Bottrop. Etliche Themen beschäftigen den Einzelhandelsverband. Darunter: Karstadt-Haus, Wochenmarkt, Hansa-Center und den Rückbau der Osterfelder Straße.
Der Bottroper Einzelhandelsverband begrüßt die aktuelle Diskussion zum Wochenmarkt in der Innenstadt. Laut Konzept soll ein Management unter anderem den Markt weiterentwickeln und sich um die Akquise neuer Händler kümmern.
Ebenso begrüßt der Verband, dass „die Verantwortlichkeit für das Marktgeschehen innerhalb der Stadtverwaltung übergeben wird“. Jan Gerd Borgmann, Bottrops Sprecher des Verbandes, kann sich dazu entweder eine eigens dafür gegründete städtische Gesellschaft vorstellen. Auch in anderen Städten sind jene Gesellschaften für Tourismus oder Marketing verantwortlich.
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Oder das Marktmanagement soll laut Verbandssprecher bei der Wirtschaftsförderung angesiedelt werden. Ganz gleich, wo die Zuständigkeit liegen wird, eines ist für den Verband klar: „Dies allein wird aber nicht ausreichend sein, um den Markt zu stabilisieren und aktiv weiterzuentwickeln“, meint Borgmann. „Wir fordern ein Management, das mit einem Budget ausgestattet ist und betriebswirtschaftlich handeln kann.“
Finanzspritze: Einzelhandelsverband unterstützt Marktmanagement
Hierbei will der Einzelhandelsverband finanziell mithelfen. „Wir bieten einem neuen Management unsere inhaltliche Unterstützung ausdrücklich an“, betont Borgmann. „Gleichzeitig erklären wir uns bereit, den Wochenmarkt während der kommenden drei Jahre mit einem Betrag von jeweils 10.000 Euro zu unterstützen.“
Borgmann betont, dass der Verantwortliche für das Marktmanagement mit einer „entsprechenden städtischen Autorität ausgestattet sein muss“. Will heißen: Er muss gut vernetzt sein innerhalb der Verwaltung, über Charisma verfügen und finale Entscheidungen treffen können.
„Ein Teil des Marktmanagements besteht auch darin, sich regelmäßig mit Akteuren der Innenstadt abzustimmen und zu treffen“, meint Borgmann. Dazu zählen für ihn die Interessensgemeinschaften Marktviertel und Rathausviertel, aber auch der Einzelhandelsverband. „Ich bin bereit, mitzuarbeiten“, sagt er. Wünschenswert wäre aus seiner Sicht, wenn sich innerhalb der Markthändler jemand findet, der für sie stellvertretend auch an den Treffen teilnimmt.
Was der Einzelhandelsverband vom Konzept des Investors Oliver Helmke hält
Borgmann betont: „Es geht nicht nur um den Markt, sondern auch generell um Angelegenheiten in der Innenstadt.“ Baustellen gibt es dort genug. Da wäre zum Beispiel die Karstadt-Immobilie.
„Der Handelsverband begrüßt ausdrücklich, dass es nach der Insolvenz der Devello AG zur Verwertung der Liegenschaft im Rahmen eines Bieterverfahrens kommt“, so Borgmann. „Das Konzept von Oliver Helmke, die Liegenschaft nach Erwerb zu entwickeln und die Stadtverwaltung als wesentlichen Mieter der oberen Geschosse zu gewinnen, halten wir für erfolgversprechend.“
Borgmann meint: „Alles, was Frequenz in die Innenstadt bringt, ist auch gut für den Einzelhandel.“ Befürwortet wird Einzelhandel vor allem im Erdgeschoss der Immobilie. Zum Beispiel in Form einer Marktpassage.
Die Filiale von Karstadt hatte früher drei Eingänge, einen zur Hochstraße, einen zum Pferdemarkt und einen zur Hansastraße. „Es wäre wünschenswert, wenn mindestens zwei davon wieder geöffnet werden würden“, so Borgmann. Diese einstige Verbindungsachse könnte, so seine Einschätzung, die beiden zentralen Innenstadtstraßen (Hochstraße und Hansastraße) wieder miteinander verbinden und zur Belebung beitragen.
Allerdings muss sich dann auch etwas am Hansa-Center bewegen. „Wir sind verwundert darüber, dass nach der Präsentation des Nutzungskonzepts der SI&Am AG seit über einem Jahr keine weitere Entwicklung erkennbar ist“, sagt der Einzelhandelssprecher. „Angesichts der Bedeutung des Standorts sowie des fragwürdigen Zustands der Liegenschaft erwarten wir, dass die Stadt deutlicher politischen Einfluss nimmt.“ SI&AM hatte angekündigt, Ende Februar den Bauantrag für die Entwicklung des Einkaufszentrums einzureichen.
Beendigung des Leerstandes ist von zentraler Bedeutung für die City
Borgmann beschreibt den äußerlichen Zustand des Hansa-Centers als „verwahrlost“. „Ich glaube, dass die Stadt, wenn es um die Substanz und um die Sicherung des Gebäudes geht, Einfluss nehmen kann.“ Aus Sicht des Verbandes sei die Beendigung des Leerstandes von zentraler Bedeutung für die Innenstadt. „Ein Rückgang der Flächen für den Einzelhandel ist aus unserer Sicht bedauerlich, zugleich aber zeitgemäß.“
Zu mehr Frequenz in der Innenstadt kann auch weiterhin die Kirmes beitragen. „Sie hat eine lange Tradition und erfüllt eine wichtige Aufgabe als belebender Faktor“, so der Sprecher des Bottroper Einzelhandelsverbandes.
Handelsverband: Stadt hätte die Kirmesaussteller früher informieren müssen
Zuletzt wurde die Karnevalskirmes vonseiten der Stadt erst abgesagt, dann fand sie doch statt. „Da hätte die Stadt vorausschauender sein müssen. Man kann nicht so mit den Schaustellern umgehen“, meint Borgmann. Der Einzelhandelsverband meint, dass die Stadt die Aussteller über die Veränderungen früher hätte informieren müssen, sodass die Aussteller rechtzeitig Planungssicherheit gehabt hätten. „Wir bedauern, dass dies nicht in angemessener Form geschehen ist.“
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Borgmann hat nach Ende der Karnevalskirmes mit Einzelhändlern auf der Hochstraße gesprochen. Der Grundtenor war: „Vielleicht ist es besser, die Kirmes über die Innenstadt zu verteilen“, sagt Borgmann. Die Rückmeldungen von den Einzelhändlern seien durchweg positiv gewesen.
Die Karnevalskirmes wich dieses Mal teilweise auf alternative Standorte wie auf die Poststraße und auf dem Kirchplatz von St. Cyriakus aus. Wegen der A42-Sperrung und einem befürchteten Anstieg des Verkehrs musste die Osterfelder Straße als Rettungsgasse freibleiben.
Dass die Probleme mit der A42 über Jahre bleiben werden, davon ist Borgmann überzeugt. Zur Herbstkirmes kann im schlimmsten Fall ein ähnliches Szenario mit Sperrung der Osterfelder Straße drohen. „Vielleicht sollte man die Situation als Chance sehen. Dann haben wir nicht jedes halbe Jahr eine Grundsatzdiskussion“, merkt Borgmann an. Man könne über ein verändertes Kirmeskonzept nachdenken, indem auch die Einzelhändler in der Innenstadt und der Wochenmarkt integriert werden.
Apropos Osterfelder Straße: „Im Jahr 2023 fand eine öffentliche Diskussion über den Rückbau der Osterfelder Straße statt“, meint Borgmann.
Stadtplaner hatten vor gut einem Jahr vorgeschlagen, dass ein Durchfahrtverbot für Autos für die Modernisierung der Innenstadt besonders wichtig sei. Betroffen wäre die Osterfelder Straße zwischen dem Gleiwitzer Platz und dem Altmarkt. Den Planern sei aufgefallen, wie sehr die Achse aus Horster Straße und Osterfelder Straße den Stadtkern durchtrenne. Nur Anlieger und Busse dürften den Teil der City-Achse benutzen.
Borgmann: „Jetzt ist nicht die Zeit für Experimente an der Osterfelder Straße“
Nur im April 2023 existierte noch keine Sperrung der maroden A42-Brücke. An die weitreichenden Konsequenzen, inklusive Verkehrsbelastung, verschwendete niemand einen Gedanken. Ein Planer schlug damals einen Verkehrsversuch mit der Sperrung der City-Achse vor. Borgmann mit Blick auf die aktuelle Situation: „Jetzt ist nicht die Zeit für Experimente an der Osterfelder Straße.“
Seine Sorge ist, dass bei einer Sperrung der Verkehr in den Nebenstraßen noch mehr zunehmen wird. Der Sprecher zum Rückbau der Osterfelder Straße: „Wir halten eine weitere Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt für nicht sinnvoll.“ Darüber hinaus würde die Entwicklung der Innenstadt erst längerfristig zeigen, ob die damals vorgelegten Entwürfe überhaupt geeignet seien.