Gladbeck. Tod und Trauer sind noch immer Tabuthemen in der Gesellschaft. Ein Projekt in Gladbeck soll jetzt schon die Kleinsten sensibilisieren.

Der Umgang mit Tod und Trauer ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabuthema. Ein Projekt des Hospizvereins Gladbeck soll daher schon Grundschülerinnen und Grundschüler auf die Auseinandersetzung mit diesen Themen vorbereiten.

Im Jahr 2019 lief „Hospiz macht Schule“ erstmals für eine Woche an der Lambertischule. Dann kam Corona, das Projekt musste pausieren. Jetzt soll es wieder aufleben. „Wegen Corona musste in Schulen viel aufgearbeitet werden, da stand so ein Projekt wie unseres hinten an“, erklärt Inge Kretauer, Vorstandsmitglied im Hospizverein.

Kinder wollen begreifen, was passiert, wenn Oma oder Opa sterben

Doch die Thematisierung sei umso wichtiger. Sechs Ehrenamtliche gehen für eine ganze Schulwoche in die dritten und vierten Klassen und vermitteln den Grundschülern etwa, wie Bestattungen ablaufen, was Trost und Trösten oder auch Krankheit und Leid bedeuten. Die Grundschüler würden über das Projekt viel Kompetenz erlangen und lernen, dass sie Fragen stellen dürfen. „Kinder werden oft außen vor gelassen, wenn etwa Oma oder Opa sterben. Aber sie wollen begreifen, was passiert“, sagt Gerda Oles, Koordinatorin im Hospizverein. Kinder würden ebenso Abschied nehmen wollen. „Sie dürfen und sollen auch traurig sein.“ Jungen und Mädchen hätten dabei häufig einen lockereren Umgang mit dem Thema Tod als Erwachsene.

Back view of elementary students having a class at school.
Sechs Ehrenamtliche des Hospizvereins Gladbeck gehen für das Projekt für eine Woche in die Grundschulen, um mit Dritt- und Viertklässlern über Themen wie Krankheit, Sterben und Trost zu sprechen (Symbolbild). © Getty Images | skynesher

Aber Kinder hätten auch viele Fragen. Diese zu beantworten, erfordere viel Feingefühl. So sei die Erklärung, dass Opa eingeschlafen sei, nicht passend. „Kinder bekommen so Panik, selbst abends im Bett einzuschlafen, oder zu sehen, dass ihre Mama gerade schläft“, sagt Kretauer. Daher solle offen gerade mit Kindern umgegangen werden und ihnen klar gesagt werden, dass der Opa gestorben ist. Auch Verdrängung sei kein guter Weg. „Negatives im Leben sollte nicht verdrängt werden, irgendwann bricht es wieder auf“, sagt Kretauer.

„Man ist ja als Erwachsener in Zeiten von Trauer oft selbst sprachlos“, so Bürgermeisterin Bettina Weist. „Deshalb kann es helfen, wenn Kinder bereits im Grundschulalter altersgerecht und behutsam mit diesem Thema in Berührung kommen.“ In der Mosaikschule soll das Projekt im kommenden Jahr nun weitergehen. Der Hospizverein hofft, dass dann auch weitere Schulen aufmerksam werden und sich anschließen. Denn je nach Interesse der Schulen könne das Projekt ausgerollt werden. „Wir gehen aber auch aktiv auf die Schulen zu“, so Oles.

Die Sparkasse fördert die Schulung der Ehrenamtlichen für die Umsetzung des Projekts

Die weitere Umsetzung des Projektes macht nun eine Spende der Sparkasse in Höhe von 1000 Euro möglich. Mit diesem Geld wird die Schulung von sechs Ehrenamtlichen in diesem Herbst finanziert, die schließlich das Projekt in den Schulen umsetzen.

Sparkassen-Chef Matthias Steiner und Bürgermeisterin Bettina Weist überreichten Gerda Oles und Inge Kretauer vom Hospizdienst (v.li.) am Mittwoch den Spendencheck zur Finanzierung des Projekts „Hospiz macht Schule“.
Sparkassen-Chef Matthias Steiner und Bürgermeisterin Bettina Weist überreichten Gerda Oles und Inge Kretauer vom Hospizdienst (v.li.) am Mittwoch den Spendencheck zur Finanzierung des Projekts „Hospiz macht Schule“. © Stadt Gladbeck

„Die eigene Betroffenheit auszuschalten, ist schwierig“, sagt Schulamtsleiterin Silke Döding. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, sei man als Erwachsener oft so sehr mit der eigenen Trauer beschäftigt, dass man selbst kaum darüber reden könne. „Daher ist es gut, wenn Außenstehende wie Ehrenamtliche des Hospizvereins den Umgang mit Tod und Trauer den Kindern zu vermitteln“, lobt auch Döding das Projekt.

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