Die Woche im Rathaus

Die parlamentarische Sommerpause geht zu Ende, und im Rathaus kehrte in der vergangenen Woche langsam wieder Leben ein. Was die Politiker erwartete: prall gefüllte Postfächer, ein paar Personalien und jede Menge Klatsch.

Für Verstimmung bei etlichen Bürgerschaftsabgeordneten sorgte ein Flyer, der in der vergangenen Woche in allen Postfächern lag: Das Heft "Demokratie erleben, Politik hautnah in Ihrem Landesparlament" soll beim Tag der offenen Tür Anfang September im Rathaus verteilt werden. Was den meisten beim Blättern sofort auffiel: Die verwendeten Fotos sind uralt, darauf sind unter anderem die Abgeordneten der Schill-Fraktion und Senatoren wie Mario Mettbach und Roger Kusch zu sehen. Bürgerschaftssprecher Ulfert Kaphengst gab am Freitag Entwarnung: Die verteilten Flyer stammen lediglich aus einem Andruck, in den versehentlich alte Fotos geraten seien. Rechtzeitig zum Besuchertag soll das Malheur aber behoben sein, denn schon in der kommenden Woche liegen neue Flyer vor.


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Karrieresprung für Innenbehördensprecher Marco Haase. Er wechselt als Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Inneres in die Landesvertretung nach Berlin. Angefangen hatte der gelernte Journalist und ehrenamtliche Fußballschiedsrichter mal als Sprecher der Schill-Fraktion. Haases Kollege Sebastian Panknin geht es wieder besser. Der Sprecher der Finanzbehörde war im Türkeiurlaub von einer giftigen Viper gebissen worden und konnte sich bis vor wenigen Tagen nur an Krücken fortbewegen. Auch in der kommenden Woche muss er noch das häusliche Sofa hüten. Die Ärzte hatten Panknin mitgeteilt, dass es in der entsprechenden Gegend innerhalb von 20 Jahren nur fünf Schlangenattacken auf Menschen gegeben hatte. Panknin mit Galgenhumor: "Dass ich erwischt wurde, hat aber nichts mit meinem Job zu tun."


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Während der Sommerpause auf Zack war der Verein für Hamburgische Geschichte. Vorstandschef Prof. Joist Grolle ließ die aktuelle Ausgabe der Vereinszeitschrift - rechtzeitig zum Start des politischen Alltagas - an alle Abgeordneten verteilen. Dem 347 Seiten dicken Band ist ein Schreiben beigefügt, in dem diskret darauf hingewiesen wird, dass bislang kein aktiver Parlamentarier Mitglied des renommierten Traditionsvereins ist. Entsprechende Beitritte wären für den Verein "Ehre und Verpflichtung zugleich", so Grolle geschickt in dem Anschreiben. Man darf gespannt sein, wer sich angesprochen fühlen wird und nun beitritt. Joist Grolle kennt sich im Rathaus übrigens bestens aus - er war von 1978 bis 1987 Hamburger Schulsenator.


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Sportsgeist beweisen die SPD-Abgeordneten Rolf-Dieter Klooß, Jürgen Schmidt und Dirk Kienscherf. Sie fahren an diesem Sonntag bei den Cyclassics mit. Die 55 Kilometer lange Strecke wird bestimmt kein Spaziergang, dabei ist Klooß immerhin schon 62, Schmidt sogar 68 Jahre alt. Schmidt, der trotz eines Trainingsunfalls am Rennen teilnehmen wird, hat für das SPD-Trio eine kühne Zielmarke gesetzt: "Wir wiederholen unser Ergebnis aus dem letzten Jahr - mindestens." 2006 hatten die SPD-Radler die Zwei-Stunden-Marke deutlich unterboten. Von der CDU-Fraktion ist der verkehrspolitische Sprecher Klaus-Peter Hesse mit von der Partie, der das marode Radwegenetz der Stadt allerdings nur am Rande sehen wird - gefahren wird schließlich auf den Straßen.


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Nach 36 Jahren im Neugrabener Haus will das Polit-Ehepaar Karl-Heinz und Inge Ehlers (beide CDU) noch einmal neu durchstarten. Zum Jahresende ziehen die zwei in die HafenCity - ganz in die Nähe der künftigen Elbphilharmonie. Da Inge Ehlers im kommenden Jahr - genau wie schon zuvor ihr Mann - aus der Bürgerschaft ausscheidet, wollen beide verstärkt ihren kulturellen Interessen nachgehen. Rotweinfan Ehlers hat aber keine Lust mehr auf drohende Polizeikontrollen und ständige S-Bahnfahrten. Er fasst die Entscheidung nun so zusammen: "Wir wollen zu Hause losgehen, dreimal hinfallen und in 50 Kneipen landen. Und viermal hinfallen und in allen Theatern und Museen der Stadt landen."


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Politiker aller Fraktionen überlegen zurzeit fieberhaft, wie man dafür sorgen kann, dass bei Einschulungen die Ungleichheit zwischen den Kindern aus bedürftigen und besser gestellten Familien aufgehoben werden kann. Abendblatt-Leser Fritz Hauschild schickte am Freitag als Anregung eine Einladung zur Einschulung aus dem Jahr 1930. Darin heißt es an die Adresse der ABC-Schützen unter anderem: "Ihr trefft Euch alle um elf Uhr in der Turnhalle. Bonbontüten bringt ihr aber nicht mit." Wenn alle Probleme so leicht zu lösen wären...