Der Islamist starb wenige Wochen vor seinem 19. Geburtstag in dem Bürgerkriegsland. Offenbar war der junge Mann aus Altona noch als Schüler auf der Straße von Salafisten angeworben worden.
Hamburg. Die Spur verliert sich in Syrien: Wenige Wochen vor seinem 19. Geburtstag ist nach Abendblatt-Informationen ein junger Islamist aus Altona bei Kämpfen in dem Bürgerkriegsland ums Leben gekommen. Der junge Mann, der zuletzt eine Stadtteilschule besucht hatte, soll über die Türkei nach Syrien gereist sein, um sich dort den Gotteskriegern anzuschließen. Laut mehreren unabhängigen Quellen handelt es sich um einen deutschen Staatsbürger. Der Verfassungsschutz zählt derzeit mehr als 30 Männer aus Hamburg, die sich in Richtung der syrischen Kriegsgebiete aufgemacht haben. Fünf von ihnen sind laut diesen Angaben getötet worden. Im aktuellen Fall des Altonaers gibt es bislang kein Todesermittlungserfahren. „Wir können erst tätig werden, wenn wir von syrischer Seite offiziell über den Tod unterrichtet worden sind“, sagte die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Nana Frombach.
Die Nachricht über den Hamburger macht noch einmal die Gefahr deutlich, die auch in Deutschland von den Islamisten ausgeht. Offenbar war der junge Mann noch als Schüler auf der Straße von Salafisten angeworben worden und hatte sich dann mehr und mehr in das Netz der Extremisten verstrickt. Der Verfassungsschutz nannte unlängst die Zahl der deutschen Konvertiten in der islamistischen Szene „erheblich“. Auch Abiturienten und Studenten würden sich der Bewegung anschließen. Sogar an einzelnen Schulen in Hamburg haben die religiösen Extremisten für ihre Ideologie geworben. Eine Analyse des Landesinstituts für Lehrerbildung registriert „vermehrt organisierte islamistische Aktivitäten“. In dem Behördenpapier werden die Namen von insgesamt sieben Schulen genannt, vor allem im Osten der Stadt. Von dem nun getöteten früheren Stadtteilschüler hat die Schulbehörde nach Angaben von Sprecher Peter Albrecht „keine offizielle Kenntnis“. Auf Anfrage des Abendblatts sagte er aber: „Die Sensibilität ist deutlich erhöht. Unsere Fachleute prüfen, wie wir rechtzeitig präventiv an den Schulen tätig werden können.“
Die Behörden schätzen, dass seit dem Beginn des Bürgerkriegs vor mehr als drei Jahren über 400 Männer aus Deutschland nach Syrien ausgereist sind. Dennoch geht es den Islamisten nicht nur darum, Kämpfer für den Nahen Osten anzuwerben, sondern auch – wie im Fall der Wuppertaler „Scharia-Polizei“ – eine Radikalisierung in Deutschland herbeizuführen. Elf Salafisten in orangefarbenen Westen mit der Aufschrift „Shariah Police“ waren durch die Straßen patrouilliert und hatten vor Alkohol, Glücksspiel, Musik, Konzerten, Pornografie und Drogen gewarnt. Nach massivem Druck aus Politik und Gesellschaft haben sich die Islamisten jetzt zurückgezogen. Gegen sie läuft ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.