Es war keine gute Woche für Stadtentwicklungs- und Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL). Gerade noch verwöhnt von südamerikanischer Sonne und...

Es war keine gute Woche für Stadtentwicklungs- und Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL). Gerade noch verwöhnt von südamerikanischer Sonne und Gastfreundschaft, wurde sie bei ihrer Rückkehr in Hamburg nicht nur vom typisch norddeutschen Schietwetter empfangen, sondern auch von der harten Realität der Alltagsgeschäfte eingeholt.

Und die sind für sie, wegen der noch ausstehenden Entscheidung um das beantragte Möbelhaus Höffner in Eidelstedt, alles andere als amüsant. Schließlich muss sie sich neben der Entscheidung mittlerweile auch noch mit einer angedrohten 25,6-Millionen-Euro-Schadenersatzklage auseinandersetzen, die sich nach Auffassung von Höffner noch auf 50 Millionen etwa verdoppeln kann.

Als sie dann auch noch durch eine Meldung im Internet erfahren musste, dass sich der Vorsitzende der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Jens Kerstan, bei einer Diskussionsveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer zu dem 80 Millionen Euro teuren Projekt missverständlich geäußert hat, war es mit der guten Laune in der Behörde vollends vorbei. Zusammengefasst soll Kerstan auf Nachfrage eines Zuhörers gesagt haben, das Aus für Möbel Höffner sei in der Behörde längst beschlossene Sache, einen entsprechenden Bescheid werde der Investor noch in diesem Jahr erhalten, und überhaupt brauche Hamburg keinen Möbel Höffner. Selbst wenn das die Linie der Behörde sein sollte - die Anja Hajduk zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht bestätigen will - ist eine solche Äußerung so kurz vor der Entscheidung mindestens ungeschickt, wenn nicht sogar fahrlässig. Rief sie doch unmittelbar den Zorn des Höffner-Inhabers Kurt Krieger hervor.

Schadensbegrenzung Auf den Rathausfluren flüstern böse Stimmen: "Der Kerstan konnte mal wieder das Wasser nicht halten." In der Behörde beließ man es nicht beim Flüstern. Wie aus gut informierten Kreisen zu hören ist, war die Aufregung bei Anja Hajduk erheblich. Wohl auch deshalb war Jens Kerstan schnell um Schadensbegrenzung bemüht. Am Rande der Bürgerschaftssitzung ließ er durch Fraktionssprecher Matthias Schröter bei jedem einzelnen Medienvertreter vorsprechen, um zu erläutern, dass die Internetmeldung eine "Zuspitzung" gewesen sei und er "ja eigentlich nichts Neues" gesagt habe, sondern nur die "Parteilinie wiedergegeben" habe.

Damit nicht genug mit dem Ärger für Anja Hajduk: Sie hatte es sich so schön ausgedacht - den Ausweg aus dem Dilemma. Gemeinsam mit Ole von Beust hatte sie überlegt, die Entscheidung und das Bebauungsplanverfahren wieder zurück in die Zuständigkeit des Bezirks Eimsbüttel zu geben. Das kann der Senat tun, wenn ein Projekt nicht mehr von gesamtstädtischem Interesse ist. Wann das der Fall ist, liegt rein im Ermessen des Senats - verbindliche Richtlinien gibt es nach Behördenangaben dafür nicht. Vorteil der Rückgabe: So müsste Hajduk die Ablehnung nicht selbst verantworten.

Wirtschaft sieht Probleme Die im Bezirk regierende rot-grüne Koalition hält von dieser Idee gar nichts. Die GAL in Eimsbüttel lehnt das Projekt Höffner rundweg ab, auch wenn das Einrichtungshaus kleiner als geplant gebaut werden würde. Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD) ließ verlauten, man wolle das Möbelhaus in dieser Größe nicht.

Auch die Wirtschaft hält von Überlegungen, die Verantwortung dem Bezirk zu überlassen, gar nichts. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer: "Durch Zuständigkeitsverlagerungen wurden noch nie Probleme gelöst, die man alleine bewältigen muss." Überhaupt sieht die Wirtschaft weitere Probleme. Handelskammerpräses Frank Horch nennt das Verhalten des Senats gegenüber Investor Krieger einen "unmöglichen Vorgang". Die Glaubwürdigkeit des Wirtschaftsstandorts werde dadurch "für jeden Investor infrage gestellt". Von der CDU-Alleinregierung war für das Projekt mehrfach die Zustimmung in Aussicht gestellt worden. Bürgermeister Ole von Beust scheint den möglichen Schaden weniger dramatisch zu sehen. Im Abendblatt sagte er: "Bei aller Wertschätzung für Möbel Höffner: Die Stärke des Wirtschaftsstandorts Hamburg hängt nicht allein von der Entscheidung über ein Möbelhaus ab. Da muss man die Kirche im Dorf lassen."