Mülheim. Keiner fährt mehr Bus in Mülheim? Von wegen: Die Ruhrbahn rekrutiert Aushilfsfahrer, zumindest einen. Achtung, Satire! Unsere Vorschau auf 2024.
Sie werden es kaum glauben, aber die Ruhrbahn startet mit vollem Elan ins neue Jahr durch. Auf welche Dinge sich die Mülheimerinnen und Mülheimer sonst noch einzustellen haben, lesen Sie in unserer nicht ganz ernst gemeinten Jahresvorschau.
Januar. Mit der Silvesternacht will die Ruhrbahn ein neues Zeitalter des örtlichen Nahverkehrs einläuten. Begleitet von einer Marketingkampagne nicht gekannten Ausmaßes wirbt das Unternehmen um Bürgerinnen und Bürger, die sich nach Vorbild des Styrumer Bürgerbusvereins ehrenamtlich hinters Steuer von Linienbussen setzen, um nicht weiter jede zweite Fahrt von den digitalen Anzeigetafeln der Haltestellen mir nichts, dir nichts verschwinden lassen zu müssen. Die Resonanz ist mau: Zum ersten Informationsabend in der angemieteten Stadthalle erscheint nur ein einziger Interessent: Ein gewisser Uwe Bonan, den es nach seinem Rausschmiss zuletzt als Geschäftsführer nach Bad Wildungen verschlagen hatte, möchte sich an alter Wirkungsstätte wieder verdient machen. „Ich hab da noch was gutzumachen“, beginnt er sein Bewerbungsgespräch. Ruhrbahn-Chef Michael Feller schlägt ein. Was bleibt ihm übrig: Er braucht dringend Ergebnisse für die Politik.
Ein Hai am Ruhr-Badestrand, eine Sensation am Flughafen Essen-Mülheim
Februar. Nach dem mauen Premieren-Jahr soll auch Mülheims Ruhr-Badestelle endlich massentauglich werden. CDU-Sportpolitiker Eckart Capitain schmeißt sich zur Saisoneröffnung bei Eis und Schnee diesmal nicht als Einziger wagemutig ins eisige Nass: Arm in Arm verschränkt, springt nicht nur OB Marc Buchholz mit, er hat auch NRW-Kunstpreisträger Helge Schneider im Schlepptau. Buchholz hat Mülheims Komiker-Ikone als Markenbotschafter für die Stadt gewonnen. Die erste Aktion in der Ruhr geht aber nach hinten los. Angstbesessen krault Helge schnell wieder ans Ufer und rennt von dannen. „Hiiiilfe! Daaaa! Im Wasseeeer, ein viereckiger Hai...“, keucht er noch und ward nicht mehr gesehen. Eine Randnotiz: Beim Rosenmontagszug lenkt Uwe Bonan den Prinzenwagen. Ist ja noch Probezeit.
März.Die Flughafen-Frage wird immer heißer. Hinter den Kulissen ringen CDU und Grüne darum, ob auf den Raadter Höhen weiter geflogen werden soll, die Stadtspitzen aus Essen und Mülheim ebenso. WDL-Geschäftsführer Frank Peylo, ein Fuchs, wie er im Buche steht, hat noch einen Trumpf in der Hinterhand. Der wird die Grünen schon überzeugen. Lange geheim gehalten, jetzt ist die Sensation raus, an dessen Entwicklung kein Geringerer als der ehemalige Chef des Hamburger Airports, Michael Eggenschwiler, maßgeblich mitgewirkt hat: Am 1. April wird am Flughafen der erste Papierflieger abheben; ein Protoyp aus dem Broicher Papier-Werk. Komplett ohne Treibhausemissionen. Was sollen die Grünen da schon sagen? Erst mal gar nicht. Sie melden Beratungsbedarf an.
Delfine in Mülheims Wennmann-Bad, neues Einkaufsparadies in Speldorf
April. Beraten haben sich auch Mülheims Sportservice und die SWiMH GmbH als Schwimmbadbetreiberin. Im Vorjahr war ja schon verkündet worden, dass die letzte Freibadsaison Geschichte ist, weil das marode Dach besser dichtzuhalten sei. Nun läuft Wasser aus dem großen Schwimmerbecken in den Keller. Es wird ein Abschied auf Raten: Das Schwimmbad wird künftig ohne Wasser in den Becken betrieben. Um Gästen doch ein Badegefühl zu vermitteln, ist technisches Equipment der Stadthalle ausgeliehen, mit dem die Schwimmhalle mit Meeresrauschen und Geräuschen planschender Menschen beschallt wird. Eine Yogalehrerin animiert die zahlende Kundschaft, die Stellung des Delfins nachzuahmen. Ein Schauspiel, das kein Wasser braucht.
Mai. Endlich! Nach langem Warten ist das in der Broich-Speldorfer Nachbarschaft heiß erwartete Verkehrsgutachten für die künftige Parkstadt veröffentlicht. Es sorgt für großes Aufhorchen, lässt es doch keinerlei Verkehrsdruck auf die umliegenden Wohnviertel erwarten. Mehr noch: Die Gutachter stellen fest, dass Liebig-, Wissoll- und Koloniestraße, Ulmenallee und Veilchenweg in ihrem derzeitigen Ausbaustandard gar noch mehr verdichtete Bebauung vertragen, als bislang von Investor Soravia geplant. Der denkt nun neu - und legt kurzerhand Pläne für ein neues Einkaufszentrum samt Multiplex-Kinowelt vor. Arbeitstitel: „P...stadt - jetzt aber richtig!“ Für einen See ist nun kein Platz mehr. Soravia verpflichtet sich als Ausgleich zur Rettung des Oembergmoores.
Wetten in Mülheimer Schulbussen, ein Bierchen auf der blühenden Schleuseninsel
Juni. Ruhrbahn-Chef Feller bestellt Aushilfsfahrer Bonan zum Rapport. Ihm sei zu Ohren gekommen, dass Bonan, der zuletzt wegen Fahrermangels zusätzlich auch in Schulbussen zwischen Speldorf, Broich und Oberhausen pendelt, Schülerinnen und Schülern Wetten anbietet, um mit seinem Ehrenamt finanziell über die Runden zu kommen. Bonan wettet demnach darauf, dass die Ruhrbahn die Schüler auf schnellstem Wege und pünktlich zum Unterricht bringt. Die Awo-Schuldnerberatung ist eingeschaltet, Mülheims Politik ist alarmiert: Sie mag partout von Wetten nichts mehr hören.
Juli. Sommer auf der Schleuseninsel. Ein kühles Bierchen, ein leckerer Snack... Ach ne, gibt‘s ja nich mehr. Aber die neuen Blümkes, die geben schon wat her. Die Ruhrbahn verkündet derweil ihren Fahrplan für die Sommerferien: Die Takte auf den Schulbuslinien werden verstärkt.
Ein Amüsiertempel für Broich, ein ominöser Geldkoffer in einem Gebäude in der Müga
August. Der österreichische Investor Soravia lässt noch eine Katze aus dem Sack: Er hat die Kirche Herz Jesu in Broich gekauft und plant ein weiteres Leuchtturm-Projekt. Nach einem Vorbild aus Liverpool („Alma de Cuba“) soll sich im Kirchenschiff bald karibisches Flair ausbreiten. Ein erster animierter Werbefilm zeigt das künftige Treiben in der heiligen Halle: Zu sehen sind lange Tischreihen über zwei Ebenen, Animier-Tänzerinnen auf dem Altar, im Längsschiff eine Bar unter Hirschgeweih-Lüstern. Das „Alma de Broich“ soll eine Mischung aus kubanischem Nobelrestaurant und Club werden. Historische Elemente sollen erhalten bleiben und dem Amüsiertempel ein ganz eigenes Flair verleihen. Das Sonntagsprogramm ist bereits in trockenen Tüchern: Es wird Brunch geben mit Live-Musik des Mülheimer Gospelchores „Leslie B. Harmonies“ um TV-Sternchen Desirey Sarpong Agyemang (Finalistin „The Voice“).
September. Sensationsfund bei der monatlichen Sicherheitsbegehung des maroden VHS-Gebäudes in der Müga. Mitarbeiter des städtischen Immobilienservices entdecken im letzten Winkel des seit Jahren verschlossenen Baus einen schwarzen Koffer, gefüllt mit 2,5 Millionen Euro. Als der Fund langsam die Runde macht, versammelt sich schnell ein kleines, aber vehement einforderndes Grüppchen auf den Treppen vor dem Denkmal des Brutalismus. Hat jetzt endlich ihre Stunde geschlagen? Aber nein doch: Die Millionen stammen von CTP, dem holländischen Investor für das Vallourec-Areal. Er wollte seine Sicherheitsleistung an einem besonders abgeschotteten Ort hinterlegen.
Ruhrbahn kapituliert in Mülheim, die zündende Idee hat der Stadtrat
Oktober. Trotz aller Anstrengungen: Am Montagmorgen nach den Herbstferien erklärt die Ruhrbahn per knapper Mitteilung für die Öffentlichkeit ihre Kapitulation: akuter Fahrermangel! Sie kann nur noch einen Linienbus fahrplantreu auf die Strecke bringen. Wer ihn fährt? Dreimal dürfen Sie raten!
November. Das Bürgeramt hatte in diesem Jahr wegen vieler Krankheitsfälle und Personalmangels ohnehin nur selten geöffnet. Per Eilbeschluss verfügt der Stadtrat, die Anlaufstelle komplett zu schließen und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Betriebsübergang zur Ruhrbahn zu organisieren. Es sind die berühmten zwei Fliegen mit einer Klatsche, die Verkehrswende ist gerettet: Ein Auto anmelden, den Umzug vermelden, einen neuen Pass beantragen: All das soll 2025, wenn die ehemaligen Verwaltungsmitarbeiter ihre Ausbildung im Bus abgeschlossen haben, nur noch nach Vorzeigen eines ÖPNV-Tickets in den Fahrzeugen der Ruhrbahn möglich sein.
Dezember. OB Buchholz hat bei der letzten Ratssitzung des Jahres nicht nur deshalb ein fettes Grinsen aufgesetzt. Beim letzten Tagesordnungspunkt 20.34 stimmt eine breite Ratsmehrheit für eine Zukunft des Papierflugbetriebs des Flughafens Essen-Mülheim. Diesmal verteilt die grüne Bürgermeisterin Ann-Kathrin Allekotte keine köstlichen Plätzchen an ihre Ratskolleginnen und -kollegen, sondern eine Einladung zum gemeinsamen Basteltag am letzten Adventssonntag. Nicht nur Vorlagen für die neue Papierflieger-Flotte sind gefertigt. Sie ahnen es schon: Wer will, kann sich auch ans Werk machen und Busse und Bahnen für die Ruhrbahn falten. Vor der großen Tür des Ratssaals wartet schon ein Freiwilliger, der mittun will. „Ich hab da noch was gutzumachen...“
Mülheims satirische Jahresvorschauen – hier die Vorjahre:
- Vorhang auf für das Jahr 2023
- Vorhang auf für das Jahr 2021
- Vorhang auf für das Jahr 2020
- Vorhang auf für das Jahr 2019
- Vorhang auf für das Jahr 2018
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