Gladbeck. Das Gebäude ist das größte Problem der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, aber nicht das einzige. Die Schulleiterin über Konflikte und Geflüchtete.

Ein wenig wurde die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Gladbeck im WAZ-Familiencheck abgestraft, aber: die Note 4,4 für „Zustand/Ausstattung“ kann jeder nachvollziehen, der auch nur ein paar Schritte durch die Schule spaziert. Allerdings bekleckerten die Befragten die Schule auch in anderen Kategorien nicht mit Ruhm, wenn auch nicht so rigoros wie in Sachen Zustand. Schulleiterin Alrun ten Have sieht die Dinge etwas anders als die Teilnehmer der Umfrage.

Zunächst mal zum Schulessen. Eine 3,1 haben die Gladbecker der Verköstigung durch den Caterer „Stattküche“ aus Münster gegeben, „das verstehe ich nicht. Das Essen ist vollkommen in Ordnung, es gibt ein Menü mit Vorspeise, Hauptgang und Dessert, oder man geht ans Buffet.“ Natürlich sei es kein Essen „wie im Drei-Sterne-Restaurant“, aber im Vergleich zu früher eine signifikante Verbesserung.

Gesamtschule in Gladbeck: „Unsere Schülerschaft ist eine andere als an anderen Schulen“

Eine 3,1 bekam die Schule auch in Sachen „Digitalisierung“, ein wenig Kritik äußert auch Alrun ten Have – aber nicht zu viel. „Seit den Sommerferien ist digital alles in Ordnung“, erzählt sie, „wir haben flächendeckend digitale Tafeln, auch wenn der Einführungskurs dafür erst 14 Tage später kam. Aber die Tafeln will hier keiner mehr missen.“ Andererseits, die Ladeschränke für die Schülerlaptops fehlen noch, die Mittel sind da, doch Alrun ten Have schreibt an den Schulausschuss: „Eine flächendeckende Anschaffung der Ladeinfrastruktur scheitert nun aber an den bürokratischen Beschaffungsvorgaben, die eine Ausschreibung eines solchen Auftrages mit erheblichen formalen Vorgaben zwingend voraussetzen.“

Was die Atmosphäre angeht, bewertet mit 3,3, spielt natürlich der desaströse Zustand der Schule mit in die Bewertung, sagt auch die Schulleiterin. Aber sie sieht noch einen anderen Punkt: „Dass unsere Schülerschaft eine andere ist als an anderen Schulen, ist kein Geheimnis. Ungefähr ein Fünftel der Schüler sind Geflüchtete.“

„Die Schüler bringen ihre Probleme mit in die Schule“

Aus den verschiedensten Kulturkreisen wohlgemerkt, und sie alle treffen an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule aufeinander – Konflikte vorprogrammiert, der Schulentwicklungsplan spricht von einer „sozialräumlich benachteiligten Lage“ und „einer entsprechend zusammengesetzten Schülerschaft mit besondern Herausforderungen.“ Die Rangordnung, so ten Have, werde immer neu ausgehandelt.

Das sei zwar schon immer so gewesen, aber trotzdem: „Wenn die Schüler aus dem Elternhaus einen raueren Umgang gewohnt sind, bringt das Konflikte in der Schule mit sich. Da ist es dann an uns, das nach und nach zu bearbeiten.“ Und auch ganz generell: „Die Schüler bringen ihre Probleme mit in die Schule, und sie stellen sie nicht mit dem Klingeln der Glocke ab.“

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Ein letztes Wort zur „Unterrichtsqualität“ (3,4), da lässt sich Alrun ten Have nicht die Butter vom Brot nehmen, weder von ihrem noch von dem des Kollegiums. „Unsere Lehrer hatten im Staatsexamen genau so gute Noten wie Lehrer an anderen Schulen. Das Klima in der Lehrerschaft ist gut, und die Mehrarbeit durch Integration und mehr wird hier gerne aufgefangen.“ Schließlich ist nicht zu vergessen: Eine marode Schule kann selbst der beste Lehrer mit seinem Unterricht nicht auffangen.