Lasogga köpfte den HSV in Führung. Nach dem Ausgleichstreffer durch Fürstner entwickelte sich eine Abwehrschlacht der Hamburger. Vor allem Ersatztorwart Drobny war der Garant für das 1:1 in Fürth.

Fürth. Der HSV hat sich nach einer Katastrophen-Saison noch zu einem Happy End gezittert und bleibt auch im 52. Bundesliga-Jahr erstklassig. Durch ein dramatisches 1:1 (1:0) im Relegations-Rückspiel beim Zweitliga-Dritten SpVgg Greuther Fürth verhinderten die zumindest kämpferisch verbesserten Hanseaten am Sonntag im letzten Moment den erstmaligen Sturz in die Fußball-Zweitklassigkeit. Nach der Nullnummer in der ersten Partie drei Tage zuvor blieb der HSV nur aufgrund des Auswärtstores in der Beletage.

„Das war die knappste aller möglichen Entscheidungen. In der 1. Halbzeit haben wir es sehr, sehr gut gemacht, in der 2. Halbzeit kam nach dem 1:1 der Frust dazu. Da hat man von außen auch wenig Einfluss“, sagte Trainer Mirko Slomka in der ARD und ergänzte nur wenig später beim Pay-TV-Sender Sky: „Wir haben das ganze GIück aufgebraucht. Davon können wir in der nächsten Saison nichts mehr benutzen“. Er spüre „ganz, ganz viel“ Demut. „Das war meine härteste Zeit als Trainer“, sagte Slomka. „Die letzten Minuten waren Stress pur“, meinte Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow.

Gerade mal 27 Punkte reichten am Ende für den Klassenerhalt. Doch wie dieser zustande gekommen ist, interessiert heute erstmal keinen. „Wir sind überglücklich. Das war eine schwere Geburt. Manche sagen, es war peinlich, dass wir mit 27 Punkten die Relegation spielen durften. Aber das ist mir egal“, sagte Sportchef Oliver Kreuzer.

Die Spieler konnten ihr Glück ebenfalls kaum fassen. „Ich bin weg, auf einem anderen Planeten. Noch so eine Saison ertrage ich nicht, sonst bin ich selbstmordgefährdet. Wir haben nach einer schlechten Saison Glück gehabt, dass wir nicht abgestiegen sind. Ich freue mich am meisten für die Fans, die haben es verdient“, sagte Abwehrspieler Heiko Westermann.

Lasogga trifft zum Abschied


Pierre-Michel Lasogga sicherte sich mit seinem Treffer in der 14. Minute einen Eintrag im HSV-Geschichtsbuch. Damit sind die Hamburger weiterhin der einzige Club, der seit der Einführung der Bundesliga 1963 ununterbrochen erstklassig ist. Den Franken reichte das Tor von Stephan Fürstner (59.) nicht. Sie verpassten trotz zweier Duelle auf Augenhöhe ihren zweiten Bundesliga-Aufstieg nach 2012, spielen kommende Saison weiter in der 2. Liga und treffen dann auch auf den Lokalrivalen und Erstliga-Absteiger 1. FC Nürnberg. „Ich habe eigentlich keine Worte dafür. Wir waren in zwei Spielen die bessere Mannschaft, haben aber kein Glück gehabt“, resümierte Ex-HSV-Keeper Wolfgang Hesl.

Torschütze Lasogga sorgte mit dem Schlusspfiff für Aufsehen, als er vor der Fürther Bank ausgelassen jubelte. „Wenn man 90 Minuten beleidigt wird von der Bank, dann ist es einfach Genugtuung, dann ist mir alles scheißegal. Ich bin einfach voller Adrenalin. Wir haben zwar keine Meisterschaft gewonnen, aber das sind unglaubliche Emotionen“, rechtfertigte sich der von Hertha BSC ausgeliehene Held des HSV, der zur neuen Saison zunächst nach Berlin zurückkehrt. Außer ihm wurde auch Torwart und René-Adler-Ersatz Jaroslav Drobny mit zahlreichen Paraden in der spannenden Schlussphase zum Helden. „Er ist ein richtig toller Typ. Er war sensationell gut“, lobte Slomka.

Auch Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) reagierte mit Erleichterung auf den Klassenverbleib des HSV. „Das war nichts für schwache Nerven“, sagte Scholz, der das Spiel des HSV beim Zweitliga-Dritten SpVgg Greuther Fürth live in Franken verfolgte. „Der HSV hat aufopferungsvoll gekämpft, und wir werden wie seit 50 Jahren auch künftig Erstliga-Fußball in Hamburg sehen.“ Der Bürgermeister gratulierte Trainer Mirko Slomka und seiner Mannschaft.

17.500 Zuschauer – darunter etwa 2000 HSV-Fans – sahen in der ausverkauften Trolli Arena einen nervösen Beginn von beiden Teams. Vor allem in der Deckung der Hamburger, bei denen anders als am Donnerstag die Ex-Nationalspieler Westermann und Marcell Jansen wieder in der Startelf standen, war immer wieder Unsicherheit zu spüren. Immerhin bemühten sich diesmal die Hanseaten mehr um das Spiel nach vorn und erarbeiteten sich ein leichtes Übergewicht.

Nach knapp einer Viertelstunde hatten die Gäste die erste große Möglichkeit. Erst traf Hakan Calhanoglu aus 20 Metern nur den Pfosten, im Nachsetzen scheiterte Jansen an Hesl. Nach dem anschließenden Eckball durch Rafael van der Vaart war Fürths Kapitän aber gegen den Kopfball von Lasogga machtlos. Die Hamburger kontrollierten in der Folgezeit das Spiel, zeigten aber immer wieder, wie anfällig ihre Defensive ist. Die Gastgeber konnten aber zunächst kein Kapital herausschlagen.

Drobny sichert den Klassenerhalt durch seine Paraden


In der 28. Minute dann ein Schreckmoment für den HSV: Nach einem Kopfballduell mit Fürths Ilir Azemi blieb Verteidiger Johan Djourou liegen. Der Hamburger musste nach einer langen Behandlung auf dem Platz ins Krankenhaus gebracht werden. Nach Aussage von HSV-Manager Oliver Kreuzer in der Halbzeitpause soll sich Djourou eine Halswirbelverletzung zugezogen haben. Ein genaue Diagnose stand zunächst aus.

Die Hamburger verdauten den Schreck recht schnell. Der stets gefährliche Lasogga (35.) hätte sogar noch auf 2:0 erhöhen können, scheiterte aber an Hesl. Von den im Hinspiel noch erfrischend aufspielenden Franken war nur wenig zu sehen. Azemi (40.) hatte noch die beste Möglichkeit, verzog aber knapp. Sekunden vor dem Pausenpfiff verfehlte Tom Weilandt das Ziel.

Nach dem Wechsel kämpften sich die Gastgeber mehr und mehr in die Partie. Nur noch einmal sorgte Lasogga (52.) mit einem Kopfball aus kurzer Entfernung für große Gefahr, erneut war Hesl zur Stelle. Mit ihrer ersten Gelegenheit in Halbzeit zwei schafften die Fürther den Ausgleich nach schöner Kombination durch Fürstner (59.) – ihre Fans verwandelten das Stadion in ein Tollhaus.

Für den HSV und seine Fans – rund 20.000 sahen die Übertragung auf der Großbildleinwand in der heimischen Arena im Volkspark – begann das große Zittern. Fürth bemühte sich, kämpfte, machte Druck, doch immer wieder fehlte der letzte Pass.

Die Hamburger hielten dagegen. In den letzten zehn Minuten standen die Gäste nur im und am eigenen Strafraum. Westermann ermöglichte den Fürthern in der 88. Minute noch einmal eine Riesenchance, als er über den Ball trat, aber Azemi ließ die Möglichkeit ungenutzt. Vor allem Drobny erwies sich in der Schlussphase wie schon am Donnerstag als starker Rückhalt. Der Tscheche hielt das Remis und den Klassenverbleib fest.

Die Statistik

Fürth: Hesl – Brosinski (88. Mudrinski), Mavraj, Röcker, Baba – Fürstner, Sparv (78. Sukalo) – Stieber, Weilandt – Djurdjic (72. Füllkrug), Azemi. – Trainer: Kramer

HSV: Drobny – Diekmeier, Djourou (31. Mancienne), Westermann, Jiracek – Arslan (64. Rincon), Badelj – Calhanoglu, van der Vaart (75. Tesche), Jansen – Lasogga. – Trainer: Slomka

Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)

Tore: 0:1 Lasogga (14.), 1:1 Fürstner (59.)

Zuschauer: 17.500 (ausverkauft)