Dortmund. Eiscafé soll `Ndrangheta-Basis gewesen sein. Gericht hört Mafia-Aussteiger. Warum der Prozess in die dritte Verlängerung geht.

Der Prozess gegen drei italienische Staatsbürger, die eine Eisdiele in Siegen als Stützpunkt der Mafia genutzt haben sollen, geht zum dritten Mal in die Verlängerung. In der ursprünglich bis zum 30. August angesetzten Hauptverhandlung vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts Dortmund sind vier zusätzliche Verhandlungstage geplant, das Finale ist auf den 6. Januar verlegt worden. Der Prozess gegen die inzwischen auf freien Fuß gesetzten Angeklagten war am 5. Juni gestartet und später zunächst bis zum 17. Oktober, dann bis zum 28. November ausgedehnt worden.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wirft den Brüdern Antonio (38) und Francesco M. (39) sowie Antonio G. (26) vor, das Eiscafé in Siegen zur Unterstützung der ’Ndrangheta benutzt zu haben und sich seit Dezember 2016 als Mitglied einer ausländischen kriminellen Vereinigung betätigt sowie banden- und gewerbsmäßig Geldwäsche betrieben zu haben. Die illegalen Geschäfte sollen durch Einnahmen der Mafia aus dem internationalen Drogenhandel finanziert worden sein.

Die Ermittler haben in dem Prozess allerdings bisher Schwierigkeiten offenbart, den Angeklagten, die aus der kalabrischen Mafia-Hochburg San Luca stammen sollen, konkrete Handlungen/Straftaten nachzuweisen. Die Staatsschutzkammer hat der Staatsanwaltschaft daher aufgetragen, „nachzuermitteln“ und etwa Originalunterlagen aus Italien vorzulegen, auf die sich die Ermittler bei ihren Aussagen im Laufe der Verhandlung immer wieder bezogen haben. Laut Landgericht Dortmund ist dies nun geschehen.

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Kronzeuge zur Vernehmung geladen

Die Kammer sichte derzeit die nachgereichten Unterlagen. Möglicherweise müssten anschließend nicht alle Dokumente in die Verhandlung vor Gericht eingeführt werden, dann könnte das Verfahren doch nicht erst im neuen Jahr enden. Die zusätzlichen vier Verhandlungstage seien „vorsorglich“ angesetzt worden, erklärte eine Gerichtssprecherin.

An diesem Freitag will die Staatsschutzkammer nun in Dortmund einen Mafia-Aussteiger vernehmen, der den Behörden in Italien als Kronzeuge dient. Er soll zu Organisation und Arbeitsweise der `Ndrangheta aussagen. Geplant ist eine Vernehmung per Videoschalte.

Die drei Angeklagten waren Ende Oktober teils unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Bei dieser Entscheidung der Staatsschutzkammer spielte unter anderem eine Rolle, dass das Trio bereits seit eineinhalb Jahren in Untersuchungshaft gesessen hatte, aber auch der zu erwartende Strafrahmen. Würde dem Trio jahrelange Haft drohen, hätte das Gericht sie kaum aus der U-Haft entlassen. Das Trio muss aber weiter an dem Verfahren vor Ort teilnehmen.

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