Das war kein guter Morgen für Axel Gedaschko (CDU): Als der Wirtschaftssenator Donnerstag früh zu Hause im Internet das Abendblatt las, verschluckte...

Das war kein guter Morgen für Axel Gedaschko (CDU): Als der Wirtschaftssenator Donnerstag früh zu Hause im Internet das Abendblatt las, verschluckte er sich fast an seinem heißen Kaffee. Grund für dieses abrupte Ende der morgendlichen Entspanntheit war der niedersächsische Umweltminister Hans Heinrich Sander (FDP). Der hatte nämlich im Abendblatt-Interview eine Zustimmung zur geplanten Elbvertiefung in diesem Jahr ausgeschlossen. Damit hatte Gedaschko in dieser Deutlichkeit wohl nicht gerechnet. "Irritiert" und "verwundert" sei er gewesen, sagte Gedaschko hinterher.

Mindestens genauso dürfte auch Bürgermeister Ole von Beust nach dieser Ankündigung aus dem Nachbarland zumute gewesen sein. Hatte von Beust doch bisher seinen eigenen Regierungspartner GAL als größten Elbvertiefungsgegner angesehen. Dass jetzt - nachdem man sich sogar mit den Grünen in den Koalitionsverhandlungen auf einen Wortlaut zur weiteren Vertiefung verständigt hatte - der härteste Kontrahent ausgerechnet aus den eigenen Reihen kommt, hätte sich von Beust wohl auch nicht träumen lassen. Die Realität lehrt ihn gerade anderes: Niedersachsens CDU-Fraktionschef McAllister lehnt eine "politische Zusage", wie Ole von Beust sie fordert, kategorisch ab. Auch Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hatte sich beim derzeitigen Planungsstand öffentlich gegen das Projekt ausgesprochen. An der niedersächsischen Landesregierung beißt sich von Beust gerade die Zähne aus.

Das Verhältnis war immer schon etwas schwierig Das hat Tradition. Tatsächlich spielte die politische Farbenlehre, was das Verhältnis mit den Nachbarländern angeht, schon in der Vergangenheit eine eher untergeordnete Rolle. Mehr noch: Meist klappte die Zusammenarbeit genau dann besonders gut, wenn die Regierungschefs nicht derselben Partei angehörten. Überhaupt nicht grün waren sich zum Beispiel Hamburgs SPD-Bürgermeister Henning Voscherau und Schleswig-Holsteins damalige Frontfrau Heide Simonis (SPD). Richtig gut wurde das Verhältnis zu Simonis und damit zu Kiel erst, als der CDU-Mann Ole von Beust die Regierungsgeschäfte in Hamburg übernahm. Schon immer etwas schwierig - um es milde auszudrücken - war das Verhältnis zwischen dem Hamburger Senat und der niedersächsischen Landesregierung. Vor allem dann, wenn es darum ging, zu konkreten Ergebnissen in der Politik zu kommen. Fast schon traditionell weigert sich Niedersachsen, einem neuen Rundfunkstaatsvertrag ohne Nachverhandlungen zuzustimmen. Als zweitgrößtes Flächenland nach Bayern fühlen sich die Niedersachsen im Vergleich zu Hamburg chronisch unterversorgt. Böse Spötter sprechen gar von einer gewissen Provinzneurose Niedersachsens. Obwohl von der Fläche her riesig, fehlt Niedersachsen einfach eine Millionenmetropole wie Hamburg.

Ewig wird Niedersachsen das Nein nicht halten können Wirklich mit einer Stimme haben die drei Nordländer noch nie gesprochen. Während Hamburg und Schleswig-Holstein beispielsweise mit dem Statistikamt Nord, dem Eichamt und Dataport immer mehr hoheitliche Aufgaben zusammenlegen, sind die Regierungen in Hannover und Hamburg in der Praxis kaum um einen engeren Kontakt bemüht.

Eigentlich darf sich Hamburg also nicht wundern, dass Niedersachsen jetzt etwas - nennen wir es "zickig" - reagiert auf Ole von Beusts Bitten und Drängen für das Ja zur Elbvertiefung. Ist es doch die Chance für Hannover, der Metropole zu zeigen, dass man nicht nach ihrer Pfeife tanzt. Dabei hat von Beust mehrfach gebeten - sowohl öffentlich als auch in dringenden schriftlichen Appellen an Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee -, die Vertiefung noch in diesem Jahr möglich zu machen. Genutzt hat es alles nichts. Auf seine letzte Bitte, doch zumindest eine politische Willensbekundung zur Elbvertiefung abzugeben, kam von David McAllister schroff ein Nein. Schließlich hatte er das seinem Wahlkreis Hadeln an der Elbmündung direkt hinterm Deich bei den Landtagswahlen im vergangenen Jahr versprochen.

Obwohl von Beust ziemlich sauer gewesen sein dürfte, hielt er sich öffentlich zurück, um das Projekt nicht ganz zu gefährden. Ewig wird aber auch Niedersachsen dieses Nein nicht halten können. Weiß doch auch Christian Wulff, dass rund 23 000 Arbeitsplätze seiner Landeskinder vom Hamburger Hafen abhängen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, Niedersachsen suche nach einer Möglichkeit, ohne Gesichtsverlust seine Zustimmung geben zu können.

Zumindest der Kommunikationsfaden zwischen Hamburg und Hannover ist noch nicht ganz abgerissen - am Freitag wurde immerhin miteinander telefoniert, hieß es aus Behördenkreisen.