Gladbeck. Viele Menschen kritisieren, dass der Sicherheitsdienst beim Appeltatenfest die Besucher nur oberflächlich kontrolliert hat – wenn überhaupt.
Etliche haben am Wochenende in Gladbeck gemeinsam beim Appeltatenfest gefeiert. An beiden Tagen waren viele Menschen in der Innenstadt. Damit es ein friedliches Fest werden konnte, wurde im Vorfeld ein „erweitertes Sicherheitskonzept“ beschlossen. Hintergrund war der Messerangriff zwei Wochen zuvor bei einem Stadtfest in Solingen, bei dem drei Menschen getötet und acht teilweise schwer verletzt wurden. Zu dem Sicherheitskonzept in Gladbeck zählten auch erhöhte Kontrollen der Besucher auf dem Willy-Brandt-Platz. Doch an der Umsetzung des Konzepts gibt es Kritik.
Besucher seien, wenn überhaupt, nur sehr oberflächlich beim Zugang zum abgesperrten Willy-Brandt-Platz daraufhin kontrolliert worden, ob sie etwa ein Messer bei sich trugen.
Messer und Pfefferspray sollen beim Appeltatenfest verkauft worden sein
Mehr noch: Sowohl vor der Lambertikirche als auch am Europaplatz seien am verkaufsoffenen Sonntag an Ständen Messer verkauft worden. Man habe auch eigene Messer schleifen lassen können. An einem anderen Stand auf der Hochstraße habe man Pfefferspray kaufen können.
„Es gab mehrere Beschwerden darüber, dass sich Menschen zu stark kontrolliert fühlten“
Wie passt das zu einem erweiterten Sicherheitskonzept? Die Stadtverwaltung betont auf Anfrage, dass sie ein ganz anderes Feedback bekommen habe. „Es gab mehrere Beschwerden darüber, dass sich Menschen zu stark kontrolliert fühlten“, so Christiane Schmidt, Kommunikationschefin bei der Stadtverwaltung. Sie selbst sei an beiden Tagen viele Stunden auf der Fläche gewesen „und ich bin jedes Mal, wenn ich sie aus unterschiedlichen Gründen verlassen habe, kontrolliert worden, und zwar sehr sorgfältig“.
Stadtverwaltung: Polizei hat das Konzept als erfolgreich bezeichnet
Das erweiterte Sicherheitskonzept habe am Samstag und Sonntag ausschließlich für den Willy-Brandt-Platz gegolten. „Dort haben wir die Anzahl des Security-Personals deutlich erhöht, die Kontrollzeiten ausgeweitet, das Gelände dauerhaft eingezäunt, die Terrorsperren aufgebaut, die Polizei war deutlich sichtbar vor Ort.“
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Auch nach der verschärften Erlasslage des Innenministers sei die Polizei dieses Konzept sehr deutlich mitgegangen und habe es auch im Nachgang der Veranstaltung als erfolgreich bezeichnet, so Schmidt weiter. Sollte es in Einzelfällen zu einer lascheren Kontrolle gekommen sein, ist das zu bedauern, lässt sich aber vermutlich bei der Menge des Personals nicht ausschließen. Zu der Summe, die der Sicherheitsdienst gekostet hat, wollte die Stadtverwaltung keine Auskunft geben.
Stadt: An einem Stand mit Haushaltswaren sind auch Messer verkauft worden
Ein Stand mit Pfefferspray sei nicht im Händlerverzeichnis eingetragen gewesen. „Richtig ist, dass es einen Stand mit Haushaltswaren gab, an dem auch Klingen geschärft werden konnten. Wir haben am verkaufsoffenen Sonntag aber auch alle Geschäfte der Innenstadt geöffnet, die ebenfalls Haushaltswaren, Scheren, Nagelfeilen (Kodi, Rossmann, DM, etc.) verkaufen. Diese hätten wir dann in der Konsequenz auch schließen müssen, etwas, das wir ausdrücklich nicht wollen und für das wir auch keine rechtliche Grundlage gehabt hätten.“
Auch die SPD freut sich über ein gelungenes Appeltatenfest, denn Vorfälle hatte es keine gegeben. Die SPD dankt den Sicherheitskräften für einen reibungslosen Ablauf. „Das war ein gelungenes Appeltatenfest bei bestem Wetter und vielen Menschen mit guter Laune. Es konnte auch deshalb so unbeschwert gefeiert werden, weil die Sicherheitskräfte aus Polizei, kommunalem Ordnungsdienst und weiteren Sicherheitskräften so gewissenhaft und mit professioneller Präsenz ihre Arbeit gemacht haben“, so Hasan Sahin, Sprecher im Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr.
Kritische Stimmen auch bei Facebook zu den Kontrollen
Auch auf der Facebook-Seite der WAZ Gladbeck gibt es viele kritische Stimmen zu den Kontrollen beim Appeltatenfest. So schreibt etwa Christian Siedlaczek: „Ich wurde überhaupt nicht kontrolliert und der Ordnungsdienst machte es bestimmt nicht kostenlos für die Stadt.“
Auch User Markus Nowara findet kritische Worte: „Sonntag ein kurzer oberflächlicher Blick in die Wickeltasche am Kinderwagen, nur was unten drin lag, war völlig egal... Das Beste war der Kodi nach der Kontrolle, ich gehe durch die Kontrolle und kaufe mir dann ein Messer. Grandioses Konzept...“ Anne Klatsche schreibt: „Ich hatte mein Pfefferspray in der Handtasche. Ist niemandem aufgefallen.“ Auch Pialotta Paßmann wird ziemlich konkret: „Ich wurde auch kontrolliert, aber es wurde nur gebeten, die Tasche zu öffnen, reingeschaut wurde nicht! Wurde gleich gesagt: ‚Alles ok.‘ Mein Inhalt: Mein Cuttermesser von der Arbeit, diverse Deo, Pfefferspray... Also Kontrolle Note 6, durchgefallen!“
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