Frankfurt/Gevelsberg. Wie der Gevelsberger Stefan Dabruck zu einem erfolgreichen Musikmanager wurde. Warum er Fußball-Nationalspielerin Lena Oberdorf berät.
Stefan Dabruck (49), aufgewachsen in Gevelsberg, ist einer der erfolgreichsten Musikproduzenten der Welt. Sein Unternehmen SDM in Frankfurt hat Niederlassungen in Dubai und Nashville (USA) und arbeitet unter anderem mit David Guetta, Nelly Furtado und Alle Farben zusammen. Dabruck, zweifacher Vater und Ehrenprofessor an der Belmont University in Nashville, hat 2013 Robin Schulz entdeckt und seitdem den international erfolgreichsten deutschen Solokünstler aller Zeiten unter Vertrag.
Sie sind weltweit unterwegs. Wo treffe ich Sie gerade an?
In Frankfurt, an meinem Firmensitz mit dem modernsten Musikstudio Europas. Von meinem Büro im fünften Stock blicke ich direkt auf die Skyline, gegenüber befindet sich mein Haus.
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Stimmt es, dass Sie schon zu Beginn Ihrer Karriere im Musikbusiness vor 25 Jahren gesagt haben, dass Sie eine goldene Schallplatte für einen erfolgreichen Tonträger-Verkauf haben wollen?
Das ist richtig. O.k., mittlerweile sind es mehr als 1300 Gold-, Diamant- und Platinplatten. Jede einzelne freut mich, aber das war nie mein Antrieb. Auch nicht das Geld. Das Schönste in meinem Job bleibt immer das Musikmachen.
Erfolg kommt nicht von allein. Gilt das auch für Sie?
Unbedingt. Ich bin schon früh regelmäßig ins Ausland geflogen und wie ein Staubsauger-Vertreter von Tür zu Tür gegangen. Habe dann gesagt: ,Hi, ich würde mal gerne was für euch machen.‘ Die Extrameilen, die Kontaktpflege, viel Fleiß und Ehrgeiz haben mich zu dem werden lassen, der ich heute bin. Viele Menschen sehen nicht, was hinter dem Erfolg steht. Die denken: Musikbranche, tolle Autos, Jets und was auch immer. Aber nicht, was man alles dafür macht. Es ist ja nicht so, dass man loslegt und daran denkt, viel Geld zu verdienen. Viele Projekte sind erst einmal Herzensprojekte.
Bevor Sie Ihr eigenes Unternehmen gegründet haben, haben Sie lange als DJ selbst aufgelegt. Zum Beispiel bei den Mayday in den Dortmunder Westfalenhallen. Hat Sie das geprägt?
Natürlich. Wenn man Musiker beraten möchte, sollte man sich auskennen, worum es da geht. Was wichtig ist: Man muss alle Facetten mal erlebt haben. In meinem ersten Job musste ich Plattenkisten packen. Als DJ bin ich über die Dörfer getingelt, habe die ganz harte Schule durchgemacht.
Nach Ihrer Ausbildung waren Sie Musikanimateur in Ferienhotels…
Die Zeit auf Lanzarote oder in Tunesien hat mich fast noch mehr geprägt als die DJ-Zeit. Man trifft in einem Hotel unterschiedlichste Klientel. Da lernt man, auf Menschen einzugehen.
Heute fliegen Sie mit Ihren Künstlern mit dem Privatjet um die Welt, wenn man Klischees aus dem Musikgeschäft glauben mag. Oder?
Ich habe keinen eigenen Privatjet und werde mir auch keinen kaufen. Wir fliegen nur mit einem Privatjet, wenn es Sinn macht. Wenn man sonst nicht alle Auftritte schafft und nur wenn es Zeitersparnis bringt. Das hat nichts mit Luxusdenken zu tun. Auch nicht der Hubschrauber-Führerschein, den ich gerade mache. Es macht mir einfach Spaß.
Mögen Sie die Berufsbezeichnung Musikmanager?
Eigentlich nicht. Ich habe so viele Manager kennengelernt, die Vollidioten waren. Ich sehe mich mehr als Talentscout und Weichensteller. In der Fußballsprache: Ich lege den Leuten den Ball auf den Elfmeterpunkt, aber Reinschießen müssen sie ihn selbst. Ich bilde gerne junge Leute aus. Wir sind eines der wenigen Unternehmen in der Musikbranche in Deutschland, das alles macht: Songs schreiben, produzieren, Stars betreuen. Und wir gehen international, was hierzulande ganz selten ist. Deutschland ist zwar ein großer Musikmarkt, der Export aber ganz schwach. Man kann hier gutes Geld verdienen, das reicht offenbar vielen. Die Möglichkeiten werden bei weitem nicht genutzt.
Das Musikbusiness wird oft als Haifischbecken beschrieben. Sie schwimmen bereits ein Vierteljahrhundert darin. Wie haben Sie das geschafft?
Klar ist: Je höher es geht, umso dünner wird die Luft. Man muss sich ab und zu schon mal durchsetzen, aber gleichzeitig ein gewisses soziales Geschick haben. Das Wichtigste aber: Man muss sich immer treu bleiben bei dem, was man macht.
Bevor Sie sich hauptberuflich der Musik widmeten, haben Sie eine Ausbildung als Speditionskaufmann gemacht. Warum, wenn Sie doch damals schon Ihren späteren Berufsweg kannten?
Es war gut, dass ich die Ausbildung gemacht habe. Weil ich anschließend wusste, was ich nicht machen wollte. Wenn man in Gevelsberg aufwächst – und das ist nicht negativ gemeint – und wenn man von der Realschule kommt wie ich, ist der Weg zum Musiker nicht vorgegeben. Meine Eltern haben gesagt: Mach erst einmal eine Ausbildung und dann kannst du machen, was du willst. Als ich bereits erfolgreich war, wurden sie im Ort noch gefragt, ob ich nicht endlich mal arbeiten wolle. Das kann man keinem verübeln. Die Leute können sich nicht vorstellen, was wir machen.
Haben Sie noch Kontakt nach Gevelsberg?
Ich bin nach wie vor mit Gevelsberg sehr verbunden. Nicht nur im Herzen, sondern auch physisch. Meine Mutter lebt nach wie vor dort, und ich versuche auch noch, jedes Jahr zur Kirmes zu gehen, um Leute wiederzusehen. Klappt aber aus Termingründen nicht immer. Mittlerweile nehme ich meine beiden Söhne (13 und 9) mit zur Kirmes. Sie sollen sehen, was wirklich wichtig ist.
Ortswechsel: Osnabrück, nicht gerade der Nabel der Musik-Welt. Wie entdeckt man dort einen späteren Weltstar wie Robin Schulz?
Ich habe ihn im Internet gehört, bin dann in einer Nacht- und Nebelaktion zu ihm gefahren und habe gesagt: ,Ey, ich möchte dich managen und bei mir unter Vertrag nehmen‘. Auch das machen nicht viele, sich kurzerhand ins Auto zu setzen und persönlich mit jemandem zu reden. Im Homeoffice oder während eines Zoom-Meetings hätte ich das nicht geschafft.
Derzeit sind Sie dabei, Fußball-Nationalspielerin Lena Oberdorf, wie Sie aufgewachsen in Gevelsberg, zu einer Marke zu machen. Ist es ein Unterschied, ob man einen Musikstar oder eine Fußballerin vermarktet?
Am Ende des Tages ist das genau dasselbe. Ich kam ja eher durch Zufall dazu, meine Mama ist die Patentante von Lena. Ich bin mit Lenas Mama Bettina aufgewachsen. Die Oberdorfs sind für mich wie eine Familie. Und ich bin Fußball-Fan, Anhänger von Eintracht Frankfurt und habe einst in Gevelsberg, Vogelsang und Ennepetal selbst Fußball gespielt.
Warum hat Lena Oberdorf großes Vermarktungspotenzial?
Alle mögen Lena, weil sie auf dem Boden geblieben ist, woll! Haben Sie gehört? Ich habe wieder woll gesagt. Wie in meiner Heimat. In Frankfurt werde ich immer gefragt, was woll bedeutet.
Sie haben im Musikbusiness eigentlich schon fast alles erreicht. Haben Sie noch Träume, Ziele?
Ich mache mir immer wieder neue Sachen, in die ich mich reinstürzen kann. Mein neuestes Projekt ist ein Studio in Miami. Ich brauche immer Großprojekte. Meine Motivation waren nie finanzielle Überlegungen. Vieles entsteht durch Leidenschaft. Ich sammele Sportwagen. In meinem Kinderzimmer hing ein Lamborghini-Poster. Damals habe ich mir gesagt, dass ich eines Tages einen haben will. Vor sechs, sieben Jahren war es so weit. Andere Leute kaufen sich eine Eigentumswohnung in Haßlinghausen. Mein Investment geht in die Musik-Firma oder in Autos. Für mich meine Altersvorsorge.
Hat Sie der Erfolg verändert?
Ich bin immer der ganz normale Stefan aus Gevelsberg geblieben. Ich sage immer: Ich reise etwas besser, das Haus ist größer und die Autos sind schneller. Vielleicht sind die Restaurants auch ein wenig besser, in die ich jetzt gehe. Aber ehrlich gesagt: Mit einer Currywurst-Pommes an der Ecke Hagener Straße in Gevelsberg macht man mich immer noch glücklicher als mit einem Menü in einem Schickimicki-Restaurant.
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