Gladbeck. Marcel Lowitsch ist vor vier Jahren aus Gladbeck in die USA ausgewandert. So sieht der Inhaber einer Fußballschule den Sieg von Trump.

Amerika hat gewählt – und sich für Donald Trump als neuen US-Präsidenten entschieden. Der nach Kalifornien ausgewanderte Gladbecker Fußball- und Fitnesstrainer Marcel Lowitsch durfte seine Stimme zwar nicht abgeben, da er noch kein US-Staatsbürger ist, wäre wohl aber auf der Seite der meisten Amerikaner gewesen: „Ich bin Unternehmer und es läuft sehr gut, daher zahle ich viele Steuern.“ Und wenn dann jemand Steuersenkungen verspricht, so wie Donald Trump, kommt das gut an.

Und: Marcel Lowitsch ist 2020 in die USA ausgewandert. „Und zwar legal, mit ganz vielen Schwierigkeiten.“ Er habe tausende Euro ausgegeben, auch für Anwälte. Wenn dann viele Menschen einfach so nach Amerika einwanderten, illegale Migration aber nicht bestraft werden soll, könne er das nicht nachvollziehen.

Marcel Lowitsch: „Es war klar, dass Trump wiederkommt“

Er wisse, dass Trump in Deutschland belächelt werde, er für einen Clown gehalten werde, erzählt er im Telefongespräch mit der Lokalredaktion. Dass er erneut an die Macht kommt, überrascht den 33-Jährigen aber nicht: „Amerika ist das Land des Nichtaufgebens. Es war klar, dass Trump wiederkommt.“

Marcel Lowitsch zur US-Wahl
Der aus Gladbeck nach Amerika ausgewanderte Marcel Lowitsch hat dort eine Nachwuchsakademie für Fußballer gegründet. © WAZ | Marcel Lowitsch

Auch Lowitsch selbst habe sich hochgearbeitet, lebt quasi den amerikanischen Traum. „Darauf bin ich sehr stolz.“ Dabei musste er viele Rückschläge erleben, sich oft durchbeißen. Zunächst war er für die Firma Eurosoccer USA L.L.C. als Sportdirektor einer Fußballschule tätig. Während des Corona-Lockdowns nahm der Gladbecker viele Gelegenheitsjobs an, unter anderem als Möbelpacker und als Lagerhaus-Arbeiter. „Ich war mir für nichts zu schade. Aber ich dachte schon, dass ich doch nicht dafür aus Deutschland ausgewandert bin.“ Zwischenzeitlich erwog er eine Rückkehr in seine Heimat. Er entschied sich aber dagegen und gründete schließlich eine Nachwuchsakademie für Fußballer. Junge Talente, die in seiner Schule lernen, spielen inzwischen unter anderem in Deutschland für die TSG Hoffenheim, Alemannia Aachen oder Feyenoord Rotterdam in den Niederlanden.

Seine Fußballschule laufe so gut, dass er bereits expandiert hat und nun einen zweiten Standort in Florida eröffnet hat. Seine Lehre: In Amerika kann man alles sein, was man sich schon immer erträumt hatte, aber: Faul dürfe man nicht sein, möglich sei dies nur mit viel Ehrgeiz und Engagement.

Der Gladbecker vermutet, dass der Erfolg Trumps auch an der Unbeliebtheit Joe Bidens liegt

Marcel Lowitsch lebt und arbeitet in Orange County im Süden Kaliforniens. Eine wohlhabende Gegend. Auch in Kalifornien, ein Bundesstaat, in dem die Menschen demokratisch wählen, gebe es Trump-Hochburgen, so der Gladbecker.

Den Erfolg Donald Trumps bei der jetzigen Wahl führt der Vater eines zweijährigen Sohnes auch auf die Unfähigkeit Joe Bidens zurück. „Die Unbeliebtheit Bidens war zu groß. Vieles ist in seiner Zeit als Präsident vernachlässigt worden.“ Sein Rückzug und damit die Kandidatur von Kamala Harris sei zudem zu spät gekommen. Es gebe auch einige, die Trump eigentlich nicht leiden könnten, mit Biden jedoch so unzufrieden waren, dass sie sich doch für Trump entschieden hätten.

„Das Politikgeschäft ist in Amerika Show“

Dass Trump viele Fake News verbreite, störe die Menschen in Amerika nicht, weiß der in Gladbeck geborene Lowitsch. „In den USA läuft viel über PR und Show. Auch ein Fußballspiel ist hier Entertainment und das Politikgeschäft ist Show.“ Fake News zu verbreiten und Äußerungen, die unter die Gürtellinie gehen, gehörten einfach dazu.

In Deutschland gehe es gesitteter zu. Dennoch seien die Deutschen sehr weit weg von amerikanischen Problemen. „Man muss hier leben, um die Herausforderungen zu verstehen.“

Gladbecker beobachtet, dass das Land zutiefst gespalten ist

Er habe aber inzwischen verstanden, wie Amerika funktioniere. Gelernt habe er auch: Das Land ist zutiefst gespalten und an unterschiedlichen politischen Auffassungen können auch Freundschaften zerbrechen. Er selbst habe bereits Kunden verloren, die mit seinen politischen Ansichten nicht einverstanden waren.

„America first kommt hier sehr gut bei den Menschen an“

Marcel Lowitsch
Gladbecker, der inzwischen in den USA lebt

Er erklärt auch: Der Amerikaner interessiere sich nicht für Themen wie Energie oder Umwelt. Für ihn seien sichere Jobs, Sicherheit und damit verbunden das Thema Migration sowie die Inflation relevant.

Party am Strand nach Wahlsieg von Donald Trump geplant

Die Stimmung in dem Land sei gut gewesen, nachdem klar war, dass Trump erneute Präsident wird. „Ich hatte befürchtet, dass es radikaler zugeht.“ Am Abend nach der Wahl werde es Partys und Festivals am Strand geben, erzählt Lowitsch, der selbst seit vier Jahren nicht mehr in Deutschland zu Besuch war, inzwischen aber mit einer Frau aus Bottrop verheiratet ist.

Auf den Straßen habe es nach der Bekanntgabe der ersten Wahlergebnisse viele Menschen mit Fahnen gegeben, etliche seien hupend mit Autos umhergefahren. Und zwar mit überwiegend deutschen Wagen, denn: „Jeder fährt hier deutsche Autos.“ Auch daher fürchten deutsche Unternehmen besonders aus der Automobilindustrie Trumps angekündigte Strafzölle. Anders sieht es in den USA aus: „America first kommt hier bei den Menschen sehr gut an.“

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