Wenn kein zu früher Wintereinbruch dazwischenkommt, wird der neueste Hamburger Ableger des schwedischen Möbelhauses im kommenden Sommer eröffnen. Viele Elemente der Filiale sind weltweit einzigartig.
Hamburg. Den Lärm des Presslufthammers hört man schon an der S-Bahn-Station. Es ist laut in der Fußgängerzone in Altona und staubiger, je näher man der Großbaustelle kommt. Seit Dezember 2010, als der Abriss des Gebäudes des ehemaligen Einkaufszentrums Frappant begann, müssen die Anwohner der Großen Bergstraße mit diesen Unannehmlichkeiten leben. Montags bis freitags von sieben bis 20 Uhr, sonnabends nur bis 15 Uhr. Jetzt ist ein Ende in Sicht. Am 30. Juni 2014 soll der weltweit erste City-Ikea seine Tore öffnen, wie der künftige Einrichtungschef Christian Mollerus, am Donnerstag verkündete. „Wir sind sehr gut im Zeitrahmen. Wenn im Oktober keine unerwarteten Kälteeinbrüche kommen, ist der Termin zu schaffen.“ Für den 17. Oktober ist das Richtfest geplant, zu dem nicht nur Ikea-Offizielle, sondern auch die Bauarbeiter und die Anwohner eingeladen werden. Gerechnet wird mit rund 1000 Gästen.
Ein weiter Weg ist bis dahin dennoch zu gehen. Auch wenn in den letzten Monaten viel passiert ist, ist die neue Ikea-Filiale noch ein Skelett aus Stein und Beton. 190 Arbeiter sind hier jeden Tag beschäftigt, vier der fünf Kräne sind noch aufgebaut, pro Tag kommen und gehen um die 50 Lkw.
Für das erste schwedische Möbelhaus mitten in einer Fußgängerzone haben sich die Planer bei Ikea bislang einzigartige Details einfallen lassen. Beziehungsweise einfallen lassen müssen. Weil die Filiale eben nicht am Stadtrand auf der grünen Wiese, sondern zwischen Wohnhäusern und Geschäften errichtet wird, gibt es vor allem Lärmschutzbestimmungen zu beachten. Zum einen erfolgt der komplette An- und Abtransport von Möbeln unterirdisch. Über eine rund 60 Meter lange Rampe fahren die Lastwagen unter das Gebäude, wo sie an insgesamt fünf Toren andocken können. „Es handelt sich damit um das weltweit einzige Ikea-Haus, wo die Ware unterirdisch angeliefert wird“, so Mollerus.
Zum anderen werden nur rund 700 Parkplätze bereitgehalten – oben auf dem Dach. „Es gibt bei keinem anderen Ikea in Deutschland eine bessere Anbindung mit Bus und Bahn. Wir rechnen deshalb damit, dass die Hälfte unserer Kunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt.“ Pro Tag gehen die Planer von 2000 bis 5000 Besuchern aus. „An Spitzentagen vielleicht auch mal 10.000“, wie Mollerus zugibt. Das dürfte vor allem den Kritikern des umstrittenen Baus nicht gefallen. Gegen die Filiale hatte es heftige Proteste gegeben, nicht nur wegen befürchteter Gentrifizierung des Viertels, sondern auch wegen eines möglichen Verkehrsinfarkts.
Vorgesehen ist jedenfalls, dass nicht nur Kunden mit Möbeln auf ihrer Einkaufsliste in das neue City-Ikea kommen, sondern auch Laufkundschaft, „die nur mal eben ein paar Kerzen besorgen will“, so Mollerus. Anders als in anderen Filialen müssen diese dann nicht durch die gesamte Möbelausstellung laufen, sondern können direkt per Rolltreppe vom Erdgeschoss in die zwei oberen Stockwerke fahren und an Schnellkassen bezahlen. Auch ein Besuch des Restaurants ist völlig losgelöst von einem Gang durch das Möbelhaus möglich. „Man soll die Möglichkeit haben, schnell rein und auch schnell wieder rauszugehen“ , sagt der künftige Einrichtungschef.
Mit 10.000 Quadratmetern handelt es sich bei dem ehemaligen Frappant-Gelände um das bislang kleinste Grundstück, auf dem je ein Ikea gebaut wurde. Die Verkaufsfläche wird 18.000 Quadratmeter betragen, 250 Mitarbeiter werden ab der Eröffnung in Hamburgs dritter Ikea-Filiale tätig sein. Ob sich damit auch die Fußgängerzone Große Bergstraße, wie von den Befürwortern des Baus erhofft, zum Positiven entwickeln wird, bleibt danach abzuwarten. Die einst erste deutsche Fußgängerzone erlebte in den 1990er-Jahren einen beispiellosen Niedergang, bei dem Geschäfte schlossen und Kunden fern blieben. Neben ein paar wenigen Filialisten locken jetzt vor allem Billigpreise.
Gut gelaufen ist es jedenfalls schon einmal für den Döner-Verkäufer gegenüber. Durch die stets hungrigen Bauarbeiter hat er gute Kundschaft. Während früher ein paar Bistrotische vor seinem Landen standen, hat er nun Bierzeltgarnituren aufgebaut.