Hagen-Mitte. Das Reisebüro in der Hagener City kennt jeder, doch aufgrund des Personalnotstands schließt es in Kürze. Und wie geht‘s mit dem Pavillon weiter?
Ein Blick in die City: Den Pavillon auf dem Adolf-Nassau-Platz nahe C & A kennt vermutlich jeder Hagener. Das ellipsenförmige Gebäude ist auffällig. „Und den Rundum-Blick, den wir hier haben, ist für Mitarbeiter und Kunden einfach schön“, sagt Torsten Martini. Der Betreiber des Reisepavillons zieht eine Augenbraue hoch, „wenn nur das ,aber‘ nicht wäre“. Damit spielt der 51-Jährige auf auf den Denkmalschutz, unter dem das Gebäude steht, an, „der hat uns schon häufig vor echte Probleme gestellt“.
Für den Hagener Newsletter anmelden - und mit etwas Glück gewinnen
Melden Sie sich jetzt für den Hagener Newsletter an - und gewinnen Sie mit etwas Glück eine von fünf Ruhrtop-Cards. Achtung: Das Gewinnspiel läuft nur für kurze Zeit. Jetzt teilnehmen Mit dem Hagener Newsletter erhalten Sie jeden Tag um 19 Uhr die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Stadt in Ihrem Postfach.
Seit 20 Jahren wird der 1954 erbaute Rundbau, der sich im Besitz der Stadt befindet, als Dependance des Lloyd-Reisebüros genutzt, das Lloyd-Hauptgeschäft befindet sich in der Marienstraße 3 (neben dem Schuhgeschäft Salamander).
Rundbau mit Flachdach
Torsten Martini schätzt einerseits die außergewöhnliche Architektur des Gebäudes (Martini: „Der Pavillon war immer ein markanter Punkt in der Innenstadt“), andererseits bedauert er die Auflagen, die der Denkmalschutz mit sich bringt. „Der Rundbau mit Flachdach hat eine einfache Verglasung. Wir dürfen die Fenster aber nicht gegen Thermopanefenster austauschen und auch keine Klimaanlage einbauen. Hier zu arbeiten, ist manchmal schon eine Herausforderung, im Sommer ist es oft brüllend-heiß, im Winter eiskalt.“
Weitere spannende Themen aus Hagen und Breckerfeld
- Teller im Buffet-Restaurant nicht leer? Dann Strafgebühr!
- Restaurant-Besucher müssen erzogen werden - oder nicht?
- Schon wieder Verzögerung beim Glasfaser-Ausbau in Hagen
- Hagener Untergrund: Feuchtes Toilettenpapier verstopft Pumpen
- Johannes-Hospital in Boele: Jetzt wird es zum Müll-Hotspot
- Fördertopf-Fuchs und Strippenzieher unterstützt das Kulturbüro
- Schrottplatz-Mord in Hagen: „Ich habe mich tot gestellt“
- Hagen: Personal Training hat mit Hollywood nicht viel zu tun
- Für zwei Breckerfelder geht ein Kindheitstraum in Erfüllung
- Nur 2 Babyschaukeln auf Hagener Spielplätzen - Warum?
„Der Rundbau mit Flachdach hat eine einfache Verglasung. Wir dürfen die Fenster aber nicht gegen Thermopanefenster austauschen und auch keine Klimaanlage einbauen. Hier zu arbeiten, ist manchmal schon eine Herausforderung, im Sommer ist es oft brüllend-heiß, im Winter eiskalt.“ “
Glaskacheln werden mutwillig zerstört
Der Sockel des Reisepavillons besteht aus schwarzen Glasplatten, die wie dunkle Kacheln wirken. Torsten Martini schüttelt den Kopf, „Vandalismus macht uns hier ordentlich zu schaffen, mehrmals pro Jahr werden die Glaskacheln mutwillig zerstört. Wir können sie jedoch nicht einfach austauschen, sondern müssen aufgrund der Denkmalschutz-Auflagen stets einen speziellen Hersteller kontaktieren.“
Der Reiseverkehrskaufmann liefert weitere Beispiele: „Die Türgriffe, die wie durch Salz in Mitleidenschaft gezogen aussahen, durften wir nicht einfach erneuern, sondern mussten sie von Experten fachmännisch und kostspielig aufpolieren lassen, und auch an der Fassadenfarbe dürfen wir nichts ändern.“
Apropos ändern: Torsten Martini wird ernst, sagt mit trauriger Stimme: „Wir geben den Standort hier auf. Wir haben den Pachtvertrag mit der Stadt nicht verlängert und schließen den Pavillon im September.“ Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, doch massive Personalprobleme würden ihn dazu zwingen. „Es ist mehr als schade und auch keine wirtschaftliche Entscheidung, schließlich machen wir 35 Prozent unseres gesamten Umsatzes hier im Pavillon, aber es geht nicht mehr“, sagt Torsten Martini und sein Blick schweift zum Schreibtisch von Corinna Mehlmann. Die Reiseverkehrskauffrau, die seit über zehn Jahren zum Lloyd-Team gehört, arbeitet in Teilzeit.
Schätze am Wegesrand
In der Sommerserie „Schätze am Wegesrand“ erzählt die Stadtredaktion die Geschichten von besonderen Häusern in der Stadt. Folgende Teile gibt es bereits zu lesen:
Feuerlöscher und Hans Dampf in allen Gassen
„Sie schmeißt hier förmlich den Pavillon, und ich switche von der Marienstraße hierher, ich bin der Feuerlöscher und Hans Dampf in allen Gassen“. Corinna Mehlmann, deren Arbeitsplatz künftig im Hauptgeschäft sein wird, nickt, „hier im Pavillon gibt es eigentlich drei Arbeitsplätze, aber wir können aufgrund der Personalknappheit nur einen besetzen“.
Torsten Martini ergänzt: „Mir stehen praktisch dreieinhalb Mitarbeiter für zwei Läden zur Verfügung, das klappt hinten und vorne nicht mehr. Vor sechs, sieben Jahre hatten wir noch neun Mitarbeiter, aber heute findet man kein geeignetes Fachpersonal mehr. Die Folge? Man reibt sich auf.“
Er, Martini, gehe davon aus, dass ein großer Teil der Laufkundschaft wegbreche, „doch wir werden lieber kleiner und bleiben dafür aber in der Beratung unserer Kunden gut“.
Pavillon wurde 1954 errichtet
Der Verkehrspavillon auf dem Adolf-Nassau-Platz, vom damaligen Stadtbaurat Böhme entworfen, wurde 1954 errichtet. Es handelt sich um einen typischen Pavillonbau der 1950er Jahre. Seine äußere Gestaltung steht aufgrund einer Bürgerinitiative seit 1992 unter Denkmalschutz.
Stadt ist Eigentümerin des Pavillons
Und wie reagiert die Stadt als Eigentümerin des Pavillons auf die Kündigung des langjährigen Pächters? Wird ein neuer Mieter gesucht oder wie könnte die künftige Nutzung des Gebäudes aussehen? Auf Nachfrage der Stadtredaktion antwortet Stadtsprecher Michael Kaub: „Im Rahmen des Projektes InSEK City gibt es Überlegungen, den Bereich Adolf-Nassau-Platz als einen Maßnahmenbereich festzulegen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann daher noch nicht mitgeteilt werden, in welcher Form der Pavillon künftig genutzt wird.“
Aufwertung durch Fördergeld
Zur Erläuterung: Beim Projekt“ Integriertes Stadtentwicklungskonzept“ geht es um die nachhaltige Weiterentwicklung von Städten und Stadtteilen. Auch Teile der Hagener Innenstadt (der Fußgängerzone wird zum Beispiel häufig der Charme der 70er Jahre und mangelnde Attraktivität attestiert) sollen aus Geldern des Förderprojektes aufgewertet werden.
Torsten Martini und sein Team sind auf jeden Fall gespannt auf die Zukunft des Pavillons, „es war immer schön und etwas Besonderes, praktisch in einem Denkmal zu arbeiten, aber uns fehlen einfach Mitarbeiter“.