Hückinghausen. Der Hof ist Hunderte Jahre alt, bis heute in Familienhand: Nadine Funke-Gansterer und Felix Funke kümmern sich mit Herzblut um ein altes Freigut
Hagen, die Stadt der vier Flüsse. Die Stadt der Wälder, der Wiesen - grünste Großstadt in NRW. An Orten wie diesen wird das offenbar. Die Straße windet sich den Berg aus Priorei hinauf, entlang von Feldern und Wäldern, bis man zu einem Hof gelangt, auf dem „Höhenrücken des linken Volt zmeufers“, so wird es in einem historischen Dokument beschrieben. Nadine Funke-Gansterer und Felix Funke leben hier, mitten im Grünen, einer kleinen eigenen Oase auf einem alten Freigut. Auf der Pferdeweide gibt es ein Biotop mit mehreren Quellen, der alte Löschteich am Hof wurde unter Naturschutz gestellt. „Man öffnet die Tür und ist im Grünen. Das ist schon ein Traum“, sagt Nadine Funke-Gansterer und lächelt. Der Blick schweift vom Zaun aus in die Weite. Von einer anderen Stelle aus kann man in der Ferne die B54 erkennen, die sich durch das Volmetal schlängelt.
„Man öffnet die Tür und ist im Grünen. Das ist schon ein Traum“
„Der Hof ist seit hunderten Jahren in Familienhand“, sagt Felix Funke. Er ist auf dem Freigut in Hückinghausen aufgewachsen. „Ich habe den Hof von meiner Mutter geerbt. Dass ich ihn weiterführe, war für mich klar“, sagt er. „Das Freigut fand seine erste Erwähnung im Jahr 1314. Um 1600 brannte der Hof nieder, wurde aber auf den Grundmauern wieder aufgebaut. Der Kornspeicher von 1700 existiert noch. Mittlerweile steht er unter Denkmalschutz“, erzählt der Hagener, der den Betrieb übernommen hat und ihn immer noch mit Herzblut betreibt und optimiert.
Die Sommerserie „Schätze am Wegesrand“
In der großen Sommerserie der Hagener Stadtredaktion erzählen wir die Geschichten von außergewöhnlichen Häusern und Landmarken: Viele haben sie vielleicht schon einmal am Wegesrand entdeckt, wissen aber nicht, was sich dahinter verbirgt. Folgende Teile sind bereits erschienen:
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30 Hektar Gelände
Um 20 Hektar Wald und 10 Hektar Grünland, 16 Pferde und die zwei Hofhunde - Till und Senta - kümmert er sich gemeinsam mit seiner Frau Nadine Funke-Gansterer. Sie lebt seit fünf Jahren mit ihm auf dem Hof, hat ihr Großstadtleben eingetauscht gegen ein Leben im Grünen. „Ich habe zehn Jahre lang in Wien für einen großen Konzern gearbeitet“, erinnert sich die Hagenerin. An einem Trainingsgelände für Pferde lernte sie ihren heutigen Mann kennen. „Ich bin mit meinem Pferd kurz darauf hochgezogen“, sagt sie und lächelt. Sie tauschte das Leben in einer Metropole gegen ein Leben auf dem Land. Ein Wendepunkt: „Heute bin ich kaum noch in der Stadt. Hier ist es schöner.“
Früher gab es hier Vieh, also Rinder und Schweine. „Seit 1998 nur noch Pferde, auch wenn wir kurzzeitig noch einmal wieder Mutterkühe hier auf dem Hof hatten. Für kleine Betriebe lohnt sich das aber nicht mehr - denn davon leben kann man nicht“, resümiert Felix Funke. Seit 2021 betreiben sie hier einen 200 Quadratmeter großen Offenstall für Pferde, in dem sie Stellplätze vermieten und damit einen Teil ihres Lebensunterhalts verdienen. Mit Erfolg: alle Plätze sind ausgebucht, es gibt eine Warteliste. Nadine Funke-Gansterer ist Pferdetrainerin und -osteopathin sowie Hufbearbeiterin. Das Paar bietet Rundum-Versorgung für die untergestellten Tiere. „Bei uns dürfen die Pferde so natürlich wie möglich leben und haben fünf Hektar Weide zur Verfügung“, erklärt die Hagenerin das Konzept. Es gibt eine Solekammer und ein Solarium für die Tiere auf dem besonderen Hof.
Der Rhythmus der Natur
Der Alltag hier wird bestimmt vom Rhythmus der Natur und der Tiere. Die Wälder müssen gepflegt und bearbeitet werden. „Unser Holz nutzen wir unter anderem für Arbeiten auf dem Hof, beispielsweise für Balken, Bohlen, Bretter und Zaunpfähle“, sagt Felix Funke. „Wir erledigen fast alles auf dem Hof in Eigenarbeit, sind bei Wind und Wetter draußen“, sagt er. Felix Funke arbeitet im Winter auch für den Winterdienst auf der Höhe und runter Richtung Ambrock.
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Ein Leben im Grünen, und doch so nah an der Stadt. Viel Verkehr herrscht hier nicht. Hier oben in Hückinghausen. „Immer wieder kommen aber mal Wanderer vorbei - der A 7 führt direkt am Haus entlang“, sagt Nadine Funke-Gansterer. Und wenn sie wieder ihrer Wege ziehen, widmen sie sich wieder dem Rhythmus der Natur. An diesem besonderen Ort, an dem offenbar wird, wie grün und wie schön die Natur in Hagen sein kann.
„Wir erledigen alles auf dem Hof in Eigenarbeit, sind bei Wind und Wetter draußen.“