung gezielt in Mint-Fächern verstärkt worden, auch habe es mehr Personal gegeben. Stolz ist die Gesamtschule zudem auf eine Kooperation mit dem St. Barbara-Hospital, mit dem Ziel, die jungen Menschen für einen Beruf in der Pflege zu begeistern.

Die IDG legt einen Fokus auf die Berufsbildung

„Viele unserer Schüler wollen nach dem Abschluss nicht unbedingt studieren, sondern sofort in den Beruf starten“, berichtet Monien. Denn schnell Geld zu verdienen, sei für viele der jungen Menschen wichtig, die Finanzierung eines Studiums oft nur schwer möglich. Viele kommen schließlich aus Familien, in denen noch niemand Abitur gemacht hat und finanzielle Aspekte wichtig sind. Daher legt die IDG einen Fokus auf die Berufsbildung.

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Mit dem Zuzug vieler Flüchtlinge ab dem Jahr 2015 kamen auch viele Schüler auf die IDG, „ohne ein Wort Deutsch zu sprechen“, erinnert sich Monien. Und es gebe viele Beispiele von diesen Schülern, die das Abitur gemacht haben. „Und zwar richtig gute Abis, und einige studieren auch.“ Das liege auch am Sprachförderunterricht, der an der IDG einen großen Stellenwert einnimmt. „Wir haben den Anspruch, nicht aufzugeben, auch wenn es scheint, dass der Weg bei einigen Schülern lang ist.“

„Die Schüler werden hier an vielen Stellen aufgefangen“

Das sieht auch Schülersprecher Francesco Lorenzo Befumo so. Er selbst wechselte von der Hauptschule auf die IDG. „Weil hier das Individuum zählt, und nicht nur die Noten auf dem Zeugnis.“ Auch innerhalb der Schülerschaft werde sich geholfen. „Ich frage oft meine Mitschüler, ob sie mir etwas erklären können, was ich noch nicht verstanden habe. Denn ich habe viel Nachholbedarf“, weiß er.

Die IDG möchte sich mehr in den Stadtteil öffnen und feierte daher bereits am 14. September ein Stadtteilfest im Rahmen des Jubiläumsjahres.
Die IDG möchte sich mehr in den Stadtteil öffnen und feierte daher bereits am 14. September ein Stadtteilfest im Rahmen des Jubiläumsjahres. © Maik Bubenzer/ IDG

„Die Schüler sind hier nicht nur eine Nummer, sondern werden an vielen Stellen aufgefangen“, findet auch Nathalie Monien. Wenn jemand etwa zwischen zwei Noten stehe und absehbar ist, „dass Hopfen und Malz noch nicht verloren sind“, würden die Lehrer oftmals im Sinne des Schülers entscheiden. „Das bedeutet nicht, dass hier jemand etwas geschenkt bekommt“, stellt Monien klar.

Viele Schüler haben einen schwierigen familiären Hintergrund

Zum Konzept der Gesamtschule gehört auch, das familiäre Umfeld der Schüler zu berücksichtigen. So finden auch Hausbesuche statt. „Wir möchten alle Hindernisse beseitigen, die das Lernen stören“, sagt Bubenzer. Von Seiten der Eltern gebe es oft kein Interesse an den schulischen Leistungen ihrer Kinder. Etliche Schüler lebten zudem bereits in Wohngruppen. „Das bedeutet, dass es zu Hause bereits Schwierigkeiten gab.“ Für viele Jungen und Mädchen sei die IDG ein schöner Ort, an dem sie sich wohlfühlen. Eben deshalb, weil es daheim vielleicht nicht so schön ist.

Die guten Seiten der Gesamtschule gelte es herauszustellen, ist sich Bubenzer sicher. Für die Zukunft der IDG sei daher entscheidend, dass sich ihr Image ändere. „Wir brauchen eine Öffnung in den Stadtteil und in die Stadt hinein“, so Bubenzer und meint damit unter anderem auch eine mögliche Beteiligung an Festen, wie dem Appeltatenfest.

„Wir müssen uns immer wieder klarmachen, was unsere Stärken sind. Wir haben beispielsweise den einzigen Sportleistungskurs in der Stadt. Es gibt einiges, worauf wir aufbauen können.“ Auch um Schüler, die sich an den Realschulen in der Stadt anmelden, müsse stärker geworben werden.

>>> Im Schuljahr 2024/2025 finden zahlreiche Veranstaltungen statt, um das 50-jährige Jubiläum der Bildungseinrichtung zu feiern. 

Folgende Veranstaltungen sind geplant:

  • 28. November: Weihnachtsmarkt und Tag der offenen Tür, 15 bis 18 Uhr
  • 22. Januar 2025: Musikkonzert und Auftritt des Comedians Fatih Çevikkollu. Karten im Sekretariat: sekretariat@idg-gla.nrw.schule, Tel. 02043/94050, Einlass ist ab 18 Uhr
  • 7. Februar 2025: Kollegiumsfeier
  • 30. April 2025: Ehemaligentreffen, zu dem viele Gäste erwartet werden. So hat sich auch unter anderem Claudia Norberg, Ex-Frau von Michael Wendler, nach dem Termin für das Ehemaligentreffen erkundigt. Die gebürtige Gladbeckerin besuchte einst die IDG.
  • 10. Februar 2025: Projekttag Respekt und Fair Play, 8 bis 12.30 Uhr
  • 5. März 2025: Ingeborg-Drewitz-Tag, unter anderem mit einer Modenschau, einer Abendveranstaltung und der Vorstellung eines Festbuches.

Zum IDG-Tag am 5. März 2025 soll ein Festbuch erscheinen. Darin soll es unter anderem um die Geschichte der Schule und des Stadtteils Rentfort-Nord sowie die Gesamtschule als Schulform gehen. Dazu sucht die IDG noch Menschen, die eine Geschichte zur Gesamtschule erzählen möchten. Zudem ist sie auf der Suche nach Fotos und besonderen Gegenständen. „Wir erwarten, dass wir einiges erfahren werden, was wir bisher noch nicht wussten“, so Bubenzer. Wer etwas zur Festschrift beisteuern möchte, kann sich bei Maik Bubenzer melden unter maik.bubenzer@idg-gla.nrw.schule oder telefonisch unter 02043/940532 oder 0151/64618457.

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