Abriss der Esso-Häuser, Feuer-Drama in Flüchtlingsunterkunft, royaler Besuch aus Schweden und vieles mehr. Abendblatt.de erinnert an die Höhen und Tiefen eines turbulenten Jahres.

Hamburg. Gefühlt haben wir gerade noch am Elbstrand in der Sonne gesessen - da ist das Jahr auch schon fast wieder vorbei. Ein Jahr voller Geschichten, Nachrichten, Anekdoten. Auch aus Hamburger Sicht war das Jahr 2014 keinesfalls ereignisarm.

Nehmen wir nur den dramatischen Abstiegskampfs des HSV und Rettung in die Relegation - die für viele am Ende einem Wunder gleichkam. Oder das tragische Ende einer Zündelaktion in einem Flüchtlingsheim in Altona, den Abriss der Esso-Häuser, die Ikea-Eröffnung und vieles mehr.

Abendblatt.de war auch in diesem Jahr ganz nah dran an den Geschichten, die die Stadt bewegten. Nachdenkliche, kuriose, lustige, traurige. Und Geschichten, von denen viele auch über den Jahreswechsel hinaus von Bedeutung sein werden.

Mit unserem Jahresrückblick können Sie das Jahr 2014 aus Hamburger Sicht noch einmal Revue passieren lassen!

Abendblatt.de wünscht Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Januar

- Als Reaktion auf heftige Ausschreitungen Ende 2013 erklärt die Polizei Teile von St. Pauli, der Sternschanze und Altona zum Gefahrengebiet – dem größten in der Geschichte Hamburgs. Dort darf die Polizei Menschen auch ohne konkreten Verdacht jederzeit kontrollieren – was vor allem in den betroffenen Gegenden für Proteste sorgte. Am 13. Januar werden die Gefahrengebiete wieder aufgehoben.

- Was lange währt - hat zumindest jetzt ein Dach auf dem Kopf. Und was für eins. Die gläserne Fassade Hamburgs bekanntester Baustelle ist fertig - die Geschichte der Elbphilharmonie noch lange nicht.

- Royaler Besuch: Schwedens Kronprinzessin Victoria und Prinz Daniel sind auf zweitägiger Stippvisite in Hamburg. Für Victoria ein echter Hindernislauf, denn die 36-Jährige ist auf Krücken unterwegs.

Februar

- Hermann Rieger, der langjährige Masseur des HSV, stirbt nach langer schwerer Krankheit. Das HSV-Idol wurde 72 Jahre alt. Mehr als 1000 Menschen nehmen an einem Trauermarsch für Rieger zur Imtech Arena tei.

- Die tragischen Folgen einer Zündelaktion: Bei einem Feuer in einer Flüchtlingsunterkunft an der Eimsbütteler Straße (Altona Nord) sterben eine 33-jährige Mutter und ihre sechs und sieben Jahre alten Söhne. Ausgelöst wurde das Feuer durch eine unüberlegte Aktion eines 13-Jährigen, der im Flur des für ihn fremden Hauses Papier anzündete und sich den Folgen offenbar nicht bewusst war.

- Der Abriss von Hamburgs einstigem Luxus-Hotel Interconti an der Alster beginnt. An selber Stelle soll mit dem „Fonteney“ Deutschlands bestes Hotel entstehen.

März

Bürgermeister Olaf Scholz kündigt eine neue Offensive an, mit der er vernachlässigte Stadtteile im Hamburger Osten aufwerten will. Neben guten Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr sind auch Investitionen in Schulen, Kitas und Sozialeinrichtungen geplant.

- Der parteilose Bürgerschaftsabgeordnete und Sprecher der Primarschul-Gegner von „Wir wollen lernen“, Walter Scheuerl, muss wegen seiner Kritik an CDU-Plänen zum umstrittenen G8-„Turbo-Abitur“ die Fraktion verlassen. Fraktionschef Dietrich Wersich sagt auf einem Landesparteitag, er habe ihm nahegelegt, nicht mehr zur Fraktion zu gehören. Scheuerl habe sich in einem Moment, in dem die CDU die Hand für die Rettung des Schulfriedens ausgestreckt habe, mit Äußerungen in einem sozialen Netzwerk „verantwortungslos und illoyal“ verhalten.

April

- Dramatischer Unfall: An den Landungsbrücken stürzt ein fünfjähriges Mädchen in die Elbe. Erst nach einer halben Stunde wird es aus dem Wasser gerettet. Das Kind muss reanimiert werden, später wird es ins künstliche Koma versetzt. Wie es ihr heute geht, ist unklar. Zuletzt hieß es, das Mädchen werde in einer Reha-Klinik behandelt.

- Der 17 Jahre alte Diren aus Altona wird in Missoula im US-Bundesstaat Montana auf einem fremden Privatgrundstück durch mehrere Schüsse getötet. Mit zahlreichen Trauermärschen gedenken die Hamburger dem Jungen. Der Schütze wird im Dezember wegen vorsätzlicher Tötung schuldig gesprochen.

- Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Elbphilharmonie verabschiedet seinen Abschlussbericht: Auf 724 Seiten wird aufgelistet, wie es zu der Kostenexplosion und den Bauverzögerungen bei dem Prestigeprojekt kommen konnte. Demnach sind unfertige Pläne, überforderte Politiker und ein Chaos auf der Baustelle schuld an dem Debakel.

Mai

- Eine Hamburgensie veschwindet: Auf St. Pauli startet nach heftigen Protesten der Abriss der Esso-Häuser. Im Neubau am Spielbudenplatz sollen rund 240 Wohnungen entstehen.

- Polizisten stoppen in Hamburg die "Revolutionäre 1.Mai Demonstration" und zwingen ihnen in der Folge eine verkürzte Demonstrationsroute auf. Bei der Demo der linken Szene kommt es - wie beinahe jedes Jahr - zu Krawallen mit rund 70 Verletzten. 15 Menschen werden festgenommen, fünf kommen in Gewahrsam. Unter dem Motto „Hamburg sieht rot“ hatten sich rund 2200 Menschen am U-Bahnhof Feldstraße zu der Demo versammelt.

- Hafengeburtstag fällt ins Wasser: Die Veranstalter ziehen nach dem Ende des 825. Hamburger Hafengeburtstags nur eine mittelmäßige Bilanz. So kamen deutlich weniger Besucher als in den Vorjahren zum diesjährigen Hamburger Hafengeburtstag. Kurz vor der traditionellen Auslaufparade nennen die Veranstalter die aktuellen Besucherzahlen: Statt der erwarteten eine Million kamen aufgrund des schlechten Wetters lediglich 800.000.

- Nach einer Horror-Saison mit gerade mal 27 Punkten und 75 Gegentoren rettet sich der HSV fast schon wie durch ein Wunder in die Relegation. Dort gelingt letztlich doch noch der Klassenerhalt. Nach zwei Spielen setzten sich die Hamburger gegen Greuther Fürth durch, ohne dabei eine Partie zu gewinnen. Doch wegen der Auswärtstorregel reicht den Hanseaten ein 0:0 sowie ein 1:1 im Rückspiel in Franken. Knapp 20.000 HSV-Fans feiern den Klassenerhalt beim Public Viewing im Volkspark. Pierre-Michel Lasogga schoss das entscheidende Auswärtstor. Der HSV bleibt damit auch im 52. Bundesliga-Jahr erstklassig.

Juni

- Erstmals in Deutschland erinnert jetzt eine Straße an ein Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund". In Gedenken an das mutmaßliche NSU-Opfer Süleyman Tasköprü wird in Bahrenfeld ein 300 Meter langes Teilstück der Kohlentwiete in Tasköprüstraße umbenannt. Die Straße liegt unweit des Tatorts. Tasköprü war nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft am 27. Juni 2001 im Alter von 31 Jahren von den Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Lebensmittelgeschäft seines Vaters erschossen worden.

- Nach jahrelanger Debatte eröffnet die weltweit erste innerstädtische Ikea-Filiale an der Großen Bergstraße in Altona. Das von vielen Anwohnern und Politikern befürchtete Verkehrschaos blieb aus.

Juli

- Der Hamburger Hafen wird in blaues Licht getaucht. Beim “Blue Port“ verwandelt Lichtkünstler Michael Batz den nächtlichen Hafen in ein magisches blau schimmerndes Licht.

- Der Salafisten-Prediger Pierre Vogel zieht von Nordrhein-Westfalen nach Wilhelmsburg und sorgt damit für jede Menge Aufregung. Vogel bleibt allerdings nur wenige Wochen, weil es ihm offenbar nicht gelingt, im Norden Fuß zu fassen.

- Gemeinsam mit Lokalmatador Lotto King Karl zelebriert Schlagersängerin Helene Fischer die Taufe des Kreuzfahrtschiffs „Mein Schiff 3“ mit einem Open-Air-Konzert am Hamburger Hafen.

- Das Hamburger Landgericht spricht den früheren Vorstand der HSH Nordbank vom Vorwurf der Untreue in einem besonders schweren Fall frei. Der komplette sechsköpfige Bankenvorstand um Ex-Chef Hans Berger und Ex-Finanzvorstand Dirk Jens Nonnenmacher stand vor Gericht.

August

- Deutschlands erster Ebola-Patient wird mit einem Spezialjet nach Hamburg geflogen und im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) behandelt. Nach fünfwöchiger Therapie kann der Mann aus Westafrika entlassen werden.

- Hamburg bietet als erstes Bundesland die Kita-Betreuung für fünf Stunden inklusive Mittagessen kostenlos an. Die Bürgerschaft beschloss, die Gebühren für die Betreuung der rund 59.000 betroffenen Kinder vom 1. August an drastisch zu senken. Je nach Einkommen der Eltern liegen die Einsparungen dann nach Senatsangaben zwischen 27 und 192 Euro im Monat.

- Aus für ein Großprojekt: Die Seilbahn von St. Pauli über die Elbe bis zu den Musicaltheatern im Hafen auf Steinwerder wird nicht gebaut. Bei dem Bürgerentscheid im Bezirk Mitte stimmen 31.769 Wähler gegen das Bauvorhaben. Nur 18.312 votieren mit Ja.

- Der Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt der Tibeter, kommt für fünf Tage nach Hamburg. Tausende Besucher verfolgen seine Vorträge über menschliche Werte und buddhistische Texte in der Hansestadt.

September

- Nach monatelangen Umbauarbeiten wird die Rindermarkthalle auf St. Pauli wieder eröffnet - mit Supermärkten, einer Drogerie und einer großen Markthalle. Doch erwartungsgemäß kam das neue Konzept nicht bei allen gut an - zuvor hatte es Streitigkeiten zwischen Initiativen, Anwohnern und dem Bezirk über die Neugestaltung gegeben.

- Ein Islamist aus Altona zieht in den Krieg nach Syrien und stirbt dort wenige Wochen vor seinem 19. Geburtstag. Offenbar war der junge Mann aus Altona noch als Schüler auf der Straße von Salafisten angeworben worden.

- Hamburg geht mit neuer Spezialeinheit „Waste Watcher“ gegen die Vermüllung in der Stadt vor. Die neuen Einsatzkräfte sollen in der Innenstadt patrouillieren und Verstöße melden, Müllsündern drohen in Zukunft deutlich erhöhte Bußgelder.

Oktober

- Die Stadt Hamburg kauft das linksautonome Kulturzentrum Rote Flora für 820.000 Euro zurück. 2001 hatte der vorherige Besitzer Klausmartin Kretschmer die Flora von der Stadt für umgerechnet 190.000 Euro gekauft und mit seiner jahrelangen Duldung der "Besetzer" für eine Befriedung gesorgt. Seit dem Sinneswandel von Kretschmer wollte die Stadt das Gebäude zurückkaufen.

- Das Bundesverwaltungsgericht vertagt die lange erwartete Entscheidung über die umstrittene Elbvertiefung. Bevor über die Klagen von Umweltverbänden entschieden werden könne, müssten vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) offene Fragen zum EU-Recht beantwortet werden, erklären die Leipziger Richter.

- Das Volksbegehren zur Wiedereinführung des längeren Wegs zum Abitur (G9) an allen Gymnasien scheitert. Die Volksinitiative "G9-Jetzt-HH" konnte im Laufe von drei Wochen knapp 45.000 Unterstützer-Unterschriften sammeln – 63.000 hätten es mindestens sein müssen. Damit bieten Hamburgs Gymnasien weiterhin das Abitur nach acht Jahren (G8) an, während Stadtteilschüler dafür ein Jahr länger Zeit haben.

- Hamburg trauert um einen der bedeutendsten Schriftsteller Deutschlands: Siegfried Lenz, einer der großen Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur, ist tot. Er stirbt am 7. Oktober im Alter von 88 Jahren im Kreise der Familie in Hamburg.

- Die HSH Nordbank besteht den europäischen Banken-Stresstest. Danach besitzt sie genug Kapital, um auch starken wirtschaftlichen Belastungen in den kommenden Jahren standzuhalten.

November

- Im Prozess gegen die Eltern der zu Tode misshandelten Yagmur fällt das Landgericht das Urteil:Yagmurs Mutter bekommt lebenslange Haft, ihr Vater vier Jahre und sechs Monate.

- Das Musical „Wunder von Bern“ feiert Weltpremiere in Hamburg - und reißt die Zuschauer vor Begeisterung von ihren Plätzen. Spielstätte der neuen Produktion ist das neu gebaute Theater an der Elbe gleich neben dem „König der Löwen“.

- Erster Spatenstich für die „Neue Mitte Altona“: Der Bau eines der größten Neubauprojekte Hamburgs beginnt. 1600 Wohnungen sollen von voraussichtlich Sommer nächsten Jahres an in einem ersten Bauabschnitt im Norden des Stadtteils entstehen.

- Der längste Bahnstreik der Geschichte legt den Verkehr auf den Gleisen lahm. Millionen Reisende und Pendler müssen improvisieren. Auch der Norden ist betroffen. Die einzigen Gewinner: Anbietern von Fernbussen und Mietwagen sowie Mitfahrzentralen beschert der Ausstand Rekordanfragen.

- Nach 59 Jahren wird die Verbrauchermesse „Du und deine Welt“ eingestellt, die Besucherzahlen hatten sich seit 2004 mehr als halbiert. Seit 1955 wurde die Messe regelmäßig in Hamburg ausgerichtet

Dezember

- Fast drei Jahre nach dem Methadon-Tod der elfjährigen Chantal beginnt vor dem Landgericht Hamburg der Prozess gegen die Pflegeeltern. Die Anklage wirft dem 54-jährigen Mann und der vier Jahre jüngeren Frau aus Wilhelmsburg fahrlässige Tötung und Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht vor.

- Der Deutsche Olympische Sportbund beschließt offiziell die Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2024. Ob Berlin oder Hamburg ins Rennen gehen wird, soll jedoch erst im Frühjahr entschieden werden. In Hamburg laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Anfang Dezember stellt Sportsenator Michael Neumann (SPD) mit dem Unternehmer und Mäzen Alexander Otto, Sportbund-Vize-Präsident Klaus Widegreen und Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer die gemeinsam konzipierte Olympia-Initiative vor.

- Der Senat und HanseWerk (früher E.on Hanse) haben sich auf den Rückkauf des 7300 Kilometer langen Hamburger Gasnetzes durch die Stadt geeinigt. Damit wird der Volksentscheid über die Rekommunalisierung der Energienetze aus dem September 2013 nun auch im dritten und letzten Teil umgesetzt. Das Stromnetz hat Hamburg bereits von Vattenfall erworben und auch die Konzession erhalten.

- Bei einem Unglück in Harburg sterben drei Menschen in ihren Wohnungen an einer Kohlenmonoxidvergiftung, mindestens zehn weitere werden verletzt. Zwei Mehrfamilienhäuser werden evakuiert, das Gelände im Phoenix-Viertel weiträumig abgesperrt – 75 Feuerwehrleute sind im Einsatz.

- Fusion von Hapag-Lloyd und CSAV perfekt. Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd und die chilenische CSAV vollziehen ihren Zusammenschluss. Gemeinsam bilden Hapag-Lloyd und CSAV die viertgrößte Containerreederei der Welt: Mit 200 Schiffen werden künftig 7,5 Millionen Container jährlich transportiert.