Hückinghausen. Der Hof ist Hunderte Jahre alt, bis heute in Familienhand: Nadine Funke-Gansterer und Felix Funke kümmern sich mit Herzblut um ein altes Freigut

Hagen, die Stadt der vier Flüsse. Die Stadt der Wälder, der Wiesen - grünste Großstadt in NRW. An Orten wie diesen wird das offenbar. Die Straße windet sich den Berg aus Priorei hinauf, entlang von Feldern und Wäldern, bis man zu einem Hof gelangt, auf dem „Höhenrücken des linken Volt zmeufers“, so wird es in einem historischen Dokument beschrieben. Nadine Funke-Gansterer und Felix Funke leben hier, mitten im Grünen, einer kleinen eigenen Oase auf einem alten Freigut. Auf der Pferdeweide gibt es ein Biotop mit mehreren Quellen, der alte Löschteich am Hof wurde unter Naturschutz gestellt. „Man öffnet die Tür und ist im Grünen. Das ist schon ein Traum“, sagt Nadine Funke-Gansterer und lächelt. Der Blick schweift vom Zaun aus in die Weite. Von einer anderen Stelle aus kann man in der Ferne die B54 erkennen, die sich durch das Volmetal schlängelt.

„Man öffnet die Tür und ist im Grünen. Das ist schon ein Traum“

Nadine Funke-Gansterer
lebt auf dem historischen Freigut Hückinghausen
Nadine Funke-Gansterer und Felix Funke leben auf dem alten Freigut in Hückinghausen. Von ihrem Hof aus bieten sich spektakuläre Blicke über die grünen Weiten in Hagen.
Nadine Funke-Gansterer und Felix Funke leben auf dem alten Freigut in Hückinghausen. Von ihrem Hof aus bieten sich spektakuläre Blicke über die grünen Weiten in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

„Der Hof ist seit hunderten Jahren in Familienhand“, sagt Felix Funke. Er ist auf dem Freigut in Hückinghausen aufgewachsen. „Ich habe den Hof von meiner Mutter geerbt. Dass ich ihn weiterführe, war für mich klar“, sagt er. „Das Freigut fand seine erste Erwähnung im Jahr 1314. Um 1600 brannte der Hof nieder, wurde aber auf den Grundmauern wieder aufgebaut. Der Kornspeicher von 1700 existiert noch. Mittlerweile steht er unter Denkmalschutz“, erzählt der Hagener, der den Betrieb übernommen hat und ihn immer noch mit Herzblut betreibt und optimiert.

Selbst ein alter Grabstein befindet sich noch auf dem Hofgelände.
Selbst ein alter Grabstein befindet sich noch auf dem Hofgelände. © WP | Michael Kleinrensing

Die Sommerserie „Schätze am Wegesrand“
In der großen Sommerserie der Hagener Stadtredaktion erzählen wir die Geschichten von außergewöhnlichen Häusern und Landmarken: Viele haben sie vielleicht schon einmal am Wegesrand entdeckt, wissen aber nicht, was sich dahinter verbirgt. Folgende Teile sind bereits erschienen:

  1. Bahnhof Hagen-Dahl: Wohnen, wo die Züge rollen
  2. Pavillon in der Hagener City - das Reisebüro schließt, und dann?
  3. Blau-Weißes Haus am Tücking: Dort wohnt gar kein Schalke-Fan
  4. Leben wie im Märchen: Ein Besuch auf dem Waldhof in Hagen-Tiefendorf
  5. Historisch: Ein Blick in die gelbe Villa in Hohenlimburg
  6. Das unerreichbare Haus: Es wurde bei der Eingemeindung vergessen
  7. Liebe auf den ersten Blick - und neues Leben im Haus der Ruhrkohle
  8. Wie aus Grimms Märchen: Das Haus Ruhreck - und seine Rettung
  9. Winziges Häuschen am Hasper Straßenrand - welche Geschichte steckt dahinter?
  10. Wie eine Millionensumme eine Hagener Fabrik rettet
  11. Ein Besuch in der „Burg“ in Hohenlimburg an der Lenne
  12. Leben im grünen Paradies - neben dem Backhaus in Wehringhausen
  13. Große Vergangenheit verschafft Hasper Kindern eine Zukunft
  14. Fachwerkhaus wird aus Dornröschenschlaf geweckt
  15. Wie eine Burg: Auf den Spuren der roten Cuno-Siedlung
  16. Haus am See: So wohnt eine Familie in Hagen in einem Denkmal
  17. Die Villa mit dem grünen Turm: Nadelstiche zwischen alten Mauern
  18. Von vielen Stellen aus zu sehen: Der Funkturm auf dem Riegerberg
  19. Villa am Goldberg: Hier gibt es keine rechteckigen Zimmer
  20. Die Lust an der Einsamkeit: Familie lebt in Hagen im Forsthaus
  21. Juwel im Grünen: Die Geschichte einer Dahler Villa
  22. Eine Tour zu versteckten Ecken im Hagener Hohenhof
  23. Bordell in Hagen: Eine Peepshow und wie hier alles begann
  24. Die Insel im Hengsteysee: Der Mäuseturm und seine Geschichte
  25. Berchumer möchten vergessene Ruine neu beleben

30 Hektar Gelände

Um 20 Hektar Wald und 10 Hektar Grünland, 16 Pferde und die zwei Hofhunde - Till und Senta - kümmert er sich gemeinsam mit seiner Frau Nadine Funke-Gansterer. Sie lebt seit fünf Jahren mit ihm auf dem Hof, hat ihr Großstadtleben eingetauscht gegen ein Leben im Grünen. „Ich habe zehn Jahre lang in Wien für einen großen Konzern gearbeitet“, erinnert sich die Hagenerin. An einem Trainingsgelände für Pferde lernte sie ihren heutigen Mann kennen. „Ich bin mit meinem Pferd kurz darauf hochgezogen“, sagt sie und lächelt. Sie tauschte das Leben in einer Metropole gegen ein Leben auf dem Land. Ein Wendepunkt: „Heute bin ich kaum noch in der Stadt. Hier ist es schöner.“

1314 fand das Freigut Hückinghausen seine erste offizielle Erwähnung.
1314 fand das Freigut Hückinghausen seine erste offizielle Erwähnung. © WP | Michael Kleinrensing

Früher gab es hier Vieh, also Rinder und Schweine. „Seit 1998 nur noch Pferde, auch wenn wir kurzzeitig noch einmal wieder Mutterkühe hier auf dem Hof hatten. Für kleine Betriebe lohnt sich das aber nicht mehr - denn davon leben kann man nicht“, resümiert Felix Funke. Seit 2021 betreiben sie hier einen 200 Quadratmeter großen Offenstall für Pferde, in dem sie Stellplätze vermieten und damit einen Teil ihres Lebensunterhalts verdienen. Mit Erfolg: alle Plätze sind ausgebucht, es gibt eine Warteliste. Nadine Funke-Gansterer ist Pferdetrainerin und -osteopathin sowie Hufbearbeiterin. Das Paar bietet Rundum-Versorgung für die untergestellten Tiere. „Bei uns dürfen die Pferde so natürlich wie möglich leben und haben fünf Hektar Weide zur Verfügung“, erklärt die Hagenerin das Konzept. Es gibt eine Solekammer und ein Solarium für die Tiere auf dem besonderen Hof.

Nadine Funke-Gansterer und Felix Funke schätzen ihr Leben im Grünen. Sie kümmern sich um das gesamte Gelände und die Tiere zu zweit.
Nadine Funke-Gansterer und Felix Funke schätzen ihr Leben im Grünen. Sie kümmern sich um das gesamte Gelände und die Tiere zu zweit. © WP | Michael Kleinrensing

Der Rhythmus der Natur

Der Alltag hier wird bestimmt vom Rhythmus der Natur und der Tiere. Die Wälder müssen gepflegt und bearbeitet werden. „Unser Holz nutzen wir unter anderem für Arbeiten auf dem Hof, beispielsweise für Balken, Bohlen, Bretter und Zaunpfähle“, sagt Felix Funke. „Wir erledigen fast alles auf dem Hof in Eigenarbeit, sind bei Wind und Wetter draußen“, sagt er. Felix Funke arbeitet im Winter auch für den Winterdienst auf der Höhe und runter Richtung Ambrock.

Weitere interessante Themen aus Hagen und Breckerfeld:

Ein Leben im Grünen, und doch so nah an der Stadt. Viel Verkehr herrscht hier nicht. Hier oben in Hückinghausen. „Immer wieder kommen aber mal Wanderer vorbei - der A 7 führt direkt am Haus entlang“, sagt Nadine Funke-Gansterer. Und wenn sie wieder ihrer Wege ziehen, widmen sie sich wieder dem Rhythmus der Natur. An diesem besonderen Ort, an dem offenbar wird, wie grün und wie schön die Natur in Hagen sein kann.

„Wir erledigen alles auf dem Hof in Eigenarbeit, sind bei Wind und Wetter draußen.“

Felix Funke
über das Leben auf dem Hof
Ein alter Kornspeicher von 1700 findet sich bis heute auf dem Hof. Im Haupthaus lebt auch das Ehepaar.
Ein alter Kornspeicher von 1700 findet sich bis heute auf dem Hof. Im Haupthaus lebt auch das Ehepaar. © WP | Michael Kleinrensing