Gladbeck. Die Malteser in Gladbeck unterstützen Senioren mit einem neuen Angebot. Die betreuten Gruppen besuchen spannende Ausflugsziele.

Einmal über den Halterner Stausee oder den Rhein schippern und vom Schiff aus die Gegend bewundern – das wäre Rainer Prittwitz, Stadtbeauftragter der Malteser in Gladbeck, für den Kulturbegleitdienst zu wenig. „Wir wollen auch etwas lernen“, sagt er über das neue Angebot des Wohlfahrtsverbandes.

Die Malteser in Gladbeck prüfen jedes potenzielle Ausflugsziel

Die Anregung kommt vom Diözesanverband der Malteser: Wie wäre es, wenn wir Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind und einer Unterstützung bedürfen, zu Konzerten oder ins Theater fahren und vor Ort begleiten? Gute Idee, befand der Stadtverband Gladbeck, modifizierte seinen Kulturbegleitdienst aber ein wenig. „Wir sind etwas bodenständiger aufgestellt“, sagt Rainer Prittwitz. Die Gladbecker Malteser bieten seit dem Sommer gemeinsame Ausflüge an, bei denen der Horizont ein wenig erweitert werden soll.

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Im August war Premiere, Ziel der Schaugarten Picker in Borken. An den Tag erinnern sich alle noch besonders gut – nicht nur, weil’s ein gelungener Auftakt für den Kulturbegleitdienst war, sondern auch, weil’s extrem heiß war. Mit viel Wasser und Kältetüchern habe man der Hitze trotzen können, erzählt Malteser-Stadtgeschäftsführerin Sabine Prittwitz. Weil es viele Sitzmöglichkeiten in dem Schaugarten gegeben habe, sei der Rundgang für alle machbar gewesen, so Rainer Prittwitz.

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Für die acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer fuhren sieben Betreuerinnen mit. Man habe, sagt Rainer Prittwitz, zur Premiere auf Nummer sicher gehen wollen. Für die Zukunft rechnet er mit einer Betreuung für drei Ausflügler. Auf jeden Fall solle sich jeder beschützt fühlen.

Rainer Prittwitz (Stadtbeauftragter) steht am Montag, 04.11.2024 in den Räumen der Malteser am Bramsfeld in Gladbeck. Er organisiert den Kulturbegleitdienst der christlichen Hilfsorganisation.

Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services

„Der Austausch und das Gespräch mit den anderen sind bei einem solchen Ausflug auch wichtig“

Rainer Prittwitz

Vor wenigen Tagen war der Kulturbegleitdienst zum zweiten Mal auf Reisen. Ziel war dieses Mal der Duisburger Hafen. Ein Schiffsführer erläuterte den Gästen die Aufgaben der Logistikdrehscheibe Europas. Nach der Tour gönnte sich die Gruppe noch Kaffee und Kuchen. Der Austausch und das Gespräch mit den anderen, sagt Rainer Prittwitz, seien bei einem solchen Ausflug auch wichtig.

Gefahren wird mit zwei Kleinbussen. Die Teilnehmer werden, wenn es erforderlich ist, von daheim abgeholt, ansonsten trifft man sich an vereinbarten Stellen im Stadtgebiet. Einen Reisebus möchten die Malteser für ihren Kulturbegleitdienst nicht chartern – der Kosten wegen, und weil die Gruppe überschaubar bleiben soll.

„Man weiß: Wenn es einem nicht gut geht, ist jemand da“

Gisela Busch
Teilnehmerin am Malteser-Kulturbegleitdienstm in Gladbeck

Gisela und Günter Busch, die schon einmal mitgefahren sind, sind von dem Angebot der Malteser angetan. „Man weiß: Wenn es einem nicht gut geht, ist jemand da“, sagt die Gladbeckerin. Er fahre zwar noch Auto, erzählt Günter Busch, aber nur noch in der näheren Umgebung. Solche Ausflüge würden sie zu zweit kaum noch unternehmen, berichtet das Ehepaar.

Gisela Zaffke hat ihren Führerschein nach einem Schlaganfall abgegeben und freut sich über eine weitere Möglichkeit, mal etwas Neues zu sehen. Die Seniorin unternimmt auch mit anderen Gruppierungen noch Ausflüge. Christel Lettermann, die beide Touren mitgemacht hat, möchte das Angebot der Malteser ebenfalls nicht mehr missen.

Bevor es auf Reisen geht, erkundet ein Team des Wohlfahrtsverbandes das Ausflugsziel. Sind viele Stufen zu überwinden? Wo kann man einkehren? Es gebe viel zu beachten, sagt Rainer Prittwitz.

Der Kulturbegleitdienst bedeutet viel mehr als Ausflüge

So war den Maltesern nach einer Erkundung des Bergbaumuseums in Bochum klar, dass das kein gutes Ziel für den Kulturbegleitdienst ist. Die Wege im Besucherbergwerk würden viele der Seniorinnen und Senioren überfordern, und im Museum selbst erschlage einen das Angebot an Informationen und Wissenswertem beinahe. Auf dem Weg dorthin entdeckte man eine kleine Schokoladenmanufaktur in Wattenscheid. Kommt sie als Ziel in Frage? Eher nicht, weil die Räumlichkeiten zu klein sind, haben die Besucher aus Gladbeck festgestellt.

„Manchmal ist es schwierig, die Senioren zu motivieren und sie zu bewegen, ihre Wohnung zu verlassen“

Sabine Prittwitz
Stadtgeschäftsführerin der Malteser in Gladbeck

Und so wird die nächste Tour wohl entweder zur Waldweihnacht nach Marbeck oder zum Weihnachtsmarkt nach Reken führen. Günter Busch hat auch schon einen Vorschlag unterbreitet: das Planetarium in Bochum.

In ihren Gruppen werben die Malteser für das neue Angebot. Dort sind auch Christel Lettermann, Gisela Zaffke sowie das Ehepaar Busch auf den Kulturbegleitdienst aufmerksam geworden. Ihnen ist gemeinsam, dass sie auch im fortgeschrittenen Alter noch unter Leute kommen und etwas erleben wollen. Manchmal, berichtet Sabine Prittwitz, sei es schwierig, die Senioren zu motivieren und sie zu bewegen, ihre Wohnung zu verlassen. „Manche haben verlernt, rauszugehen.“ Der Kulturbegleitdienst soll eine Möglichkeit sein, mit Betreuung und Unterstützung doch noch einmal den Gladbecker Tellerrand zu schauen.

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