Stadt Hamburg zahlt 355 Millionen für den Rückkauf des Gasnetzes. Damit wird der Volksentscheid nun auch im dritten und letzten Teil umgesetzt. 500 Mitarbeiter werden übernommen.

Hamburg. Der Senat und HanseWerk (früher E.on Hanse) haben sich auf den Rückkauf des 7300 Kilometer langen Hamburger Gasnetzes durch die Stadt geeinigt. Damit wird der Volksentscheid über die Rekommunalisierung der Energienetze aus dem September 2013 nun auch im dritten und letzten Teil umgesetzt. Das Stromnetz hat Hamburg bereits von Vattenfall erworben und auch die Konzession erhalten. Die Fernwärme soll gemäß einer vertraglichen Vereinbarung im Jahr 2019 von Vattenfall an die Stadt übergehen. Und nun also kauft Hamburg auch das Gasnetz zurück.

Gemäß der Vereinbarung, soll die Stadt eine Option zur Rücknahme des Gasnetzes für Oktober 2017 erhalten. Hamburg würde dann auch die 500 Mitarbeiter der Netzgesellschaft im Januar 2018 übernehmen, an der sie bisher lediglich 25,1 Prozent hielt. Mit den Vereinbarungen würden somit „Arbeitsplätze sowie die Rechte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gesichert“, heißt es aus dem Rathaus.

Der Kaufpreis für die von der Stadt zusätzlich erworbenen 74,9 Prozent der Anteile beträgt laut Vertrag 275 Millionen Euro, der zum 1. Januar 2018 fällig wird. Dem Verhandlungsergebnis lägen Gutachten zugrunde, die HanseWerk und die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement (HGV) jeweils für sich in Auftrag gegeben hätten. Damit ergibt sich ein Gesamtpreis für das Hamburger Gasnetz einschließlich aller betriebsnotwendigen Anlagen von 355,4 Millionen Euro. Im Jahr 2012 hatte die Stadt für 25,1 Prozent am Gasnetz lediglich 80,4 Millionen bezahlt, was für das gesamte Netz etwas mehr als 320 Millionen Euro ergeben hätte.

Dass der Wert des Gasnetzes binnen kurzer Zeit um rund zehn Prozent gestiegen sein soll, wird mit den unterdessen erfolgten umfassenden Investitionen begründet. Zudem ist zu hören, dass E.on bereits mehrfach bewiesen habe, wie erfolgreich es Rekommunalisierungen abwehren könne. Daher sei es besser, sich jetzt zu einigen, als sich über das Gasnetz womöglich jahrelang vor Gericht zu streiten.

„Wir halten Wort, der Volksentscheid zu den Netzen wird vollständig umgesetzt“, sagte SPD-Fraktionschef Andreas Dressel dem Abendblatt. „Nach schwierigen Verhandlungen liegt nun ein ordentliches Ergebnis auch beim Gasnetz vor. Wir werden die Kaufoption ausüben und mit der Gesellschaft, die erfolgreich das Gasnetz betreibt, in das Konzessionsverfahren in 2018 gehen – und müssen uns nicht als Newcomer bewerben, was mit großen Risiken behaftet wäre.“

Die Verhandlungen hätten zu einer Einigung in zum Teil auch sehr schwierigen Fragen geführt, sagte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD). Damit habe man im Hinblick auf das Konzessionsverfahren eine lange Phase der Unsicherheit vermeiden können. „Mit dem Vertrag erhält die Stadt die Möglichkeit, sich mit einem anerkannten und erfahrenen Netzunternehmen selbst um die Konzession für das Gasnetz zu bewerben.“

HanseWerk-Vorstand Matthias Boxberger sprach von einem „vernünftigen Ergebnis“.

Der Vertrag soll nach Vorliegen aller erforderlichen Zustimmungen im Hamburger Transparenzportal (transparenz.hamburg.de) für die Öffentlichkeit einsehbar sein.