Gladbeck. 830.000 Euro für soziale Projekte und Einrichtungen in Gladbeck: Wer profitiert davon? Details zur Mittelverwendung hier.

830.000 Euro sind aus dem Stärkungspakt NRW nach Gladbeck geflossen. Das Land hatte das Programm als eine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg und die daraus resultierenden steigenden Preise für Energie und Lebensmittel aufgelegt. Das Geld sollte Menschen mit geringem Einkommen zugutekommen und auch den Betrieb der sozialen Infrastruktur sichern. In Gladbeck hat etwa die Caritas profitiert und unter anderem den Mittagstisch für Bedürftige finanziert. Nun ist das Programm beendet, und die Stadt Gladbeck hat Rechenschaft über die Verwendung der Mittel abgelegt. In den Unterlagen des Sozialausschusses liegt eine entsprechende Auflistung.

Caritas Gladbeck

Der Caritasverband hat insgesamt fast 360.000 Euro aus dem Topf erhalten. Der größte Batzen davon floss in das Projekt Mahlzeit, also den kostenlosen Mittagstisch für Bedürftige. Rund 250.000 Euro hat das Angebot nach Angaben der Caritas gekostet. Nun, nach Auslaufen des Stärkungspaktes, musste das Angebot ausgedünnt werden, die Ausgabestelle in Stadtmitte wurde dicht gemacht, außerdem müssen die Besucher für eine Mahlzeit nun einen Euro zahlen.

Neben diesem Mittagsangebot hat die Caritas aus ihrem Anteil des Stärkungspaktes noch zwei weitere Projekte finanziert. Zum einen ein kostenloses Frühstück für obdach- und wohnungslose Menschen in der Tagesstätte der Wohnungslosenhilfe. Zum anderen konnte die Caritas eine weitere Eltern-Kind-Gruppe bilden. „Im Rahmen dieses Angebotes konnte Kontakt zu den Eltern aufgenommen und über Hilfen zur Überwindung sozialer Schwierigkeiten beraten werden“, heißt es in der Vorlage.

DRK – Gladbecker Tafel und Schulmaterial für Familien

Das Deutsche Rote Kreuz in Gladbeck hat ebenfalls von dem Stärkungspakt profitiert. Rund 145.000 Euro konnte die Hilfsorganisation nutzen. Der Verband setzte es zum einen für die Tafel ein. „Die finanzielle Unterstützung ermöglichte somit nicht nur den reibungslosen Start, sondern auch die Deckung von Ausgaben im Zusammenhang mit dem Betrieb der Tafel.“ Liest man weiter in der entsprechenden Vorlage, so stellt sich heraus, dass das Geld vom Land Grundlage für die Tafel in jetziger Form ist.

Diesem Eindruck, den die Vorlage erweckt, widersprechen DRK-Geschäftsführer Stefan Walter sowie Wilhelm Walter, der für die Tafel verantwortlich ist, jedoch. Sie stellen klar, dass etwa die Hälfte des Geldes in die Tafel geflossen sei, allerdings nur, um „krisenbedingte Mehraufwendungen“ aufzufangen. So habe auch die Tafel hohe Energie- aber auch Entsorgungskosten gehabt. Außerdem habe die Tafel das Geld genutzt, um haltbare Lebensmittel einzukaufen, als vor Weihnachten die Lebensmittelspenden leicht zurückgegangen seien. Zumal im Zuge der Krise auch immer mehr Menschen Hilfe bei der Tafel gesucht haben.

Die Gladbecker Tafel profitierte von einer Anschubfinanzierung aus dem Stärkungspakt.
Die Gladbecker Tafel profitierte von einer Anschubfinanzierung aus dem Stärkungspakt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Außerdem hat das DRK in Kooperation mit der Stadtverwaltung Schulmaterial – also Hefte, Stifte, Mal- und Bastelsachen – beschafft, die dann über die Schulen an bedürftige Familien verteilt werden konnten. Dafür, so Stefan Walter, habe man die andere Hälfte des Geldes genutzt.

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Gladbecker Sozialkaufhaus hat ebenfalls profitiert vom Landesgeld

Rund 61.500 Euro flossen an die Diakonie. Die konnte mit dieser Summe Mehrkosten ihres Sozialkaufhauses Kauf.net auffangen. Höhere Kosten für Strom, Heizung und Wasser haben der Einrichtung zugesetzt.

Ein Teil des Geldes kam aber auch direkt den Kunden zugute. Die Diakonie setzte sie ein, um im Sozialkaufhaus Rabatte zu gewähren. So konnten mit dem Geld vom Land die Preise halbiert werden. Im Oktober bereits hatte Marco Bensberg, der Leiter der Diakonie-Kaufhäuser bereits eine Zwischenbilanz gezogen. Damals hatte er festgestellt, dass der Laden seit Beginn der Rabattaktion noch besser besucht sei als üblich. Und weiter: Es seien vor allem die „Stammkunden“, nur wenige Neukunden, die die Rabattaktion nutzen. „Das heißt, wir erreichen also wirklich die Bedürftigen, die von der Aktion profitieren sollen!“

Das Sozialkaufhaus der Diakonie konnte danke der Fördermittel des Landes die Preise halbieren.
Das Sozialkaufhaus der Diakonie konnte danke der Fördermittel des Landes die Preise halbieren. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Zusätzliches Personal für die Lebenshilfe Gladbeck

Die Lebenshilfe konnte dank des Geldes aus dem Stärkungspakt eine zusätzliche Arbeitskraft einstellen, so heißt es in der Vorlage für den Ausschuss. Grund für die Einstellung: der erhöhte Beratungsbedarf. 8750 Euro flossen an die Lebenshilfe, die so die erhöhten Personalaufwendungen habe auffangen können.

12.400 Euro für den Wärmebus der Malteser

Der Wärmebus der Malteser steuert immer samstags den Festplatz an und bietet Obdachlosen dort einen festen Treffpunkt. Dort erhalten sie eine warme Mahlzeit, aber auch Dinge des täglichen Bedarfs, etwa Hygieneartikel. Auch hier spürten die Verantwortlichen die steigenden Preise deutlich. 12.400 Euro aus dem Topf der Landesgelder halfen, diese Kosten aufzufangen. „Diese Unterstützung ermöglichte es, die Versorgung und Betreuung dieser Gruppen (die Obdachlosen, Anm. d. Red.) aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, sodass ihre grundlegenden Bedürfnisse erfüllt wurden.“

Flüchtlingshilfe konnte ihr Beratungsangebot ausweiten

Die Flüchtlingshilfe der evangelischen Kirche konnte dank der Landesmittel unter anderem das Stundenkontingent eines hauptamtlichen Mitarbeiters erhöhen. So konnten die Mittel dann, laut Vorlage der Verwaltung, eingesetzt werden „für die soziale Beratung von Schutzsuchenden“. Denn auch Dolmetscherkosten oder Kosten für juristische Beratung konnten so übernommen werden. Insgesamt erhielt die Flüchtlingshilfe rund 63.000 Euro.

Forum Bildungszentrum

Mehrkosten für Beratungs- und Betreuungsangebote hat das Forum Bildungszentrum geltend gemacht. Insbesondere höhere Personalaufwendungen hätten da zu Buche geschlagen. Rund 38.000 Euro Landeshilfen habe man daraufhin bewilligt, so geht es aus der Vorlage hervor.

Kinderschutzbund Gladbeck erhielt 15.000 Euro

15.000 Euro flossen an den Kinderschutzbund. Denn auch da hatte sich eine erhöhte Nachfrage nach soziale Beratung ergeben. Dank der Landesmittel konnte die Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen, bei Ämtergängen, bei der Wohnungs- und Möbelsuche, beim Transport des Mobiliars und beim Kennenlernen sozialer Infrastrukturen (von Therapieangeboten bis Spielplatz) finanziert werden.

Verein Primus

Der Verein Primus, der sich unter anderem in der Integrations- und Jugendarbeit engagiert, konnte ebenfalls erhöhte Personalkosten sowie Kosten für die Erweiterung seiner Räume geltend machen. Dafür gab es knapp 38.000 Euro.

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Verhütungsmittel für bedürftige Menschen

Die Beratungsstelle pro Familia erhielt rund 13.500 Euro. Sie halfen zum einen, Mehrkosten der Beratungsstelle aufzufangen, etwa bei Material und Sachkosten, zum anderen konnten die Verantwortlichen den Verhütungsmittelfonds erhöhen. Das Geld daraus wird unter anderem genutzt, um auch bedürftigen Menschen Verhüttungsmittel zu finanzieren.

Sozialpastorales Zentrum K4

Höhere Personalkosten hat auch das Sozialpastorale Zentrum K4 angemeldet. Dazu kamen Kosten für die Erweiterung der Räumlichkeiten. Dafür erhielten die Verantwortlichen rund 5700 Euro.

Tierschutzverein Gladbeck profitiert ebenfalls von den Hilfen des Landes

Mit rund 8300 Euro profitierte auch der Tierschutzverein vom Stärkungspakt. Gestiegene Tierarztkosten, vermehrt ausgesetzte Tiere, Preissteigerungen bei Tierfutter sowie eine Zunahme der Kastrationen sorgten auch bei den Tierschützern für Mehrkosten. Fazit der Verwaltung: „Der Mehraufwand konnte teilweise aus Mitteln des Stärkungspaktes übernommen werden.“

Geld aus den Landeshilfen floss auch in die Gladbecker Stadtkasse

Nicht zuletzt profitierte auch die Stadtverwaltung bzw. städtische soziale Einrichtungen von dem Geldsegen aus Düsseldorf. Rund 100.000 Euro gingen in die städtische Kasse. Daraus wurde unter anderem der freie Eintritt ins Hallenbad für Galdbeck-Card-Inhaber finanziert. Bei Veranstaltungen für Senioren wurde oftmals auf Eintrittsgeld verzichtet, und jede der 42 Kitas in Gladbeck erhielt einen 1000-Euro-Zuschuss, um Sachmittel zu kaufen. „Die Sachmittel sollen gezielt einkommensschwachen Haushalten zugutekommen. So konnten beispielsweise Spielmaterialien und Wechselkleidung angeschafft werden.“

Ebenfalls aus diesen Mitteln finanziert wurde das Beratungsbüro im Problemhaus Steinstraße 72. Erhöhte Personalkosten für Sozialarbeit und Schuldnerberatung als Folge des verstärkten Beratungsbedarfs in der Krise wurden ebenfalls aus dem Paket aufgefangen, gleiches gilt für Gutscheine, die beim Fest der Vielfalt an die Kinder ausgegeben wurden.

Förderung endete zum 31. Dezember

Das Förderprogramm ist inzwischen beendet. Der Förderzeitraum erstreckte sich lediglich bis zum 31. Dezember. Was aber machen nun Vereine, Institutionen und Projekte, die profitiert haben, die vielleicht ihre Mehrkosten darüber auffangen konnten oder neue Projekte angestoßen haben. Tatsächlich liege es jetzt an ihnen, wie sie selber vorgehen, sagt Sozialdezernent Rainer Weichelt. Das aber habe man im Vorfeld so auch deutlich gemacht und es sei allen, die vom Stärkungspakt profitiert haben, auch bekannt gewesen.

Weichelt verweist auf das Beispiel des Mittagstisches, wo es in abgespeckter Form weitergeht. Das sei eine sehr gute Sache, lobt er den Einsatz aller Beteiligten. Er erinnert, dass die Hilfsgelder des Landes auch für die Städte überraschend kamen. Die Stadtverwaltung sei dann aktiv auf Institutionen zugegangen, die diese Mittel brauchen. Am Ende sei die Hilfe bei den Menschen angekommen, die sie nötig hätten, so Weichelts Überzeugung.

Und: Manche der Hilfen wirkt womöglich auch noch länger nach: Kitas etwa, die für 1000 Euro Gebrauchsmaterial für bedürftige Familien kaufen konnten, werden das Material sicher noch nicht komplett verteilt haben.